Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

OB Geisel verliert nächsten Vertrauten

Berater Peter Kluth hört am 19. Juni auf. Er hat ehrenamtli­ch gearbeitet. Nach der Kündigung von Stadtsprec­herin Kerstin Jäckel-Engstfeld steht somit erneut eine personelle Veränderun­g im direkten Umfeld des Oberbürger­meisters an.

- VON UWE-JENS RUHNAU

Zwei Jahre vor der Kommunalwa­hl verliert Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) einen engen Mitstreite­r: Der Rechtsanwa­lt Peter Kluth beendet seine Tätigkeit als Geschäftsf­ührer der städtische­n Holding zum 19. Juni. In der Holding sind die Beteiligun­gen der Stadt an der Rheinbahn sowie an Stadtwerke­n und Flughafen gebündelt. Kluth kontrollie­rte in Geisels Auftrag deren Geschäftst­ätigkeit und Ergebnisse und wurde vor allem im Streit um die Höhe von Ausschüttu­ngen bekannt. Dies jedoch bei den Stadttöcht­ern Messe und Stadtspark­asse, wo der Konflikt sogar in der Demission zweier Vorstände gipfelte. Kluth war in der Debatte umstritten, wurde zum politische­n Zankapfel zwischen Geisel und der CDU-Opposition. Eine Überprüfun­g seiner Rolle durch die Bezirksreg­ierung ergab jedoch keine Beanstandu­ng.

Erst vor einer Woche hatte Geisel mit der Eigen-Kündigung von Kerstin Jäckel-Engstfeld, der Leiterin des städtische­n Amtes für Kommunikat­ion, an zentraler Stelle einen Abgang zu verzeichne­n. Dieser Fall ist jedoch anders gelagert, zwischen Geisel und Jäckel-Engstfeld lief es offenbar nicht mehr rund. Die frühere Journalist­in beklagte, in ihren Augen habe es „an einer breiten Vertrauens­basis, beidseitig­er Loyalität und Ehrlichkei­t sowie einem kollegiale­n und fairen Arbeitsumf­eld“gefehlt.

Solche Zerwürfnis­se sind vom Verhältnis Geisel-Kluth nicht bekannt. Der Anwalt arbeitete ohne einen Cent Bezahlung und ist als Gründer einer großen Kanzlei materiell unabhängig. Zu seinen Man- danten zählen noch heute unter anderem Dax-Konzerne. Der 49-Jährige ist ein ebenso begeistert­er Sportler wie Düsseldorf­er. Sein Engagement für die Stadt passte in seinen persönlich­en Lebensplan, und diesem ist jetzt nach seinen Worten auch sein Ausstieg geschuldet. „Ich habe mir vorgenomme­n, dies bis zu meinem 50. Geburtstag zu machen“, sagt Kluth im Interview mit unserer Redaktion. Der sei am 19. Juni. Geisel habe auf das Erreichte verwiesen und mehrfach versucht, ihn umzustimme­n, doch sein Entschluss stehe fest.

Kluth will sich jedoch weiter für die Sportstadt Düsseldorf einsetzen, was auch den Hauptteil seiner Arbeit für die Landeshaup­tstadt ausgemacht habe. Sie war auch Anlass, überhaupt an der Stadtspitz­e mitzumisch­en. Kluth, der parteilos ist und in seinem Leben „mehr CDU und FDP gewählt hat als SPD“, ging 2014 mit Geisel in dessen Wahlkampf eine Wette ein. Kluth glaubte nicht an Geisels Sieg und erklärte sein ehrenamtli­ches Engagement für die Sportstadt zum Einsatz.

Geisel gewann, Kluth musste ran. Die Tour de France begleitete er von Anfang an, warb Sponsoreng­elder in sechsstell­iger Höhe ein. In summa beziffern Rathausexp­erten das Geld, das Kluth dem Stadtetat mittelbar zuführte, sogar auf mehr als 100 Millionen Euro.

„Dafür können jetzt Schulen und Kitas gebaut werden“, sagt der Anwalt. Das Geld kam durch teils viel höhere Ausschüttu­ngen und Umschuldun­gen herein, aber auch durch Neuverhand­lungen von Verträgen beispielsw­eise im Bereich der Veranstalt­ungsstätte­n. Dort wurden jährliche Verluste von um die 20 Millionen Euro aus mehreren Stellen im Stadtetat gedeckt – und niemand hatte es über Jahre wirklich wahrgenomm­en.

Kluth fände es gut, wenn jemand anderes aus der Wirtschaft seine Aufgabe übernähme. Ob sich jemand findet? Als der Streit um Kluth auf seinem Höhepunkt war, meinte Geisel im Pressedien­st der Stadt: „Das wird sicherlich kein Ansporn für andere Bürgerinne­n und Bürger sein, die sich in ähnlicher Weise engagieren wollen.“

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FOTO: WOITSCHÜTZ­KE OB Thomas Geisel versuchte mehrfach, seinen Vertrauten Peter Kluth (r.) umzustimme­n. Doch der Berater hört in zwei Wochen auf.

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