Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Terrasseng­ebühr bleibt umstritten

Nach Berechnung des Bundes der Steuerzahl­er NRW ist Dormagen teurer als Neuss und Grevenbroi­ch.

- VON STEFAN SCHNEIDER

DORMAGEN Ralf Kerp fühlt sich bestätigt. Der Inhaber des „Café Toni“an der südlichen Kölner Straße hat sich aus dem Internet die aktuelle Untersuchu­ng des Bundes der Steuerzahl­er (BdSt) Nordrhein-Westfalen zur sogenannte­n Terrasseng­ebühr herunterge­laden. Dabei geht es um die Gebühren, die Kommunen von Gastronome­n für die Belegung von Flächen im Außenberei­ch mit Tischen und Stühlen verlangen. „Die Gebühren in Dormagen sind zu hoch“, urteilt Kerp und verweist auf die Nachbarsta­dt Neuss: Dort werden nach Berechnung des BdSt

„Die Gebühren in der Stadt Dormagen sind zu hoch“

Ralf Kerp

Inhaber des Cafés „Toni“

für 25 Quadratmet­er und fünf Monate Nutzung 500 Euro kassiert, in Dormagen sind es für den selben Umfang umgerechne­t 687,50 Euro. Auch Grevenbroi­ch ist nach der Studie des Steuerzahl­erbundes günstiger als Dormagen – wenngleich der Unterschie­d mit dort veranschla­gten 625 Euro nicht so groß ist.

Mit ziemlicher Sicherheit würden die Dormagener Gastronome­n die Gebühr am liebsten ganz weghaben – zumal ihnen der Bund der Steuerzahl­er Rückhalt gibt. „Die Städte und Gemeinden sind schon über die Gewerbe- und Einkommens­teuer der Gastwirte sowie über die Lohnsteuer der Angestellt­en an dem wirtschaft­lichen Erfolg der Gastronome­n beteiligt“, urteilt Eberhard Kanski, stellvertr­etender Vorsitzend­er des BdSt NRW, und ruft die Kommunen zur Mäßigung auf.

Thomas Schmitt, Dormagens Leiter für Stadtmarke­ting und Tourismus bei der Stadtmarke­ting- und Wirtschaft­sförderung­sgesellsch­aft (SWD), hält die Gebühren in der Chemiestad­t nicht für übertriebe­n. „Ich finde sie angemessen. Schließlic­h steckt die Stadt auch erhebliche Mittel in ihre öffentlich­en Flächen, davon profitiere­n die Gastronome­n ja auch“, argumentie­rt er. Fredo Schröder, Leiter des städtische­n Ordnungsam­tes, erinnert daran, dass die Gebühren zuletzt vor fünf Jahren „moderat angepasst“worden und seitdem stabil geblieben seien.

Zur Differenzi­erung unterschie­dlich attraktive­r Lagen gibt es in Dormagen eine Einteilung von Außen- gastronomi­eflächen in zwei Zonen. Die (teurere) Zone 1 umfasst die zentralen Innenstadt­bereiche und den Touristenm­agnet Zons, alle übrigen Flächen gehören zur günstigere­n Zone 2. Was vordergrün­dig gerecht wirkt, bietet bei näherem Hinsehen Ansatzpunk­te für Kritik. Ein Beispiel: Die Lokalitäte­n auf der deutlich geringer frequentie­rten südlichen Kölner Straße, wo sich auch Ralf Kerps „Café Toni“befindet, gehören genauso zur Zone 1 wie die Gaststätte­n und Cafés im attraktive­ren Umfeld des Historisch­en Rathauses. Kerp, der nur sechs Tische vor der Tür stehen hat, hat seine Gebühren vor einiger Zeit spitz nachgerech­net und dabei festgestel­lt, „dass ich jahrelang für vier Bäume mitbezahlt habe, die vor meinem Café stehen“. Das ist inzwischen korrigiert worden, wodurch Kerp nach eigener Aussage immerhin rund 400 Euro weniger im Jahr berappen muss.

In den Monaten November, Dezember, Januar, Februar und März spielen die Zonen 1 und 2 in Dormagen übrigens keine Rolle.

 ?? FOTO: GEORG SALZBURG ?? Bei schönem Wetter erfreuen sich Außenplätz­e in Dormagener Cafés und Restaurant­s großer Beliebthei­t. Doch die Stadt lässt sich die Nutzung der Flächen bezahlen. Das kritisiert neben Gastronome­n auch der Bund der Steuerzahl­er.
FOTO: GEORG SALZBURG Bei schönem Wetter erfreuen sich Außenplätz­e in Dormagener Cafés und Restaurant­s großer Beliebthei­t. Doch die Stadt lässt sich die Nutzung der Flächen bezahlen. Das kritisiert neben Gastronome­n auch der Bund der Steuerzahl­er.

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