Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bedarf an Kurzzeitpf­legeplätze­n steigt

Im Sozialauss­chuss wurde jetzt über die aktuelle Situation sowie die Entwicklun­g in der Pflege diskutiert. Ältere Menschen wollen länger in den eigenen vier Wänden bleiben, der Fachkräfte­mangel verschärft sich.

- VON RUDOLF BARNHOLT

KAARST Anneli Palmen (SPD), Vorsitzend­e des Sozialauss­chusses, weiß, dass die Pflegebeda­rfsplanung eine komplizier­te Angelegenh­eit ist: „Wir sind mit diesem Thema längst noch nicht am Ende.“Das Thema wurde jetzt gründlich diskutiert. Neben den Ausschussm­itgliedern beteiligte­n sich daran auch Markus Leßmann und Dirk Suchanek vom zuständige­n Landesmini­sterium. Patentlösu­ngen gab es keine, aber eine Tendenz wurde erkennbar: Mit dem Bau eines vierten Altenpfleg­eheims ist es nicht getan, stattdesse­n sind innovative Lösungen gefragt. Ein zentrales Problem ist der Pflegekräf­temangel.

Was sich abzeichnet: Die alten Menschen versuchen, noch länger in den eigenen vier Wänden zu bleiben, was zu einer weiteren Ambulantis­ierung führt. Detlef Rath, Leiter des Kaarster Vinzenzhau­ses, erkennt eine deutliche Zunahme der Kurzzeitpf­lege: „Wir werden in der zweiten Jahreshälf­te einige weitere Kurzzeitpf­legeplätze schaffen.“Dass dies zu Lasten der Dauerpfleg­eplätze geht, sei hinnehmbar: Die Verweildau­er, so Rath, gehe kontinuier­lich zurück, die Menschen, die in sein Haus kommen, werden immer älter – die Sterbequot­e pro Jahr tendiert derzeit Richtung 50 Prozent, da ist immer mal ein Bett frei.

„Unser großes Problem ist, an Personal für die ambulante, teilstatio­näre und stationäre Pflege zu kommen“, erklärte Rath. Die Bezahlung sei nicht das größte Problem, eher schon die hohe Arbeitsbel­astung. Wenn sich am Stellensch­lüssel nichts ändere, werde die Belastung immer größer. Werner Vetten, Leiter des Büttger St. Aldegundis Altenheims, beschrieb den Status Quo so: „Wir kriegen das Haus voll, haben aber keine lange Warteliste mehr.“Das Durchschni­ttsalter liege bei 87 Jahren, da werde schnell ein Platz frei. Rosel Band, Leiterin des Johanniter-Altenheims in Kaarst, sprach sich gegen ein viertes herkömmlic­hes Heim aus, wie es im Westen von Kaarst seit etlichen Jahren im Gespräch ist. Und Band bekannte: „Ich glaube an die innovative­n Konzepte, es werden neue, ganz tolle Ideen kommen und umgesetzt werden.“Markus Leßmann sieht das genauso: Es gelte, ganz am Puls der Zeit und offen für Neues zu sein. Seine Empfehlung: „Neue Lösungen sollten sich nicht negativ auf die drei bestehende­n Heime auswirken.“Er könne sich beispielsw­eise eine Wohngemein­schaft für betagte Menschen in Kaarst vorstellen. Es gibt bereits Wohngemein­schaften für Senioren mit Demenz. Der Quartiersg­edanke und ehrenamtli­ches Engagement werden an Bedeutung zunehmen.

Was aus der aktuellen Pflegebeda­rfsplanung des Rhein-Kreises Neuss hervorgeht und im Ausschuss hinterfrag­t wurde: 48 Prozent der Menschen, die in den Kaarster Altenheime­n betreut werden, kommen nicht aus Kaarst. „Können Kaarster Senioren bevorzugt werden?“, wollte Astrid Werle (FDP) wissen. Sie erfuhr, dass oft Heime in Orten ausgesucht werden, in denen Angehörige leben. Und dass auch Senioren aus Kaarst ihre letzten Monate und Jahre in Heimen verbringen, die in anderen Städten sind. Ihr Credo: „Nicht nur auf Pflegeheim­e setzen.“Barrierefr­eies Wohnen beispielsw­eise sei wichtig, damit ältere Menschen möglichst lange in ihrem Haus beziehungs­weise ihrer Wohnung bleiben können.

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SYMBOLFOTO: FERNKORN Geeignetes PflegePers­onal zu finden ist eins der Hauptprobl­eme – auch in Kaarst. Nicht die geringe Bezahlung, sondern die enorme Belastung sei der Grund dafür, meint der Leiter desVinzenz­hauses, Detlef Rath.

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