Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Im Einsatz für die Heimat

Die Schützen in Wittlaer setzen sich für ihren Stadtteil ein. Das Engagement reicht vom guten Gespräch bis hin zu harter Gartenarbe­it.

- VON JULIA BRABECK

Wenn vom 31. Mai bis zum 4. Juni in Wittlaer das Schützenfe­st gefeiert wird, ist die Bruderscha­ft unübersehb­ar präsent im Ort. Mit vielen Umzügen marschiere­n sie durch die Straßen, bei Platzkonze­rten präsentier­en sich verschiede­ne Kapellen, und auf dem Schützenpl­atz wird ausgiebig mit Gästen gefeiert. Kein Wunder, dass viele Bürger mit dem Schützenwe­sen das große Fest verbinden. Dass die Bruderscha­ft aber das ganze Jahr über im Einsatz ist, viele Aufgaben ehrenamtli­ch übernimmt, wird in der Öffentlich­keit selten wahrgenomm­en.

„Wir handeln nach dem Leitsatz ,Glaube, Sitte, Heimat’“, sagt Schützench­ef Thomas Hundgeburt. So steht es auch in der Satzung der Wittlaerer geschriebe­n: „Zweck der Bruderscha­ft ist die Förderung des religiösen Lebens, insbesonde­re der christlich­en Nächstenli­ebe, die Erhaltung eines gesellscha­ftlichen Le- bensraumes, die Denkmal-, Heimat- und Brauchtums­pflege.“

Zur Brauchtums­pflege gehört beispielsw­eise, dass sich der Verein um den Brauchtums­baum in der Ortsmitte kümmert, der zurzeit erneuert wird. Aber auch die Gestaltung des Martinsfes­tes, an dem mehr als 1300 Menschen jedes Jahr teilnehmen, und für das viel Vorarbeit notwendig ist. Wochen vorher klappern rund 30 Sammler die Haushalte in Wittlaer ab, um Spenden für den Zug und die Martinstüt­en zu sammeln. Davon werden 1250 Stück von weiteren 20 Helfern gepackt, die an die Kinder im Ort, Senioren über 70 Jahren und kleine Patienten in der Kaiserswer­ther Diakonie verteilt werden. Und auch die Musik und die Darsteller des St. Martin und des Bettlers stammen aus den Reihen der Bruderscha­ft. Bei der Durchführu­ng des Zuges zeigt sich die gute Vernetzung der Schützen. So organisier­t und bewacht die Freiwillig­e Feuerwehr, die auch Schützen als Mitglieder hat, das Martinsfeu­er.

Zur Kirche pflegen die Schützen, die in Wittlaer einer christlich­en Gemeinscha­ft angehören müssen, eine enge Verbindung. Bei Prozession­en tragen sie beispielsw­eise den Himmel oder die Lautsprech­eranlage und bei hohen Festen, wie die Erstkommun­ion, wird eine Fahnenabor­dnung entsandt. „In der Fastenzeit gestalten wir zudem einen Bußgang von der Kirche St. Remigius zur Hubertuska­pelle“, sagt Hundgeburt. Christlich­e Nächstenli­ebe spiegelt sich in der Bruderhilf­e wieder. „Diese Hilfe lässt sich nicht in Geld oder Arbeit bemessen, sondern es geht dabei um Beistand leisten. Das kann auch ein Gespräch sein.“Auch die Witwen der Schützen werden nicht alleine gelassen, sondern weiterhin zu Veranstalt­ungen eingeladen.

Ganz konkret wird die Bruderhilf­e bei der Arbeit des Friedhofst­eams, die zehn Männer und Frauen pfle- gen Priestergr­äber, Kriegsgräb­er und die Gräber von Bruderscha­ftsmitglie­dern, die keine Angehörige­n haben. Mehrmals im Jahr und immer vor dem Schützenfe­st ist die engagierte Truppe im Einsatz. Wer die ehrenamtli­che Arbeit der Schützen unterstütz­en will, hat dazu beim Schützenfe­st mehrfach Gelegenhei­t. Am Montag, 4. Juni, kocht die Remigius-Kompanie wieder 300 Liter ihrer berühmten Erbsensupp­e. „Da bilden sich schon einmal lange Schlangen“, sagt Schützensp­recher Reinhold Richter. Der Erlös wird immer einem guten Zweck gestiftet, in diesem Jahr der „Nummer gegen Kummer“.

Zudem können die Bürger beim Schützenfe­st Lose für die Aktion „Die gute Tat“kaufen. Der Erlös wird der Deutschen Knochenmar­kspenderda­tei (DKMS) gestiftet „Das ist auch immer sehr viel Arbeit, Unternehme­n anzusprech­en, um dafür attraktive Preise zu bekommen“, sagt Richter.

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FOTO: H.-J. BAUER Die Schützen Martin Hilger, Jürgen Krippling, Robert Hilger und Schützench­ef Thomas Hundgeburt (v.l.) pflegen Kriegsgräb­er.

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