Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Eine durchaus erlauchte Gesellscha­ft

Drei Aufsteiger mit klangvolle­n Namen, ein möglicher Abstieg des VfL Gummersbac­h – die 2. Handball-Bundesliga legt ordentlich zu.

- VON VOLKER KOCH

RHEIN-KREIS Des einen Leid ist bekanntlic­h oft des anderen Freud’. Und während der drohende Abstieg des VfL Gummersbac­h Heiner Brand schlaflose Nächte bereitet, dürften sich 19 Zweitligis­ten zumindest klammheiml­ich die Hände reiben. Denn der Altmeister in der Zweiten Liga – das dürfte in einer aufgrund des vermehrten Abstiegs ohnehin hochspanne­nden Spielzeit 2018/19 für volle Hallen sorgen.

Noch können die Oberbergis­chen den ersten Abstieg seit Bestehen der 1977 gegründete­n Handball-Bundesliga aus eigener Kraft entgehen. Doch eine Niederlage im morgigen „Endspiel“beim einen Punkt schlechter gestellten TV Hüttenberg könnte bereits das Aus für das Gründungsm­itglied bedeuten – so, wie es die Fußballer des Hamburger SV vorgemacht haben. Die Stimmung ist spätestens nach der jüngsten 21:22-Heimnieder­lage gegen den gleichfall­s akut gefährdete­n TuS NLübbecke nicht gut im Oberbergis­chen: „Unser Selbstvert­rauen ist nicht groß. Mehr Druck geht im Moment nicht, es ist keine einfache Situation“, sagt Christoph Schindler. Der 34-Jährige, der von August 2006 bis Februar 2010 beim TSV Bayer Dormagen spielte und dann zum VfL Gummersbac­h wechselte, vertauscht­e vor Beginn der Saison die Position im Rückraum mit der des Sportliche­n Leiters. „Die Situation geht nicht spurlos an mir vorüber, die Sache belastet mich“, erklärte Ex-Bundestrai­ner Heiner Brand, seit 1959 Mitglied beim VfL Gummersbac­h, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Die möglicherw­eise künftigen Konkurrent­en dürften das anders sehen. Der zwölffache Deutsche Meister und elfmalige Europapoka­lsieger würde die Riege der klangvolle­n Namen in der „stärksten Zweiten Liga der Welt“noch einmal klangvoll verstärken. Sie hat durch drei der vier Aufsteiger ohnehin Zuwachs bekommen: Der TV Großwallst­adt war sechs Mal Deutscher Meister und gewann fünf Mal einen europäisch­en Cup-Wettbewerb. Der HSV Hamburg wurde 2011 Deutscher Meister und zwei Jahre später Champions-League-Sieger. Und der TSV Bayer Dormagen stand 1993 im Endspiel des IHF-Europapoka­ls und im Finale des DHB-Po- kals, gehörte immerhin 16 Jahre dem Oberhaus an. Das Trio ersetzt (zusammen mit TuS Ferndorf) die HG Saarlouis, die HSG Konstanz und Eintracht Hildesheim, die von Namen und (vergangene­n) Erfolgen her eher zu den grauen Mäusen zählen. Der vierte Absteiger steht noch nicht fest, auch wenn die Chancen des ThSV Eisenach, dem erstmalige­n Sturz in die Drittklass­igkeit seit der Wiedervere­inigung zu entgehen, gering sind. Die Thüringer müssen ihre zwei noch ausstehend­en Spiele (in Hamm und gegen Saarlouis) gewinnen, gleichzeit­ig dürfen Wilhelmsha­vener HV oder EHV Aue aus ihrem Restprogra­mm (in Saarlouis und Essen, in Hildesheim und gegen Hagen) keinen Punkt mehr holen.

Das Aufsteiger­trio komplettie­rt die klangvolle­n Namen mit TuSEM Essen (3xMeister, 3x Europapoka­lsieger) und HSG Nordhorn (Deutscher Vizemeiste­r 2002, Europapoka­lsieger 2008) an der Spitze. Und vor allem der HSV Hamburg dürfte für Zuschauerr­ekorde sorgen, lockte er doch in der vergangene­n Drittliga-Saison im Schnitt bereits 3597 Fans pro Heimspiel in die Sporthalle Hamburg. Das sind deutlich mehr als Zweitliga-Spitzenrei­ter HSG Nordhorn (2431) vorzuweise­n hat. Die anderen Neulinge (Großwallst­adt 1276, Ferndorf 923, Dormagen 914) besitzen in dieser Hinsicht durchaus Steigerung­spotenzial. Schlusslic­hter der Zweitliga-Tabelle sind Eintracht hagen (697) und die Rhein Vikings, die ihren Schnitt von 975 heute (18.30 Uhr, Castello Reisholz) im letzten Heimspiel gegen den bereits als Meister und Aufsteiger feststehen­den Bergischen HC noch verbessern können.

Duelle mit dem VfL Gummersbac­h kämen vor allem den WestKlubs nicht ungelegen. „Wir müssen an uns glauben. Noch haben wir es in der eigenen Hand“, sagt Christoph Schjndler mit Blick auf das morgige „Endspiel“, dem noch die Heimpartie gegen TSV HannoverBu­rgdorf folgt. Vor zehn Jahren stieg er mit dem TSV Bayer Dormagen in die Bundesliga auf. Das Jubiläum soll am 9. Juni mit einem Spiel gegen die aktuelle Aufstiegs-Mannschaft gefeiert werden. Vielleicht trifft Schindler dann auf einen künftigen Konkurrent­en.

 ?? NGZ-ARCHIVFOTO: H. JAZYK ?? Als Spieler stieg Christoph Schindler (l., beim Feiern mit Tobias Plaz) mit dem TSV Bayer Dormagen in die Handball-Bundesliga auf. Als Sportliche­m Leiter droht dem 34-Jährigen mit dem VfL Gummersbac­h der Abstieg.
NGZ-ARCHIVFOTO: H. JAZYK Als Spieler stieg Christoph Schindler (l., beim Feiern mit Tobias Plaz) mit dem TSV Bayer Dormagen in die Handball-Bundesliga auf. Als Sportliche­m Leiter droht dem 34-Jährigen mit dem VfL Gummersbac­h der Abstieg.

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