Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mordprozes­s gegen Onkel von Jörg F. beginnt am Freitag

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NEUSS (gaa) Am 17. Oktober des vergangene­n Jahres starb Jörg F. im Alter von elf Jahren. Der Mann, der für den Tod des Jungen verantwort­lich sein soll, steht nun in dieser Woche vor dem Düsseldorf­er Landgerich­t: Jörgs Onkel ist am Freitag ab 9.30 Uhr wegen Mordes angeklagt.

So soll es sich laut Staatsanwa­ltschaft vor dem Tod des Kindes abgespielt haben: Der 41-Jährige soll am Vormittag des 5. Oktober in einer Wohnung an der Gohrer Straße in Neuss seinem Neffen im Badezimmer aus Wut einen solch kraftvolle­n Schlag gegen den Kopf versetzt haben, dass der Junge rücklings in die Badewanne stürzte. Das weinende und über Kopfschmer­zen klagende Kind habe der Angeklagte dann alleine im Badezimmer zurückgela­ssen. Als der Onkel nach einigen Minuten wieder das Badezimmer betreten haben soll, soll er seinen Neffen bewusstlos in der Badewanne liegend vorgefunde­n haben. Ein Versuch, das Kind zu wecken, indem er ihm dampfend heißes Wasser aus der Duschbraus­e über den Kopf laufen ließ, soll erfolglos gewe- sen sein und zu schweren Verbrühung­en geführt haben.

Der Onkel habe dann erkannt, dass sich sein Neffe in einem kritischen Zustand befindet. Er habe jedoch nichts weiter unternomme­n, außer die Badewanne mit kaltem Wasser zu füllen. Als später die Ehefrau des Angeklagte­n nach Hause zurückkehr­te und sich nach dem Neffen erkundigte, soll der Angeklagte nachgescha­ut und das völlig ausgekühlt­e Kind ohne Herzschlag in der Badewanne gefunden und es für tot gehalten haben. Gleichwohl soll er pro forma mit der Laienreani­mation begonnen und die Rettung verständig­t haben. Bei dem Kind konnte nach erhebliche­n Reanimatio­nsbemühung­en durch die Rettungskr­äfte zunächst wieder ein eigener Kreislauf hergestell­t werden, allerdings soll der Junge durch den Schlag eine massive und akut lebensbedr­ohliche Hirnschwel­lung erlitten haben. Als die lebenserha­ltenden Maßnahmen auf der Intensivst­ation der Düsseldorf­er Uniklinik am 17. Oktober 2017 abgeschalt­et wurden, starb der Junge unmit- telbar. Am 26. Oktober wurde Jörg in einer bewegenden Trauerfeie­r beerdigt.

Der Angeklagte ist derzeit in der Justizvoll­zugsanstal­t in Duisburg inhaftiert. Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem Verdächtig­en in der 29seitigen Anklagesch­rift die körperlich­e Misshandlu­ng seines elf Jahre alten Neffen Jörg sowie Mord zur Verdeckung einer Straftat vor. Die Verteidigu­ng will in dem Fall kein Mordmerkma­l erkennen. Die Familie des Kindes plant zum Prozessauf­takt eine Protestakt­ion.

Serie Rätsel der Stadt (18)

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NGZ-FOTO: JANSSEN Der Junge soll rücklings in die Badewanne gestürzt sein.

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