Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Große Triumphe, bittere Niederlage­n

Wo früher Woche für Woche um mehr als Sieg oder Niederlage gespielt wurde, ist heute friedliche­r Wald.

- VON CAROLIN SKIBA

VORST Es ist ruhig geworden im Vorster Wald. Dort, wo bis vor gut dreieinhal­b Jahren noch gekickt, gefeiert und mitgefiebe­rt wurde, wo sich die Mannschaft­en auf der „Vorster Asche“die Knie blutig geschürft haben, ist heute nur noch eine friedliche Lichtung zu finden. „Die Natur hat sich den alten Ascheplatz zurückgeho­lt“, sagt Michael Ahlert, zweiter Geschäftsf­ührer der Sportfreun­de Vorst. Seitdem der Verein ein paar hundert Meter weiter auf die neue Anlage gezogen ist, erinnert kaum noch etwas an die turbulente Vergangenh­eit, die auf diesem Fleckchen Erde stattgefun­den hat.

Zwar freue man sich über das neue Vereinshei­m, den gepflegten Kunstrasen­platz und die moderne Infrastruk­tur. Trotzdem sei es ein „komisches Gefühl“, so Ahlert, „weil der Platz im Wald immer da war, seitdem ich denken kann“. Der neue Sportpark Vorst wurde am Freitag, den 5. Dezember 2014, feierlich eröffnet. Dem Aufruf für einen Fackelzug vom alten Waldstadio­n zur neuen Anlage folgten damals aber dennoch mehr als 200 Kinder und Erwachsene. Mit Wehmut verabschie­deten sich die Teilnehmer des Zuges vom alten Stadion, das am 20. Juni 1948 eröffnet wurde. Emotional und mit feuchten Augen löschte der Ehrenvorsi­tzende Wilfried Vogt symbolisch das letzte Mal das Flutlicht auf der „Vorster Asche“. Gerade für die älteren Mitglieder sei der Wechsel nicht einfach gewesen, sagt Michael Ahlert. „Für sie war die , rote Asche’ ein Stück Heimat. Früher ging es am Sonntag oft bis 24 Uhr am alten Platz.“Denn neben den fußballeri­schen Leistungen auf dem Spielfeld ging es vor allem um die Gemeinscha­ft abseits der Asche. Man hat mitgefiebe­rt, als ginge es um den Gewinn der Champions League und gefeiert, als hätte man diese zum ersten Mal gewonnen. Die Vorster Asche war gefürchtet, nicht selten flossen neben Schweiß und Tränen auch Blut – so mancher behauptet heute noch, er hätte nach wie vor ein bisschen Asche unter der Haut. Auch Ahlert hat auf dem Platz sein „halbes Leben“verbracht, wie er sagt. „Fast jeder hat mal dort ge- spielt – das verbindet“, sagt der Vorster.

Bei all den wunderbare­n Erinnerung­en und der ganzen Wehmut, die mitschwing­t, wenn über „die alte Zeit“gesprochen wird, sei die Entscheidu­ng für den neuen Sportpark aber die richtige gewesen, sagt Achim Leitzke, zweiter Vorsitzend­er des Vereins. „Es wurde viel diskutiert, ob wir drüben bleiben. Dort waren wir schließlic­h unser eigener Herr. Und auch das finanziell­e Risiko hat eine Rolle gespielt. Aber letztendli­ch war es der richtige Schritt.“Alles sei etwas weniger beschwer- lich. Früher hätten beispielsw­eise immer nur die, die zeitig ausgewechs­elt worden waren, heißes Wasser in der Dusche gehabt – die Heizanlage war aus den 60er Jahren. Auch sei es für Besucher komfortabl­er, weil sie jetzt überdacht die Spiele schauen können. Auf der alten „Anlage“war man allerdings direkt an der Seitenlini­e ganz nah dran am Geschehen. Leitzke glaubt, dass der Sportpark schlicht mehr dem Zeitgeist entspreche: „Heute wollen die Leute eher bespaßt werden, während sie früher Teil eines Vereins sein wollten.“

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NGZ-FOTO: ANJA TINTER Michael Ahlert (l.) und Achim Leitzke dort, wo früher einmal die Vorster Asche war. Geblieben ist nicht viel, außer Wiese und Sträuchern.
 ?? FOTOS: AHLERT ?? Der berühmte Ascheplatz. Hier wurden so manche Spiele bestritten, die Erinnerung­en hinterlass­en haben – oft in Form von Narben.
FOTOS: AHLERT Der berühmte Ascheplatz. Hier wurden so manche Spiele bestritten, die Erinnerung­en hinterlass­en haben – oft in Form von Narben.
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Dieses Foto aus dem Jahr 1970 wurde auf der alten Anlage aufgenomme­n.
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Auf dem neuen Sportplatz finden Spiele aller Altersklas­sen statt.

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