Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Kaum Resonanz auf die Einladung zur Einbürgerungsfeier
Eingeladen waren 35 Menschen, die in den vergangenen zwölf Monaten die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten haben.
KAARST (barni) Die Enttäuschung ließ sich niemand anmerken, Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus untertrieb maßlos, als sie erklärte, nicht alle neuen Staatsbürger seien der Einladung zur Einbürgerungsfeier gefolgt. Die Realität am Mittwochabend, dem Tag des Grundgesetzes, sah so aus: Von 35 in Kaarst lebenden Personen, die in den vergangenen zwölf Monaten die deutsche Staatsangehörigkeit verliehen bekommen hatten, waren gerade einmal drei der Einladung gefolgt, der Veranstaltung im VHS-Haus beizuwohnen, einer Veranstaltung, die ihnen zu Ehren organisiert worden war.
Einer von ihnen war Robert Fellowes. „Ich lebe seit 20 Jahren in Deutschland, bin mit einer Deut- schen verheiratet“, sagte der aus Großbritannien stammende 60Jährige. Der IT-Fachmann, der in Düsseldorf arbeitet, spricht gut deutsch und den Zettel mit dem Text der deutschen Nationalhymne brauchte er nicht. Ob es ihm in Kaarst gefalle? „Selbstverständlich, sonst würde ich hier nicht leben“, erklärte Fellows. Er gestand, die deutsche Staatsangehörigkeit wegen des Brexits angestrebt zu haben. „Er pflegt deutsche Tugenden, ist ordnungsliebend und pünktlich“, erklärte Ehefrau Andrea lachend. „Fernando de la Torre-Vega“– welch’ klangvoller Name. Auf ihn hört der 44 Jahre alte Spanier, der sich ebenfalls für die deutsche Staatsangehörigkeit entschieden hat. Auch seine sechsjährige Toch- ter, die im Sommer eingeschult wird, ist jetzt Deutsche. Die Kleine strahlte vor Glück. Die Ehefrau beziehungsweise Mutter stammt aus Kolumbien und will ebenfalls Deutsche werden. Fernando de la TorreVega war aus beruflichen Gründen nach Deutschland gekommen – er arbeitet als Informatiker bei Vodafone in Ratingen.
Bürgermeisterin Nienhaus geht davon aus, dass die frisch Eingebürgerten sich jetzt angekommen fühlen in Deutschland. Sie ging auf die Rechte und Pflichten, die sich aus dem Grundgesetz ergeben, ein. „Die Grundrechte fordern uns auch, fordern, im Miteinander zu leben und den anderen zu achten“, sagte sie. Kreisdirektor Dirk Brügge wies auf folgendes hin: „Die Einbürgerung ist mehr als ein amtlicher Vorgang – sie bedeutet gelungene Integration.“Der Bundestagsabgeordnete Ansgar Heveling erklärte, dass eine Einbürgerung nicht mit einer Aufgabe der kulturellen Identität einhergehen müsse: „Allerdings“, so Heveling, „geht es nicht ohne eine gewisse Anpassung“.
Auf die Frage, wie die Stadt damit umgeht, dass nur wenig Menschen zu dem Termin erschienen waren, sagte Stadtsprecher Peter Böttner: „Wir finden es sehr bedauerlich, dass der Einladung nur wenige gefolgt sind. Wir wollen nun herausfinden, woran es gelegen hat und die passende Lösung dafür finden.“Ob die Veranstaltung in der bisherigen Form weiter stattfinden wird, muss die Politik entscheiden.