Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Wer entscheidet, was Sport ist?
Dorothee Bär hatte da so eine Idee. Die Staatsministerin im Kanzleramt für Digitalisierung war noch nicht einmal offiziell im Amt, da plauderte sie in einem Interview über „Themen, die uns wirklich beschäftigen sollten“– wie der Möglichkeit, sich mit einem Flugtaxi fortbewegen zu können. Sicherlich ein charmanter Gedanke, aber in einem Staat, in dem der Breitbandausbau noch immer auf dem Niveau eines Entwicklungslandes ist, vielleicht nicht das Projekt mit der allergrößten Priorität. Und so ist die Ideenschmiede Bär weitergeflogen und hat das Thema E-Sport für sich entdeckt. Die CSU-Politikerin forderte alsbald die Aufnahme der noch jungen Bewegung in den Kreis der etablierten Disziplinen durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB).
Der Landessportbund NRW hat sich festgelegt: E-Sport ist kein Sport. Killer-Spiele seien mit den Werten des Verbands unvereinbar. Geht es wirklich darum? Oder haben die großen Organisationen nicht vor allem Angst vor Machtverlust?
Bei den Verbänden war man über den Vorstoß keineswegs amüsiert. Hinter den Kulissen donnerte es gewaltig – die Granden vom DOSB, aber auch vom DFB wetterten unisono gegen die Überrumpelungstaktik der Politik. Immerhin versprach man, sich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. „Intensiv“ist gleichbedeutend mit der Einberufung einer Arbeitsgruppe. Der DFB ist als Erster zu einem Ergebnis gekommen: Beim größten Sportverband der Welt findet man nur fußballbezogene Spiele gut – ESoccer, nennt man das beim DFB. „Wir wollen keine Spiele fördern, in denen Kinder auf andere schießen und das Ganze auch noch als Sport bezeichnet wird“, verkündete DFBPräsident Reinhard Grindel.
Beim DOSB hatte man sich eigentlich noch etwas mehr Bera-