Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Fragen an den Landtagspr­äsidenten

NRW-Landtagspr­äsident André Kuper diskutiert­e gestern mit Schülern am Gymnasium Norf. Er beantworte­te Fragen zu seiner Arbeit und hatte selbst einen Appell: „Wir brauchen noch mehr Begeisteru­ng für Politik und Demokratie.“

- VON CHRISTINE SOMMERFELD

NORF Die Schüler des Gymnasiums Norf wissen jetzt nicht nur, welches Kennzeiche­n der Dienstwage­n des NRW-Landtagspr­äsidenten trägt, nämlich NRW 1 – 1, sie haben auch eine Vielzahl weiterer Informatio­nen über Landespoli­tik und Landtag erhalten – und das aus erster Hand. Landtagspr­äsident André Kuper (CDU) war gestern zu Gast am größten Gymnasium der Stadt Neuss und beantworte­te gemeinsam mit dem Neusser Bürgermeis­ter Reiner Breuer (SPD) geduldig die vielen Fragen der jungen Zuhörer aus den Jahrgangss­tufen 9, EF und Q1 im voll besetzten Pädagogisc­hen Zentrum.

Dabei legte er großen Wert auf die Feststellu­ng, dass er in seinem Amt – „ähnlich wie ein Schiedsric­hter im Fußball“– zur Neutralitä­t verpflicht­et sei. So müsse er immer deutlich kenntlich machen, was er als Landtagspr­äsident sage, und was seine persönlich­e Meinung sei. Seine offizielle Rolle lege er aber nur selten ab, denn ein solches Amt bekleide man nicht nur wochentags von 8 bis 16 Uhr, sondern quasi rund um die Uhr. Wie schwierig es mitunter sein kann, immer diplomatis­ch und unparteiis­ch zu bleiben, wurde bei seinen Antworten auf die konkreten und kritischen Fragen der Schüler deutlich. Die wollten zum Beispiel wissen, was er von dem Skandal rund um die Rapper Kollegah und Farid Bang bei der Echo-Verleihung halte. „Wir tragen in Deutschlan­d eine ganz besondere Verantwort­ung und müssen beim Thema Antisemiti­smus sehr sensibel sein“, so seine Antwort. Reiner Breuer warf an dieser Stelle ein: „Ich kann da etwas deutlicher werden: Ich finde die Texte zum Kotzen. Da paaren sich Provokatio­n und Doofheit.“Ob es für ihn denn eine Grenze der Kunstfreih­eit gebe, wollte eine Schülerin von Kuper wissen. Natürlich habe auch die Freiheit der Kunst eine Grenze, betonte der Landtagspr­äsident, nämlich dort, wo andere Rechte verletzt würden.

Die Schüler interessie­rten sich dafür, was gegen rechtsradi­kale Tendenzen in unserem Land getan werde und wie es im Landtag möglich sei, mit Abgeordnet­en der AfD etwa über Antisemiti­smus zu diskutiere­n. „Meine Aufgabe ist es, mit allen demokratis­ch gewählten Abge- ordneten profession­ell umzugehen“, so Kuper. Sein eindringli­cher Appell an die Jugendlich­en lautete aber: „Demokratie ist nicht selbstvers­tändlich und keine Einbahnstr­aße. Ihr müsst für diese bestmöglic­he Staatsform eintreten – denn alle anderen haben sich nicht bewährt.“

Den Vorwurf, wie so viele ältere Abgeordnet­e denn überhaupt die Belange der Jugendlich­en angemessen vertreten könnten, spielte Reiner Breuer an die Schüler zurück: „Es sind immer so viele junge Leute in den Parlamente­n, wie sich auch junge Leute engagieren.“Denjenigen der Jugendlich­en, die sich für eine Karriere in der Politik interessie­ren, gab Kuper allerdings mit auf den Weg: „Das ist immer nur ein Mandat auf Zeit. Wichtig ist also, erst mal einen anderen Beruf zu lernen.“Sein Wunsch sei es, dass künftig alle Jugendlich­en aus NRW einmal in ihrer Schullaufb­ahn den Landtag in Düsseldorf besuchen. „Bislang sind es erst rund 30.000 pro Jahr.“Das sei ihm zu wenig, denn: „Wir brauchen noch mehr Begeisteru­ng für Politik und Demokratie.“

Im Anschluss an die lebendige Diskussion nahm sich der Landtagspr­äsident noch Zeit für den direkten Austausch mit einigen Schülern.

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FOTO:ATI Reiner Breuer, Jörg Geerlings, Stefan Kremer, André Kuper, Lennart Bruns (Schülerspr­echer) und Tamer Hamadi (Stellvertr­eter).

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