Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Großer Sport, große Emotion – großartig
Sportler aus dem Rhein-Kreis Neuss gewinnen bei nationalen Spielen von Special Olympics in Kiel fast 50 Medaillen.
KIEL Das olympische Feuer auf dem Kieler Rathausplatz brannte wieder, so wie 1972, als in der Stadt an der Ostsee die olympischen Segelwettbewerbe stattgefunden hatten. Nun war der Anlass ähnlich. Nur war Kiel diesmal nicht nur Ausrichter der Segelwettbewerbe, sondern das Zentrum dieser olympischen Spiele der besonderen Art. Zu den nationalen Spielen von Special Olympics zog es in der vergangenen Woche 4600 Athleten mit geistiger Behinderung aus ganz Deutschland in die Hafenstadt, um sich in 19 Sportarten zu messen – und den olympischen Gedanken zu leben.
Mittendrin waren zahlreiche Athleten aus dem Rhein-Kreis Neuss, die für fünf Einrichtungen und Vereine starteten: die Gemeinnützigen Werkstätten Neuss (GWN), die Varius-Werkstätten aus Hemmerden, die Schule am Nordpark sowie die beiden Tennisclubs NTC Stadtwald und Grün-Weiß Neuss. Die Bilanz von zwölf nationalen Titeln, sowie 18 Silber- und 17 Bronzemedaillen kann sich mehr als sehen lassen. Sowohl die etablierten Sportler als auch die Newcomer überzeugten in Kiel mit ihren Leistungen.
Für Helge Stockmann von den Gemeinnützigen Werkstätten Neuss (GWN) brachte sein erster Einsatz bei nationalen Spielen gleich eine Goldmedaille im Tischtennis-Einzel. „Ich bin total überrascht gewesen, hier direkt Gold zu gewinnen“, sagte Stockmann. Mit Blick auf die sehr stimmungsvolle Eröffnungsfeier mit mehr als 10.000 Teilnehmern und Gästen, wie der deutschen First Lady Elke Büdenbender, zeigte sich der GWN-Sportler tief beeindruckt. „Die Eröffnungsfeier war überwältigend. Dass die Spiele so einen hohen Stellenwert genießen, hätte ich vorher nicht gedacht.“
Beeindruckt waren auch die Athleten der Schule am Nordpark, die erstmals an nationalen Spielen teilnahmen. „Die Schüler sind begeis- tert von der Stimmung und der Größe der Spiele“, sagte Judo-Headcoach Brigitte Laskowski, „hier feuern sich alle gegenseitig an, jeder freut sich für jeden.“Damit unterstrich sie, was Kiels Oberbürgemeister Ulf Kämpfer bereits bei der Eröffnungsfeier angekündigt hatte: „Es ist schön, dass hier echter und fairer Sport stattfindet. Das können wir in einer kommerzialisierten Sportwelt gut gebrauchen.“
Dass sich Kiels Bevölkerung von dieser olympischen Atmosphäre hat anstecken lassen, habe man während der ganzen Woche gemerkt, befand Varius-Delegationsleiterin Birgit Zander: „Das sind mit die besten Spiele, die ich je erlebt habe. Die Menschen haben uns auf der Straße auf die Spiele angesprochen und uns zu unseren Medaillen gratuliert.“
Großen Sport gab es bei den Special Olympics natürlich auch: „Im Tennis ist das Niveau im oberen Bereich noch einmal gestiegen“, sagte Grün-Weiß-Headcoach Günter Ziegenbein, der den Finalsieg seines Schützlings Patrick Haberland hervorhob. „Das war Tennis vom feinsten“, so Ziegenbein, „die Zuschauer sind nicht nach Hause gegangen, weil sie so fasziniert vom Spiel waren. Das war Werbung für die Special Olympics.“
Die kann der Verband momentan bestens gebrauchen: Im Rahmen der nationalen Spiele machten Vertreter von Special Olympics Deutschland auf ihre Bewerbung für die Weltspiele aufmerksam. Der Verband will die internationalen Sommerspiele im Jahr 2023 nach Deutschland holen. Sie böten die Möglichkeit, das olympische Feuer erneut zu entfachen und olympischen Sport zu erleben.