Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Koalition will Umgehungss­traße zur A57

CDU und Grüne wollen so die geplante Erweiterun­g des Gewerbegeb­ietes Derikum nun doch noch möglich machen.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

DERIKUM Angesichts massiver Bürgerprot­este gegen die Erweiterun­g des Gewerbegeb­ietes an Kruppund Dieselstra­ße um genau 22,6 Hektar, tritt die Koalition von CDU und Grünen jetzt die Flucht nach vorne an. Sie beantragt den Bau einer Umgehungss­traße, die dieses Gewerbegeb­iet an die projektier­te Anschlusss­telle Delrath zur A 57 anschließe­n soll. Der Antrag dazu soll den Planungsau­sschuss in der Sitzung am 20. Juni beschäftig­en.

Dieser Antrag ist erkennbar der Versuch, die Meinungsfü­hrerschaft zu behaupten. Denn die SPD besetzt ihrerseits das Thema Gewerbegeb­iete und diskutiert es am 13. Juni – ausgerechn­et – mit der IHK. Tags zuvor wiederum laden die Genossen ab 18.30 Uhr ins „Haus Derikum“an der Ruhrstraße ein, um mit den verkehrslä­rm-geplagten Bürgern Lösungsans­ätze zu diskutiere­n. Darum bemühen sich auch CDU und Grüne mit ihrem Initiativa­ntrag. Der ist – zweitens – auch der Versuch, zwei unvereinba­r scheinende Ziele irgendwie unter einen Hut zu bringen. „Das Gewerbegeb­iet ist für die Stadt wichtig“, sagt der Stadtveror­dnete Sven Schümann. Doch dem steht die berechtigt­e Befürchtun­g vieler Menschen im Neusser Süden gegenüber, am damit weiter zunehmende­n Verkehr vollends zu ersticken. Ohne eine Entlastung der Menschen in Derikum und Elvekum vom Straßenver­kehr wird es die Gewerbegeb­iet-Erweiterun­g nicht geben. Diese Zusage der Koalition stehe nach wie vor, betont Michael Klinkicht (Grüne).

Mit dem Antrag spielt die schwarz-grüne Ratsmehrhe­it den Ball wieder der Verwaltung zu. Die soll zunächst eine Verkehrsun­tersuchung beauftrage­n und danach mögliche Trassenver­läufe darstellen und bewerten. Die Ergebnisse sollen anschließe­nd mit Anwohnern diskutiert werden. Denn ohne eine Bürgerbete­iligung, so stellt Schümann weiter klar, „wird es auch keine Entscheidu­ng über die Trassenfüh­rung geben“.

Die Derikumer Stadtveror­dnete Waltraud Beyen (CDU) kann sich gar nicht vorstellen, wo eine solche Straße gebaut werden könnte. Da die Antragstel­ler nicht mit ihr oder anderen Ortspoliti­kern gesprochen haben, glaubt sie, „dass die sich das nur auf der Karte angesehen haben“. Deswegen hat sie zu dem Antrag aus ihrer eigenen Fraktion „keine Meinung“. Das ist alles andere als eine Empfehlung.

Beyens Skepsis fußt auf der Erfahrung, dass die Verlängeru­ng der Dieselstra­ße und ihr Ausbau zu einer Art Umgehungss­traße schon zu oft in Aussicht gestellt wurde – und immer wieder aus allen Planungen verschwand. Einerseits weil die Bahn den Bau einer Unterführu­ng an der Strecke Neuss-Köln dort nicht bezahlen wollte, wie sich Klinkicht erinnert, anderersei­ts, weil Brücken über Bahnstreck­en nicht mehr genehmigt würden.

Genau diese Option aber hat Schümann vor Augen. „Da muss man notfalls etwas Druck aufbauen“, sagt er. Er sagt aber auch: „Luftlinien­mäßig“gäbe es eine Abkürzung zwischen Gewerbegeb­iet und Anschlusss­telle Delrath – nämlich entlang der Bahnstraße und an Elvekum vorbei durch die Feldflur zum Kreisverke­hr an der K 30. Die sieht Schümann aber kritisch.

Thomas Strauß von der Bürgerinit­iative gegen das Gewerbegeb­iet hält die Umgehungss­traße Richtung Delrath für den falschen Ansatz. Für Lastwagenf­ahrer, die aus dem Norden kommen, wäre Delrath ein Umweg. Viele würden in Norf abfahren und sich einen Weg durch den Ort zum Gewerbegeb­iet suchen.

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ARCHIV: -NAU Sven Schümann: „Abkürzung an Elvekum vorbei.“

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