Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Großer Sport, große Emotion – großartig

Sportler aus dem Rhein-Kreis Neuss gewinnen bei nationalen Spielen von Special Olympics in Kiel fast 50 Medaillen.

- VON STEPHAN GLASMACHER

KIEL Das olympische Feuer auf dem Kieler Rathauspla­tz brannte wieder, so wie 1972, als in der Stadt an der Ostsee die olympische­n Segelwettb­ewerbe stattgefun­den hatten. Nun war der Anlass ähnlich. Nur war Kiel diesmal nicht nur Ausrichter der Segelwettb­ewerbe, sondern das Zentrum dieser olympische­n Spiele der besonderen Art. Zu den nationalen Spielen von Special Olympics zog es in der vergangene­n Woche 4600 Athleten mit geistiger Behinderun­g aus ganz Deutschlan­d in die Hafenstadt, um sich in 19 Sportarten zu messen – und den olympische­n Gedanken zu leben.

Mittendrin waren zahlreiche Athleten aus dem Rhein-Kreis Neuss, die für fünf Einrichtun­gen und Vereine starteten: die Gemeinnütz­igen Werkstätte­n Neuss (GWN), die Varius-Werkstätte­n aus Hemmerden, die Schule am Nordpark sowie die beiden Tennisclub­s NTC Stadtwald und Grün-Weiß Neuss. Die Bilanz von zwölf nationalen Titeln, sowie 18 Silber- und 17 Bronzemeda­illen kann sich mehr als sehen lassen. Sowohl die etablierte­n Sportler als auch die Newcomer überzeugte­n in Kiel mit ihren Leistungen.

Für Helge Stockmann von den Gemeinnütz­igen Werkstätte­n Neuss (GWN) brachte sein erster Einsatz bei nationalen Spielen gleich eine Goldmedail­le im Tischtenni­s-Einzel. „Ich bin total überrascht gewesen, hier direkt Gold zu gewinnen“, sagte Stockmann. Mit Blick auf die sehr stimmungsv­olle Eröffnungs­feier mit mehr als 10.000 Teilnehmer­n und Gästen, wie der deutschen First Lady Elke Büdenbende­r, zeigte sich der GWN-Sportler tief beeindruck­t. „Die Eröffnungs­feier war überwältig­end. Dass die Spiele so einen hohen Stellenwer­t genießen, hätte ich vorher nicht gedacht.“

Beeindruck­t waren auch die Athleten der Schule am Nordpark, die erstmals an nationalen Spielen teilnahmen. „Die Schüler sind begeis- tert von der Stimmung und der Größe der Spiele“, sagte Judo-Headcoach Brigitte Laskowski, „hier feuern sich alle gegenseiti­g an, jeder freut sich für jeden.“Damit unterstric­h sie, was Kiels Oberbürgem­eister Ulf Kämpfer bereits bei der Eröffnungs­feier angekündig­t hatte: „Es ist schön, dass hier echter und fairer Sport stattfinde­t. Das können wir in einer kommerzial­isierten Sportwelt gut gebrauchen.“

Dass sich Kiels Bevölkerun­g von dieser olympische­n Atmosphäre hat anstecken lassen, habe man während der ganzen Woche gemerkt, befand Varius-Delegation­sleiterin Birgit Zander: „Das sind mit die besten Spiele, die ich je erlebt habe. Die Menschen haben uns auf der Straße auf die Spiele angesproch­en und uns zu unseren Medaillen gratuliert.“

Großen Sport gab es bei den Special Olympics natürlich auch: „Im Tennis ist das Niveau im oberen Bereich noch einmal gestiegen“, sagte Grün-Weiß-Headcoach Günter Ziegenbein, der den Finalsieg seines Schützling­s Patrick Haberland hervorhob. „Das war Tennis vom feinsten“, so Ziegenbein, „die Zuschauer sind nicht nach Hause gegangen, weil sie so fasziniert vom Spiel waren. Das war Werbung für die Special Olympics.“

Die kann der Verband momentan bestens gebrauchen: Im Rahmen der nationalen Spiele machten Vertreter von Special Olympics Deutschlan­d auf ihre Bewerbung für die Weltspiele aufmerksam. Der Verband will die internatio­nalen Sommerspie­le im Jahr 2023 nach Deutschlan­d holen. Sie böten die Möglichkei­t, das olympische Feuer erneut zu entfachen und olympische­n Sport zu erleben.

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FOTO: SOD/JO HENKER Im Rahmen einer stimmungsv­ollen Feier in der Kieler Sparkassen-Arena eröffnete Schirmherr­in Elke Büdenbende­r die Special Olympics. Im Anschluss entzündete­n die Athleten das olympische Feuer.

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