Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Die Rückkehr der Hinterzimmer
Das designierte Führungsduo der Landes-SPD war in Neuss: Sebastian Hartmann, er soll neuer NRW-Vorsitzender werden, und Nadja Lüders, seine vermutliche Generalsekretärin. Bekannt wurde der Blitzbesuch erst Tage später, weil beim Treffen auch um die Besetzung der Posten im Landesvorstand gepokert wurde. Mit im Skat war da noch der Neusser Arno Jansen. Keine Einladung an die Medien also, wo in Augen von Parteistrategen ansonsten nicht groß genug berichtet werden kann. Am besten mit Bild.
Die Altparteien kündigen an, sich erneuern zu wollen, alle Parteien suchen angeblich den Dialog mit den Bürgern und die Hand am Puls der Basis haben sie sowieso. Erscheinen aber neue Köpfe vor Ort, bleibt die Öffentlichkeit außen vor. Fazit: Chance vertan! Ja, auch Parteigremien müssen sich in-
Keine Einladung im Vorfeld, keine Pressemitteilung im Nachhinein. Nicht immer drängen die Parteien mit Macht in die Öffentlichkeit. Woher kommt diese Scheu?
tern beraten dürfen. Aber sie können doch das eine tun, ohne das andere zu lassen. Ein Zeitbudget für den Austausch im geschützten Raum, davor oder danach aber zwacken sie ein paar Minuten für eine Begegnung mit Medienvertretern ab. Ja, man hätte gern, aber es habe halt die Zeit gefehlt … Die Organisatoren verweisen zur Begründung für die fehlende Einladung auf den eng getakteten Terminkalender.
Die Scheu vor der Öffentlichkeit ist kein Alleinstellungsmerkmal der Kreis-SPD. Die kennen andere auch. So wollte der Neusser CDU-Vorstand nach der verlorenen Bürgermeister-Wahl 2015 nur intern analysieren – und scheiterte. Die Mitglieder ließen Journalisten zur Manöverkritik zu. Die AfD kündigt Parteitage auf kommunaler Ebene im Normalfall nicht an, spricht keine Einladungen aus und verkündet Ergebnisse via Pressemitteilung im Nachhinein. Transparenz zu fordern, ist leicht. Transparent zu sein, bleibt schwierig. Sind die Hinterzimmer zurück? Sie waren nie weg.