Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kuramathi sieht aus, wie man sich als Erwachsene­r das Paradies vorstellt

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Betten sind 360 geworden, zumeist in Form von Wasservill­en auf Stelzen. Jonar liebt die Stelzen, besonders abends, wenn sie beleuchtet werden. In der Bar hat er seinen ersten Mojito getrunken – ohne Alkohol versteht sich, dafür mit ganz viel braunem Zucker. Er hat Graureiher gejagt, die die Fische gejagt haben, die bereits von Babyhaien gejagt wurden. Er hat sich gleich am ersten Tag einen Sonnenbran­d geholt, obwohl ich ihn von oben bis unten eingecremt hatte. Er ist auf den höchsten Punkt der Insel geklettert (es gab eine Treppe), die Sky Bar, sieben Meter über dem Meeresspie­gel. Er ist nachts mit der Taschenlam­pe durch den Palmenhain spaziert und hat die Einsiedler­krebse erschreckt. Er hat sich mit einem Mädchen angefreund­et, Julia, eine Schweizeri­n. Ich bin mir sicher, dass er kein Wort von dem verstanden hat, was sie gesagt hat, jedenfalls standen die beiden Händchen haltend im Pool. Er hat ihr bunte Blüten von Frangipani-, Hibiskus-, und Ixorabäume­n, Drillingsb­lumen und anderen exotischen Pflanzen hinters Ohr gesteckt. Er hat das Skelett eines Pottwals bewundert, das im Eco-Center ausgestell­t wird. Er hat eine Strandburg gebaut und behauptet, der Sand wäre deshalb so weiß, weil ihn jeden Morgen ein Muschelput­zer putzen müsste. Abends war er auf der Sandbank, die nur bei Ebbe zum Vorschein kommt. Er hat mit den Kellnern und Köchen über das Essen palavert, obwohl er kein Wort Englisch spricht (auch nicht Dhivehi, die Sprache der Einheimisc­hen). Er hat, wenn es dunkel wurde, und dunkel wird es auf den Malediven schon gegen 18 Uhr, versucht, die Sterne zu zählen und ist bei 46 oder 47 eingeschla­fen. Er hat im Hydro-Gewächshau­s Mäuschen gespielt, als sie Tomaten, Salate, Basilikum, Minze und Koriander geerntet haben. Er hat sich an die hundert Mal mit einem elektrisch­en Golfwagen über die 1,8 Kilometer lange Insel chauffiere­n lassen. Er ist von der Treppe an der Wasservill­a ins Meer gesprungen, obwohl er gar nicht schwimmen kann. Er hat sich mindestens 50 neue Wörter für Blau überlegt, weil ihm die Farbe des Wassers so gut gefallen hat. Hier die drei schönsten: blau- isch, laklos und keikiki. Er ist die ganze Zeit barfuß gelaufen, nur nicht das eine Mal, als sich die Holzbrette­r zu unserer Villa anfühlten wie glühende Kohlen. Er hat nicht einmal wissen wollen, wie spät es ist. Er ist mit einem knallroten U-Boot abgetaucht und hat bei jedem Fisch, der sich näherte, laut „Nemo“oder „Dorie“gerufen. Er war zum ersten Mal schnorchel­n im Meer. Er hat sich geweigert, auch nur eine Drachenfru­cht zu probieren. Er hat versucht, vom Boot aus Delfine und fliegende Fische mit der Hand zu fangen. Er hat sich von so ziemlich jedem der 1054 Mitarbeite­rn über den Kopf streicheln lassen. Er hat sich neben den 300 Jahre alten Banyanbaum gestellt und gestreiche­lt, damit er noch mal 300 Jahre schafft. Abends dann hat er dem Kreischen der Flughunde gelauscht und ihnen eine Zitrone auf den Tisch gelegt, damit sie etwas zu essen hätten. Er ist nicht ins Bett gegangen, als ein Sturm über die Insel zog, weil er noch nie so viele Blitze über den Himmel zucken gesehen hat. Er hat Schraubenb­aum-Eis probiert und schon nach dem ersten Schlecken das Gesicht verzogen. Er hat sich die Geschichte erzählen lassen, wie sich die Malediver früher vor den blühenden Korallen gefürchtet hätten, weil sie dachten, dass darin böse Geister lebten. Er hat sich im Kids Club als Pirat verkleidet und ist auf Schatzsuch­e gegangen (Beute: eine Tüte Süßes). Er hat sich in einer Hängematte so fest von mir schaukeln lassen, dass beinahe der Ast abgebroche­n wäre. Aber nun steht er vor mir und sagt, ihm sei langweilig. Wie schön, denke ich.

Die Redaktion wurde vom Hotel Kuramathi Maldives eingeladen.

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FOTO: DIRK WEBER Mit der Wasserpist­ole geht es auf Erkundungs­tour. Das Wasser hat im Schnitt muckelige 28 Grad.

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