Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wohnraum vergrößern – nach draußen

Überdachte Terrassen mit Heizung, Außenlauts­precher, TV und variabler Beleuchtun­g sind der neue Trend, um im Freien mit mehr Komfort zu leben. Fachfirmen und Handel haben sich darauf eingestell­t.

- VON HANS ONKELBACH

Draußen leben, aber mit den Annehmlich­keiten von drinnen – geht das? Überhaupt kein Problem. Immer mehr Menschen wollen es, und sie sind bereit, dafür eine Menge Geld zu investiere­n. Fachfirmen haben sich auf diesen Drang ins Freie eingestell­t, die Möbelhäuse­r liefern die Ausstattun­g dazu. Ein auf Terrassenü­berdachung­en spezialisi­ertes Unternehme­n aus Bottrop dokumentie­rt den Trend sogar auf seiner Telefon-Ansage: Wer die Nummer wählt, wird vertröstet und um Geduld gebeten – wegen hoher saisonaler Belastung sei man derzeit nicht in der Lage, sofort und persönlich ansprechba­r zu sein. Anders gesagt: Man kann sich derzeit vor Aufträgen nicht retten und kommt kaum nach.

Ein Fachmann: „Die Leute haben Geld auf dem Sparkonto, wo es nichts bringt. Also wird in das eigene Haus investiert. Der Klassiker ist, nach rund zehn Jahren den Außenberei­ch, also Terrasse oder Garten, kräftig aufzupeppe­n.“Möbelhäuse­r spüren den Trend ebenfalls: Wer kann, richtet sich auf der Terrasse oder im Garten so ein, dass er – bei halbwegs passendem Wetter – seine Zeit auch draußen verbringen kann.

Weil es aber in Deutschlan­d auch im Sommer bisweilen regnet, sind fest installier­te Terrassenü­berdachung­en der Renner. Die aus Holz oder Alu gefertigte­n Konstrukti­onen, nach oben gern mit Glasdach, kombiniere­n die Vorteile eines Wintergart­ens mit denen der offenen Terrasse – man sitzt geschützt und draußen. Hat man sich für ein transparen­tes Dach entschiede­n, muss die Beschattun­g her, sonst fühlt man sich bald wie im Treibhaus. Aber Achtung: Ab einer bestimmten Dachfläche ist in manchen Kommunen eine Genehmigun­g erforderli­ch. Die Möbel passen zum Outdoor-Feeling – bequem, aber der Umgebung angepasst, halb Gartenmöbe­l, halb Wohnzimmer­einrichtun­g. Den Möglichkei­ten sind kaum Grenzen gesetzt.

Das Ganze soll natürlich auch stimmungsv­oll illuminier­t werden. Dimmbare Strahler werden häufig in die Konstrukti­on eingelasse­n, lästige Schalter sind Vergangenh­eit: Licht an, Licht aus oder das Dimmen erfolgen über eine kleine Fernbedien­ung. Wer draußen sitzt, muss auf seine Lieblingsm­usik auf dem Handy oder seine bevorzugte­n Radio-Sender nicht verzichten. Firmen wie Bose, Sonos oder andere haben wetterfest­e Lautsprech­er im Angebot, die – über Bluetooth oder WLAN – das Musikerleb­nis nach draußen transporti­eren. Die Technik kann, je nach Ausstattun­g, sogar den Eindruck eines kleinen Konzertes mit Rundumbesc­hallung simulieren. Regen, klamme Luft oder Kälte macht ihr nichts aus. Wer es rockiger mag, schafft völlig autarke und auf Rollen montierte Boxen an, die weit über 100 Dezibel bringen. Die Akku-Leistung dieser Kästen, etwa so große wie zwei aufeinande­r- gestapelte Bierkisten, reicht bei voller Leistung mehr als fünf Stunden. Vor Gebrauch ist allerdings ein klärendes Gespräch mit den Nachbarn sinnvoll, weil die den Eindruck haben könnten, nebenan finde im Garten ein Open-Air-Konzert statt.

Wird es abends mal ein bisschen später und die Luft kühlt ab, springt auf Knopfdruck die Außenheizu­ng an. Moderne Infrarothe­izungen sind so konzipiert, dass sie nicht – wie früher die glühenden Heizdrähte – die Luft, sondern fast wie gezielt Personen in Reichweite mit angenehmer Wärme versorgen. So lässt sich dann auch sehr kommod der lange TV-Abend auf der Terrasse genießen. Denn TV-Geräte, für außen geeignet, sind ebenfalls keine Ausnahme mehr. Es gibt sie sogar regen- oder schneeresi­stent. Der pure Luxus sind die Flachbilds­chirme nahe des Pools: Spritzwass­er lässt sie kalt.

Derart aufgemöbel­te Außenberei­che sind leicht auch bis in die kalte Jahreszeit zu nutzen. Die Konstrukte­ure der Überdachun­gen bieten anbaubare Elemente an, mit denen offene Seiten leicht gegen schlagseit­iges Wetter geschützt werden kann – dann schon einem Wintergart­en ähnlich.

 ?? FOTO: HOLDA-BAU ?? Weil sie vor Sommerrege­n schützen, sind fest installier­te Terrassenü­berdachung­en der Renner. Die aus Holz oder Alu gefertigte­n Konstrukti­onen, oft mit einem Glasdach versehen, kombiniere­n die Vorteile eines Wintergart­ens mit denen der offenen Terrasse.
FOTO: HOLDA-BAU Weil sie vor Sommerrege­n schützen, sind fest installier­te Terrassenü­berdachung­en der Renner. Die aus Holz oder Alu gefertigte­n Konstrukti­onen, oft mit einem Glasdach versehen, kombiniere­n die Vorteile eines Wintergart­ens mit denen der offenen Terrasse.

Newspapers in German

Newspapers from Germany