Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

CDU: Schwierige Suche nach einem Bürgermeis­ter-Bewerber

- VON LUDGER BATEN

NEUSS Die Situation ist neu für die Neusser Christdemo­kraten. Bisher galt, wen die CDU als Bewerber für den Chefsessel im Rathaus aufstellt, der ist auch der Favorit. Seit Gründung der Bundesrepu­blik stellte die CDU alle Neusser (Ober-)Bürgermeis­ter – bis zum historisch­en 13. September 2015. Da gewann Reiner Breuer die Wahl und wurde erster sozialdemo­kratischer Bürgermeis­ter der Stadt Neuss. Doch auch damals galt sein CDU-Mitbewerbe­r Thomas Nickel als Favorit, den Breuer als Herausford­erer besiegte.

Nun ist Breuer selbst der Mann, den es zu schlagen gilt. Selbstbewu­sst hat er seine Halbzeitbi­lanz vorgelegt und festgestel­lt, dass es noch genug für eine zweite Amtszeit zu tun gibt. Folgericht­ig kündigt er seine erneute Kandidatur für die Bürgermeis­ter-Wahl 2020 an. Kein Zweifel, dass seine Partei ihn schon bald als ihren Bürgermeis­ter-Kandidaten nominieren wird.

Erstmals sucht nun die Neusser CDU einen Herausford­erer des Amtsinhabe­rs, wenn sie sich auf die Suche nach einem Bürgermeis­terKandida­ten macht. Und es wird eine schwierige Suche, denn geeig- nete Persönlich­keiten stehen nicht schlange. Im Gegenteil. Der Parteivors­itzende und die Chefin der Ratsfrakti­on sind mit mehr als 60 Lebensjahr­en zu alt, der frühere Minister Hermann Gröhe sieht seine politische Zukunft weiterhin im Bund, und auch Landtagsab­geordneter Jörg Geerlings – im Düsseldorf­er Parlament mit wichtigen Aufgaben betraut – verspürt offenbar wenig Lust, sich in einen RathausWah­lkampf mit höchst ungewissem Ausgang zu begeben.

Die schwierige Aufgabe, einen CDU-Herausford­erer zu finden, der nicht nur Zählkandid­at ist, sondern eine echte Chance gegen Reiner Breuer besitzt, fällt Jürgen Brautmeier zu. Der neue Parteivors­itzende ist 63 Jahre alt, weitgehend ohne CDU-Stallgeruc­h und unterschei­det sich von all seinen Vorgängern im Amt vor allem in einem: Brautmeier will nichts werden. Noch nicht einmal Stadtveror­dneter. Das macht diesen neuen CDU-Chef so unfassbar unabhängig, dass er selbst seine Parteifreu­nde noch überrasche­n wird. Er muss auf niemanden Rücksicht nehmen, weil er dessen Stimme irgendwann selbst einmal benötigt. So ist Jürgen Brautmeier in diesen Tagen unterwegs. „Ich sammele Namen“, sagt er. Er erwartet, dass nach der Sichtung Ende des Jahres „so acht bis zehn Namen“auf seiner Liste stehen wird: „Ich werde mit allen sprechen.“Wichtig sind ihm drei Aspekte: Mögliche Kandidaten sollten Führungsko­mpetenz und Erfahrung mitbringen und sympathisc­h auftreten können: „Bürgermeis­ter ist kein Job auf den man lernt.“Wer bereits auf seiner Liste steht, verrät er nicht. Sebastian Rosen? Ursula Hüsch? Dirk Brügge? Stefan Hahn? Christoph Hölters? „Kein Kommentar“, lautet Brautmeier­s Kommentar. Ein Bewerber mit Neuss-Bezug sei wünschensw­ert, sagt Brautmeier, der Bezug zur Stadt könnte aber auch darin bestehen, dass er außerhalb der Stadt- und Kreisgrenz­e mit oder für Neuss arbeite. Zum Beispiel in einem Ministeriu­m oder in einer Nachbarsta­dt. Und noch eins stellt der oberste Kandidaten­sucher der CDU fest: Der Bewerber sollte zwei Wahlperiod­en absolviere­n können. Im Klartext: Brautmeier sucht jemanden, der jünger als 60 Jahre ist. Und wann will er ihn gefunden haben? „Ideal wäre eine Aufstellun­gsversamml­ung vor der Sommerpaus­e 2019.“Ein Jahr ist schnell um.

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