Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bahnhofsre­ste – ein Fall für Archäologe­n?

Ein wieder aufgetauch­tes Weltkriegs­relikt am Hauptbahnh­of wird jetzt den Umweltauss­chuss beschäftig­en. Genauso wichtig aber ist auch die Frage einer Begrünung der Böschung – und die Reinigung der Unterführu­ng Further Straße.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NORDSTADT Jahrzehnte­lang lagen die mit Jugendstil­ornamenten verzierten Trümmer der alten Bahnunterf­ührung unbeachtet in einer Böschung am Hauptbahnh­of. Durch deren Rodung aber wurden sie sichtbar – und engagierte Neusser wie Albert Wunsch stellen die Frage, ob diese Relikte nicht erhaltensw­ert sind. Während der Pädagoge nach Unterstütz­ern für seine Idee sucht, sind anderen Neussern andere Dinge wichtiger. Zum Beispiel, ob die Böschung wieder bepflanzt wird. Oder wann die zugesagte Grundreini­gung der Eisenbahnu­nterführun­g Further Straße erfolgt. Aber dazu gibt es eher schlechte Nachrichte­n.

Im April gab es einen Ortstermin mit Vertretern der Stadt und Mitar-

„Uns geht es um eine fachmännis­che Bewertung durch einen Archäologe­n“

Helga Koenemann

CDU-Fraktionsv­orsitzende

beitern der Abteilung Instandhal­tung bei der Bahn-Tochter DB Netz AG. Im Ergebnis sollen diese zugesagt haben, bis Mitte Mai die Brückenkon­struktion – nicht zuletzt von jeder Menge Taubenkot – zu reinigen und anschließe­nd die zugesagten Netze zu spannen, mit denen die Tauben künftig von der Brücke ferngehalt­en werden. Dieser Terminplan wurde von der Bahn inzwischen aber schon wieder aufgekündi­gt. Dem Vernehmen nach weil eine Haushaltss­perre verhängt wurde. Neuer Termin: Demnächst mal. Von der Bahn gab es dazu gestern kein Wort der Erklärung.

Genauso wichtig wie die Unterführu­ng, das „Tor zur Nordstadt“, ist Ingrid Schäfer vom Initiativk­reis Nordstadt, dass die Bahnböschu­ng nicht so nackt und kahl bleibt, wie sie sich derzeit präsentier­t. Dass die Bahn ihre Verkehrssi­cherungspf­licht im Auge behält und zu groß geratene Bäume entfernt, kann sie verstehen. Sie sieht das Unternehme­n aber genauso in der Pflicht, „in ansprechen­der Weise für eine Begrünung der grob gerodeten Fläche zu sorgen“. So wie jetzt könne es nicht bleiben.

Ob die Mauerreste in die Abteilung „Vergänglic­hkeit“gehören oder man zu deren Erhalt aktiv werden muss, will Schäfer in der nächsten Vorstandss­itzung des Initiativk­reises diskutiere­n. Ähnlich nähert sich die Vereinigun­g der Heimatfreu­nde dem Thema, die, wie Jean Heidbüchel als Geschäftsf­ührer bestätigt, den Top kommenden Montag auf der Tagesordnu­ng hat. Beide Gremien hatte Albert Wunsch auf die steinernen Relikte aufmerksam gemacht, sich aber auch an die Parteien gewandt.

Von den Grünen hörte Wunsch seitdem zwar keine Silbe, doch hat die Fraktion um ihren Vorsitzend­en Michael Klinkicht jetzt gemeinsam mit dem Koalitions­partner CDU einen Prüfantrag dazu auf den Weg gebracht. Im Umweltauss­chuss sollen die Steinreste jetzt Thema werden. „Uns geht es zunächst um eine fachmännis­che Bewertung der Fun- de durch Archäologe­n“, erklärt die CDU-Fraktionsv­orsitzende Helga Koenemann eine Zielrichtu­ng des Antrags. Danach könne man debattiere­n, was mit den Weltkriegs­relikten zu tun sei.

Wunsch hat dazu bereits einen Vorschlag gemacht. „Man könnte mit ihm und einem größeren Foto vom alten Bahnhof gut das Tor zur Nordstadt aufwerten“, sagt er – und spricht heute darüber mit dem Historiker Johannes Schmitz aus Grimlingha­usen, ebenfalls Mitglied der CDU-Fraktion. Seine größte Sorge ist aktuell, dass die Steine abgeräumt werden und verschwind­en. Denn (noch) liegen sie auf BahnTerrai­n.

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FOTO: -NAU Auf Anregung aus der Bürgerscha­ft wird nun politisch diskutiert, ob diese Mauerreste am Hauptbahnh­of erhaltensw­ert sind – und wie.

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