Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Auf „den alten Mann“ist einfach Verlass

Sebastian Draguhn (34) schießt beim 4:1-Sieg des Hockey-Zweitligis­ten aus Neuss über Großflottb­ek alle HTC-Treffer.

- VON DIRK SITTERLE

NEUSS Vor zwölf Jahren wurde Sebastian Draguhn mit Deutschlan­d vor 8500 Zuschauern im Warsteiner HockeyPark in Mönchengla­dbach Weltmeiste­r, sechs Monate später war er bei der Hallen-WM in Wien mit sieben Treffern maßgeblich am Titelgewin­n beteiligt. Der Jurist und stolze Familienva­ter hat eigentlich nichts mehr zu beweisen – und trotzdem brennt in dem mittlerwei­le 34-Jährigen immer noch dieses Feuer, in jeder Partie ans Limit zu gehen. Das bekam am Samstag im Stadion an der Jahnstraße der Großflottb­eker THGC zu spüren. Obwohl es für den Goalgetter des NordZweitl­igisten HTC SW Neuss mit seinem Klub in dieser Saison nichts mehr zu gewinnen (oder zu verlieren) gibt, erledigte er die Gäste aus Hamburg fast im Alleingang, schoss alle vier Tore zum 4:1-Heimsieg (Halbzeit 1:0). Mit einem spitzbübis­chen Grinsen stellte er danach fest: „Das hat Spaß gemacht.“

Dabei deutete zunächst gar nichts auf die Draguhn-Festspiele hin: Der Stürmer besetzte erstmal nur die Nebenrolle, erlebte als Zuschauer, wie der Hamburger Valentin Freund schon nach 30 Sekunden gegen Cedric Heimbach auf der eigenen Torlinie rettete und der abermals für Jonas Radeke in den Kasten gerückte Routinier Marcin Pobuta (42) eine von Maximilian Baumgardt abgeschlos­sene Strafecke abwehrte (10.). Dann kam Draguhn: Das erste Viertel war fast zu Ende, da sicherte der Torjäger seinem Team die erste Strafecke. Und die nutzte er sechs Sekunden vor Schluss zum 1:0. Dabei blieb es bis zur Halbzeitpa­use, weil Draguhn der Ball bei Strafecke Nummer zwei vom Schläger rutsch- te (19.) – zuvor hatte der bärenstark­e Jan Mausberg als Vorbereite­r geglänzt –, Steven Dühr an GTHGCKeepe­r Justin Ende scheiterte (24.) und Baumgardt ziemlich alleine vor Pobuta verzog (29.). Das dritte Viertel gehörte den Gästen, deren Bemühungen durch das nach einer kurzen Ecke von Lukas Labonté im Nachschuss markierte 1:1 belohnt wurden (37.). Dass in dieser Phase nicht noch mehr Ungemach über die Neusser hereinbrac­h, lag vor allem am vorzüglich­en Pobuta.

Und vorne übernahm Draguhn nun endgütig das Kommando. Zu- sätzlich angestache­lt durch ein von den Schiedsric­htern spät geahndetes Foul und die daraus resultiere­nden Wortscharm­ützel mit den Gästen („Du alter Mann!“) entschied er das lange völlig offene Duell: Mit der dritten von insgesamt vier Ecken (4/ 2) brachte er Schwarz-Weiß wieder in Führung (48.). Und als Flottbek für die letzten vier Minuten für Ende den elften Feldspiele­r einwechsel­te, setzte Draguhn die Kugel gleich zweimal eiskalt ins verwaiste Tor. Sein Kommentar: „Wie sich der Gegner nach dem Foul verhalten hat, hat mich einfach geärgert.“

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NGZ-FOTO: ANJA TINTER Schon in der gegnerisch­en Spielhälft­e ist dem Neusser Routinier Steven Dühr (l.) daran gelegen, Flottbeks Jonah Johannsen die Kugel abzujagen.

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