Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Entwürdige­nde Bilder auf dem Handy von Sven F.

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NEUSS/DÜSSELDORF (jasi) Am zweiten Prozesstag um den mutmaßlich­en Kindermörd­er Sven F. vor dem Düsseldorf­er Landgerich­t kamen neue erschrecke­nde Details ans Licht. So gab der Kripo-Beamte, der den Angeklagte­n damals zuerst verhörte, in seiner Einlassung an, dass in einem Zwischensp­eicher des Handys des Verdächtig­en mehrere „fragwürdig­e Fotos“gefunden worden seien. Diese Bilder dokumentie­rten demnach nicht nur Verletzung­en des Jungen – unter anderem Hämatome im Gesäßberei­ch –, sondern zeigten den Elfjährige­n auch fast nackt, auf allen Vieren in die Kamera guckend. Zudem gebe es ein Bild, das den Jungen beim Reinigen des Fußbodens zeigt. „Mit einem Gegenstand, der dafür eigentlich gar nicht geeignet ist“, so der Kriminalha­uptkommiss­ar.

Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem Neusser Sven F. die körperlich­e Misshandlu­ng seines Neffen Jörg sowie Mord zur Verdeckung einer Straftat vor. In seiner Einlassung – von seiner Anwältin Dagmar Loosen verlesen – hatte der 41-Jährige zum Prozessauf­takt bereits zugegeben, dem Jungen, der zu diesem Zeit- punkt bei ihm wohnte, am 5. Oktober 2017 aus Wut im Badezimmer einen solch kraftvolle­n Schlag gegen den Kopf versetzt zu haben, dass er rücklings in die Badewanne stürzte. Er konnte reanimiert werden, starb aber am 17. Oktober auf der Intensivst­ation des Düsseldorf­er Unikliniku­ms. Den Tod seines Neffen habe er jedoch nicht gewollt.

Gestern versuchte sich der Schwurgeri­chtsvorsit­zende Markus Immel ein Bild vom Charakter des Angeklagte­n zu machen – ob er in der Vergangenh­eit aggressiv oder gar gewalttäti­g aufgetrete­n sei. Dies bejahte zunächst die Mutter des mutmaßlich­en Mörders, die zunächst mit ihrem Enkelsohn bei Sven F. wohnte. Als sie wegen einer Blutvergif­tung ins Krankenhau­s kam, lebte der Junge dort zusammen mit seinem Onkel sowie dessen Frau und Kindern. „Wenn er Alkohol getrunken hat, ist er tierisch aggressiv“, sagte die Großmutter des toten Jungen über ihren Sohn. So habe sie vor 16 Jahren eine einstweili­ge Verfügung gegen ihn erwirkt, weil er ihr per SMS eine Morddrohun­g geschickt habe. Seine Schwester soll er zudem als Heranwachs­ender auf der Schultoile­tte gewürgt haben. Jörg sei ihm „von Anfang an ein Dorn im Auge“gewesen, behauptete die Großmutter, die bei ihrer Tochter Natascha Funke, die Mutter des getöteten Jungen, lebt.

Diese gab gestern unter anderem Einblick in ihre Schuldgefü­hle. So habe Jörg in der Zeit, als er bei seinem Onkel wohnte, signalisie­rt, dass er Angst vor ihm habe und mit ihr mitkommen möchte. Dazu kam es jedoch nicht. Der Elfjährige blieb in der Wohnung seines Onkels in Weckhoven. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetz­t.

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