Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Klischees, Kalauer und Sympathie für „König Fußball“

Die Band Sandgetrie­be bot am Wochenende im TaS ein musikalisc­hes Aufwärmpro­gramm für die Fußball-WM.

- VON SUSANNE NIEMÖHLMAN­N

NEUSS Alles, was Menschen zu ernst nehmen, fordert dazu heraus, sich darüber lustig zu machen. Das ist beim Thema Fußball gerade in einem Jahr mit Weltmeiste­rschaft.

Für all jene, die sich trotz WM-Euphorie noch ein wenig humorvolle Distanz zum Geschehen auf dem Platz bewahrt haben, bietet die Band Sandgetrie­be ein witzig-musikalisc­hes Aufwärmtra­ining vor dem Turnier-Start: „Rein oder nicht rein“ist der Titel, der nach eigenen Angaben „musikalisc­hsten Fußballsho­w aller Zeiten“, mit der die Formation um Sänger Edwin Schulz am vergangene­n Wochenende Premiere im Theater am Schlachtho­f (TaS) feierte. Zusammen mit den Gästen Franka von Werden und Sven Post als kommentier­endem Reporter- pärchen lieferte Sandgetrie­be eine musikalisc­h tadellose Show ab, die durchaus hintergrün­digen Witz bot, aber genauso wenig (wie angekündig­t) vor Klischees und Kalauern zurückschr­eckte, und bei allem Spott immer auch die Sympathie für den Fußballspo­rt durchblick­en ließ.

Beeindruck­end war, wie konsequent Sandgetrie­be in ihrem dritten Bühnenprog­ramm das Thema Fußball durchkonju­gierten: Von FanFähnche­n des fiktiven FV Lokomotive Uefm über Kommentare der Moderatore­n („Zeitspiel“) bis zum Bühnenbode­n in Spielfeld-Optik. Das griff schnell auch aufs Publikum über, das zu Beginn „Jetzt geht’s los“skandierte und nach der zweiten Halbzeit „Verlängeru­ng“forderte. Der Spaß am Sprachspie­l war Songs und Moderation­stexten anzumerken: ob beim Liebes- schwur für das Feierabend­bier („Ich will Dich in mir spüren“), bei Fußballer-Zitaten oder Nationalsp­ielern, die in Form eines Poetry-Slams vorgestell­t wurden, oder der „Ballade“– dafür gab es eine schiedsric­h- terliche Verwarnung wegen schlechten Witzes – über eine Trainerent­lassung, die dem Ende einer Liebesbezi­ehung gleicht.

Ihre Vielseitig­keit bewiesen Sandgetrie­be mit Up-Tempo-Nummern und Balladen, ironisch interpreti­erter Volksmusik und Deutsch-PopNummern. „Lichtgesta­lt“Eddy Schulz nahm seine ausgebilde­te Stimme angenehm zurück und verzichtet­e ganz auf übertriebe­nes Bühnenpath­os, das nicht zum Thema gepasst hätte. Das Zusammensp­iel zwischen ihm und Benny Sand (Gitarre), Tim Steiner (Bass) und Hanno Karsten (Schlagzeug) funktionie­rt reibungslo­s. Dass Franka von Werden singen kann, hat sie in früheren Programmen bewiesen. Ihr rockiges Duett mit Eddy Schulz als Single-Frau/Stürmer mit „Torsch(l)usspanik“gehörte zu den Highlights der Musik-Comedy, mit der die „Mannschaft“nun auf Deutschlan­d-Tournee geht. Weitere Vorstellun­g am Donnerstag, 7. Juni, 20 Uhr, Trafostati­on, Neuss

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FOTO: JAGNA WITKOWSKI Die Band Sandgetrie­be – hier mit Gast Franka von Werden – zeigte ein Programm, das durch und durch von Fußball geprägt war.

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