Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Schwarz-Weiß macht es ganz unnötig spannend
Hockey-Zweitligist aus Neuss gelingt erster Rückrundensieg, verspielt beim 7:5-Erfolg über Kahlenberg aber fast noch einen 6:1-Vorsprung.
NEUSS So fühlt sich der Sommer an. Der 7:5-Heimsieg (Halbzeit 3:1) des HTC SW Neuss über den Kahlenberger HTC war noch nicht im Sack, da griff Trainer Matthias Gräber zum Sonnenöl. Seine Jungs waren zwar gerade dabei, einen 6:1-Vorsprung zu verspielen, doch besonders gestresst wirkte der 37-Jährige nicht, kam ihm das Match der 2. HockeyBundesliga Nord doch „ein bisschen vor wie ein Freundschaftsspiel am Sonntagnachmittag.“
Bei Bilderbuchwetter ersparten die beiden Rivalen, die sich zu Beginn des Jahres noch ein erbittertes Duell um den Klassenverbleib in der Hallen-Bundesliga geliefert hatten, den rund 250 Zuschauern das oft übliche Vorgeplänkel. Schon in der dritten Minute nutzte Sebastian Draguhn die erste von am Ende fünf Strafecken zum 1:0 für den Tabellenzweiten. Die Antwort der Gäste ließ allerdings nicht lange auf sich warten. Keine 120 Sekunden später war der ehemalige Neusser Felix Degen nach seiner von Torhüter Jonas Radeke parierten kurzen Ecke mit dem Nachschuss erfolgreich. Noch vor Ablauf des ersten Viertels adelte Cedric Heimbach mit den Treffern zum 3:1 (9./11.) starke Vorleistungen von Sebastian Draguhn und Tomasz Górny.
In ihrer (gefühlten) Überlegenheit gefielen sich die Hausherren offensichtlich so gut, dass sie die folgende Viertelstunde bis zur Halbzeitpause zu einer recht chilligen Angelegenheit machten. Zwar hätten Sebastian Draguhn gleich zweimal und Jan Mausberg den Vorsprung locker erhöhen können, doch auf der anderen Seite musste Jonas Radeke bei zwei Strafecken von Kevin KleineKlopries schon seine ganze Klasse zeigen.
Was mit einer konzentrierten Mannschaftsleistung so alles möglich ist, zeigten die auch individuell deutlich besser besetzten Gastgeber im dritten Abschnitt: Sebastian Draguhn markierte mit der zweiten Strafecke das 4:1 (33.), nach einem Foul an Cedric Heimbach im Kahlenberger Schusskreis verwandelte Philipp Weide den fälligen Siebenmeter mit Schmackes zum 5:1 (38.) und krönte kurz darauf, von Sebastian Draguhn in Position gebracht, eine Klasseeinzelleistung mit einer trockenen Salve zum 6:1 (39.) ins untere Toreck.
Im durchaus löblichen Bemühen, das Ergebnis weiter zu erhöhen, vernachlässigten die Schwarz-Weißen jedoch ihre Pflichten in der Defensive und schluckten binnen weniger Sekunden Tore von Lukas Keffel (39.) und dem ebenfalls schon mal an der Jahnstraße tätigen Philip Hüsgen zum 3:6. (40.). Das gefiel Gräber überhaupt nicht, vor dem letzten Viertel unkte er: „Die ersten beiden Spiele der Rückrunde endeten 3:3 – das hier geht 6:6 aus.“Die natürlich niemals ernst gemeinte Prophezeiung hätte sich freilich um ein Haar erfüllt. Denn während Sebastian Draguhn vorne den Ball bei der dritten Ecke an den Pfosten zirkelte (49.), setzten die eigentlich schon geschlagenen Gäste ihre Aufholjagd fort: Kevin Kleine-Klopries traf nach der vierten Ecke im Nachschuss zum 4:6 (54.) – wiederum war Radeke von seinen Vorderleuten schmählich im Stich gelassen worden –, 2:17 Minuten vor dem Ende gelang Thorben Pegel sogar das 5:6. Daraufhin nahm Kahlenberg seinen Torwart vom Feld, wollte das Glück so erzwingen. Ohne Erfolg. 40 Sekunden vor Schluss sorgte Philipp Weide abgeklärt für die Entscheidung. Und Gräber resümierte: „Wir wollten drei Punkte, das haben wir geschafft.“