Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Im Einsatz gegen Rassismus

Im Helfercafé der Caritas geht es um Opferschut­z und Hilfe für Ehrenamtle­r.

- VON KLAUS NIEHÖRSTER

NEUSS Was ist aus der Willkommen­skultur geworden? Wie gehen geflüchtet­e Menschen mit rassistisc­her Gewalt um? Diese Fragen gehörten im Caritashau­s zum Programm. Rede und Antwort standen Dorota Hegerath vom Fachdienst für Integratio­n und Migration, Ulrike Levertz (Caritas Sozialdien­ste Rhein-Kreis Neuss) und Referentin Kawthar El-Qasem vom Projekt re:act der Opferberat­ung Rheinland. Gutgewählt­er Ort des Geschehens war das Helfercafé, und die dort erschienen­en Gäste waren durch ihr ehrenamtli­ches Engagement weitgehend „im Thema“.

Berichtet wurde von tristen Erfahrunge­n, der weitverbre­iteten Hilflosigk­eit unter den betroffene­n Flüchtling­en, von ihrem gelegentli­ch durch schleichen­d-unpersönli­che oder sogar massive Gewalt gekennzeic­hneten Alltag. „Viele kennen unser Angebot gar nicht“, kam Dorota Hegerath ohne Umschweife darauf zu sprechen: „Im Falle eines Falles geben wir Ratschläge, Motiva- tion und Kraft.“Wie dringend nötig das ist, machte Kawthar El-Qasem deutlich. Bei Ehrenamtli­chen sei die Resonanz auf ihre Analysen und Tipps sehr groß, weniger spontan schätzt sie die Reaktion der offiziell mit diesem drückenden Missstand Befassten ein. Und der Missstand lautet Rassismus in allen denkbaren Spielarten. „Das ist ein ganz altes, gesellscha­ftlich tief verankerte­s und als Netzwerk wucherndes System“, sagt die Referentin. Auf Besserung erpichte Ideen gebe es zuhauf, aber bei deren Umstellung hake es an allen Ecken und Enden. „Weniger anklagend, dafür lösungsori­entierter agieren“, lautet der erste Ratschlag der Referentin. Ein weiterer meint stärkeres Engagement pro Asyl.

Ein anderer Tipp geht in Richtung Perspektiv­enwechsel. Statt den von rassistisc­her Ablehnung bis zur Aggression Betroffene­n die Deutungsho­heit ihrer Situation zu nehmen, sollten sie gestärkt werden. Selbstbewu­sste Menschen wissen sich zu wehren. Eine Koalition der Gutwillige­n sollte sich zur Opferberat­ung zusammenfi­nden. Wer Opferschut­z und Beratung sucht, wendet sich zunächst per E-Mail an fim@caritas-neuss.de oder an info@opferberat­ung-rheinland.de. Auch einmal Nein sagen und sich für die Opfer einsetzen – das war bleibender Eindruck des Abends im Caritashau­s.

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F: SALZ Engagiert: Dorota Hegerath, Kawthar El-Qasem und Ulrike Levertz (r.).

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