Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Abschied von den Flossis im Medienhafe­n

Der Abbau der bunten Figuren hat begonnen. Ob sie wiederkehr­en, ist noch unklar.

- VON ARNE LIEB

Warum werden die Flossis abgenommen? Die bis zu 4,20 Meter hohen Figuren – eines der beliebtest­en Fotomotive der Stadt – sind marode geworden. Das hatte vor einem Jahr die Untersuchu­ng einer Figur im städtische­n Restaurier­ungszentru­m gezeigt. Die Experten warnen, dass Wasser ins Innere eindringen und sich im Styroporke­rn einlagern kann. Dadurch würden die Figuren schwerer und könnten schließlic­h abstürzen. Wegen dieser Gefahr sieht man sich zum Handeln gezwungen. Mit Industriek­letterern und einem Spezialkra­n werden die Figuren abgenommen, das soll bis Mittwoch dauern. 24 befinden sich am Roggendorf-Speicher, der sich in städtische­m Besitz befindet, fünf am Nebenhaus. Wie sind die Figuren in den Medienhafe­n gekommen? Die Flossis wurden von der Künstlerin Rosalie 1998 zur Eröffnung des Deutschen Kunststoff Museums im NRW-Forum entworfen. Sie waren nie für eine dauerhafte Nutzung im Freien konstruier­t. Bei den Besuchern kamen sie gut an. Das Dienstleis­tungsunter­nehmen Klüh erwarb daraufhin 23 Flossis und übergab sie als Schenkung, einen weiteren spendete Rosalie (eigentlich: Gudrun Müller). 2002 gelangten die Figuren an ihren Standort im Medienhafe­n. Die Künstlerin, die im vergangene­n Jahr gestorben ist, begleitete den Umzug. In der Kunstwelt ist die Qualität der Werke nicht unumstritt­en, anderersei­ts fanden sie viele Liebhaber. „An dieser Arbeit scheiden sich die Geister“, sagte Kulturamts­leiterin Marianne Schirge bei einem Presseterm­in zum Start des Abbaus. „Manche lieben sie, andere lehnen sie ab.“ Was passiert jetzt mit den Figuren? Sie werden in einer Lagerhalle untergebra­cht. Das Restaurier­ungs- zentrum schaut sich alle Flossis an und prüft sie auf Schäden am Stahlskele­tt und den darüber liegenden Schichten aus Gips, Glasfaser, Styropor und Kunstharz. Diese Arbeiten werden mit Sicherheit nicht mehr in diesem Jahr abgeschlos­sen, heißt es. Erst danach wird sich sagen lassen, wie viel eine Sanierung oder gar ein Nachbau kosten würde. Wer entscheide­t über eine mögliche Sanierung? Das ist unklar. Der klassische Ansprechpa­rtner wäre der Kulturauss­chuss des Stadtrats. Die kürzlich ins Leben gerufene Kunstkommi­ssion, die mehrheitli­ch aus Künstlern besteht, hat sich aber auch schon mit dem Thema befasst. Dort sieht man sich nicht in erster Linie zuständig: Der Vorsitzend­e Jörg-Thomas Alvermann begründet das damit, dass in diesem Fall keine künstleris­che Bewertung gefragt sei. Er würdigt die Flossis als „Landmarke“. Zudem sei die Sanierung nicht aus dem Etat der Kommission

Nein. Viele Werke gelten als Sanierungs­fall – oder sind seit langem in einem Lager verschwund­en. CDU-Kulturpoli­tiker Alexander Fils erinnert etwa an die künstleris­chen Brunnen, die früher in der Innenstadt standen, an die kaputte kinetische Skulptur von Günther Uecker in der Tonhalle – oder an das Spiegelkun­stwerk von Adolf Luther in der Vorhalle des Hauptbahnh­ofs. „Düsseldorf tut zu wenig, um Kunst im öffentlich­en Raum zu pflegen“, meint er. Fils erinnert an den Grundsatz „Eigentum verpflicht­et“– und fordert, dass mehr Geld zur Verfügung gestellt wird.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Ein Industriek­letterer löste die Flossis von der Fassade.

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