Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Terrassengebühr bleibt umstritten
Nach Berechnung des Bundes der Steuerzahler NRW ist Dormagen teurer als Neuss und Grevenbroich.
DORMAGEN Ralf Kerp fühlt sich bestätigt. Der Inhaber des „Café Toni“an der südlichen Kölner Straße hat sich aus dem Internet die aktuelle Untersuchung des Bundes der Steuerzahler (BdSt) Nordrhein-Westfalen zur sogenannten Terrassengebühr heruntergeladen. Dabei geht es um die Gebühren, die Kommunen von Gastronomen für die Belegung von Flächen im Außenbereich mit Tischen und Stühlen verlangen. „Die Gebühren in Dormagen sind zu hoch“, urteilt Kerp und verweist auf die Nachbarstadt Neuss: Dort werden nach Berechnung des BdSt
„Die Gebühren in der Stadt Dormagen sind zu hoch“
Ralf Kerp
Inhaber des Cafés „Toni“
für 25 Quadratmeter und fünf Monate Nutzung 500 Euro kassiert, in Dormagen sind es für den selben Umfang umgerechnet 687,50 Euro. Auch Grevenbroich ist nach der Studie des Steuerzahlerbundes günstiger als Dormagen – wenngleich der Unterschied mit dort veranschlagten 625 Euro nicht so groß ist.
Mit ziemlicher Sicherheit würden die Dormagener Gastronomen die Gebühr am liebsten ganz weghaben – zumal ihnen der Bund der Steuerzahler Rückhalt gibt. „Die Städte und Gemeinden sind schon über die Gewerbe- und Einkommensteuer der Gastwirte sowie über die Lohnsteuer der Angestellten an dem wirtschaftlichen Erfolg der Gastronomen beteiligt“, urteilt Eberhard Kanski, stellvertretender Vorsitzender des BdSt NRW, und ruft die Kommunen zur Mäßigung auf.
Thomas Schmitt, Dormagens Leiter für Stadtmarketing und Tourismus bei der Stadtmarketing- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (SWD), hält die Gebühren in der Chemiestadt nicht für übertrieben. „Ich finde sie angemessen. Schließlich steckt die Stadt auch erhebliche Mittel in ihre öffentlichen Flächen, davon profitieren die Gastronomen ja auch“, argumentiert er. Fredo Schröder, Leiter des städtischen Ordnungsamtes, erinnert daran, dass die Gebühren zuletzt vor fünf Jahren „moderat angepasst“worden und seitdem stabil geblieben seien.
Zur Differenzierung unterschiedlich attraktiver Lagen gibt es in Dormagen eine Einteilung von Außen- gastronomieflächen in zwei Zonen. Die (teurere) Zone 1 umfasst die zentralen Innenstadtbereiche und den Touristenmagnet Zons, alle übrigen Flächen gehören zur günstigeren Zone 2. Was vordergründig gerecht wirkt, bietet bei näherem Hinsehen Ansatzpunkte für Kritik. Ein Beispiel: Die Lokalitäten auf der deutlich geringer frequentierten südlichen Kölner Straße, wo sich auch Ralf Kerps „Café Toni“befindet, gehören genauso zur Zone 1 wie die Gaststätten und Cafés im attraktiveren Umfeld des Historischen Rathauses. Kerp, der nur sechs Tische vor der Tür stehen hat, hat seine Gebühren vor einiger Zeit spitz nachgerechnet und dabei festgestellt, „dass ich jahrelang für vier Bäume mitbezahlt habe, die vor meinem Café stehen“. Das ist inzwischen korrigiert worden, wodurch Kerp nach eigener Aussage immerhin rund 400 Euro weniger im Jahr berappen muss.
In den Monaten November, Dezember, Januar, Februar und März spielen die Zonen 1 und 2 in Dormagen übrigens keine Rolle.