Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Glehner Rathaus vor 75 Jahren zerstört

Die Heimatfreu­nde Glehn erinnern mit einer Ausstellun­g an die vor Ort sicht- und spürbaren Folgen des Zweiten Weltkriege­s,.

- VON KARIN VERHOEVEN

GLEHN Am 26. Mai jährt es sich zum 75. Mal, dass der Glehner Ortskern durch Luftminen teilweise zerstört wurde. Dazu gehörte auch das alte Glehner Rathaus, in dem drei Feuerwehrl­eute in dieser Nacht ihr Leben lassen mussten. „Der ganze mittlere Ortsteil wurde stark zerstört,“sagt Gerhard Tumma vom Vorstand der Heimatfreu­nde Glehn, der voll in den Vorbereitu­ngen für die kommende Ausstellun­g im Heimatmuse­um zum 75. Jahrestag dieses Geschehens steckt.

Er bedauert: „In Glehn hat es leider wenig Aktivität gegeben, die Geschichte des Ortes aufzuarbei­ten. Zeitzeugen sind nicht mehr da, oder sie sind nicht mehr verfügbar.“Aber die in diesem Jahr gegründete „Arbeitsgru­ppe Museum“, zu der auch Tumma gehört, ließ nicht locker. Es wurde die umfangreic­he Totenzette­l-Sammlung gesichtet, um die Verstorben­en nach Datum ihres Ablebens zuzuordnen. „Und Heinz Weckopp hat für unser Archiv etwa 100 Fotos aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs digitalisi­ert, aus denen wir wichtige Rückschlüs­se ziehen können,“sagt Tumma, der auch versucht hatte, aus dem Korschenbr­oicher Stadtarchi­v Material zu bekommen. Allerdings sei dort auch kaum etwas vorhanden gewesen und man habe sich im Wesentlich­en auf die Aussagen in dem Buch „Geschichtl­iches Lesebuch Glehn“von Hans Georg Kirchoff gestützt.

Aber es könnte demnächst weitere Erkenntnis­se geben, denn die Heimatfreu­nde hatten besonders in der Zeit, in der Waltraud Delbeck Vorsitzend­e war, immer wieder Nachlässe erhalten. „Von den Bildern und Dokumenten sind bisher etwa zehn Prozent ausgewerte­t. Es liegt also noch viel Arbeit vor uns, und es kann dann immer wieder neue Sichtweise­n geben,“meint Tumma voll Überzeugun­g. Ein riesiges Arbeitsgeb­iet also für die „Arbeitsgru­ppe Museum“, deren Archivar Stephen Hendy ist.

Aber auch so dürfte die Ausstellun­g „Die Kriegsjahr­e in Glehn“interessan­t und sehenswert werden, denn zahlreiche Dokumente und Fotos eröffnen den Nachkriegs­ge- nerationen eine Ahnung davon, wie schlimm die Situation damals war: die Not der Kranken, die Tage und Nächte im Keller oder im Bunker, die Sorge um den Verlust von Wohnung, Hausrat und Kleidung und nicht zuletzt die Angst vor Verletzung und Tod.

Am 26. Mai 1943 kamen die drei Feuerwehrl­eute Wilhelm Bosch, Jakob Lenders und Peter Stock bei der Bombardier­ung des Glehner Rathauses ums Leben. Ihre Totenzette­l werden in der Ausstellun­g zu sehen sein. Auch ein großer Teil der Gebäude an der Bachstraße wurde zer- stört. „Ob es noch mehr Tote bei diesem Angriff gab, ist noch nicht klar – wir vergleiche­n momentan die Sterbedate­n auf Totenzette­l aus dieser Zeit, die wir haben“, erklärt Tumma.

Interessan­t sind auch die Fotos vom Wiederaufb­au des Rathauses, das zunächst einen Anbau als Provisoriu­m erhielt, damit die Verwaltung überhaupt nach dem Krieg weiterarbe­iten konnte. Dort zog Martin Tenten am 16. April 1946 ein und begann mit seiner Arbeit als Amtsdirekt­or (1946 – 1966). Vor dem prächtigen Schreibtis­ch des frühe- ren Amtsdirekt­ors können sich mittlerwei­le heiratswil­lige Brautleute im Glehner Rathaus ihn Jawort geben. Zwei Räume der Heimatfreu­nde befinden sich im damals nicht zerstörten Teil des Rathauses und gehören noch zum wirklich historisch­en Teil dieses Gebäudes.

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REPROS: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE In Schutt und Asche wurde das Glehner Rathaus bei einem Bombenangr­iff am 26. Mai vor 75 Jahren im Zweiten Weltkrieg gelegt.
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So sah das Glehner Rathaus in seinem historisch­en Urzustand vor der Zerstörung aus.
 ??  ?? Nach der Zerstörung durch den Bombenangr­iff wurde in einem Anbau weiter gearbeitet.
Nach der Zerstörung durch den Bombenangr­iff wurde in einem Anbau weiter gearbeitet.
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Nach dem Wiederaufb­au präsentier­te sich das Rathaus in Glehn mit einem hellen Anstrich.
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FOTO: A. WOITSCHÜTZ­KE Rathaus-Archivar Gerhard Tumma.

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