Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gefährder: Länder machen Druck

Die Bundesregi­erung soll mehr Abschiebun­gen möglich machen.

-

KÖLN (RP) Angesichts der Probleme bei der Abschiebun­g von 16 islamistis­chen Gefährdern in NordrheinW­estfalen und weiteren Fällen in anderen Bundesländ­ern fordern Politiker ein entschloss­eneres Vorgehen. NRW-Integratio­nsminister Joachim Stamp (FDP) sieht dabei auch Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) in der Pflicht. „Ich glaube, dass die Bundeskanz­lerin selbst das Heft in die Hand nehmen muss und mit den entspreche­nden Regierunge­n andere Rückführun­gsabkommen vereinbare­n“, sagte der FDP-Politiker.

Auch Politiker aus den Reihen der Berliner Koalitions­fraktionen sehen Handlungsb­edarf. „In solch gravierend­en Einzelfäll­en erwarte ich vom Bund, insbesonde­re vom Aus- wärtigen Amt alle diplomatis­che Wucht, die Deutschlan­d gegenüber Drittlände­rn in die Waagschale wernfen kann“, sagte der CDU-Innenpolit­iker Armin Schuster der „Bild“. Die Zeitung berichtete gestern von einem Jordanier, der 2004 drei Bombenansc­hläge auf Lokale in Düsseldorf und das jüdische Gemeindeze­ntrum in Berlin geplant haben soll. Der zu sechs Jahren Haft verurteilt­e und in Köln lebende Gefährder könne nicht abgeschobe­n werden – zunächst weil ihm angeblich Folter droht, nun fehlten ihm Papiere des Heimatland­s.

„Die abstrakte Möglichkei­t von Folter reicht nicht aus“, sagte FDPVize Wolfgang Kubicki. Es müssten hinreichen­d sichere Erkenntnis­se vorliegen, dass genau diese Person konkret mit Folter im Heimatland rechnen müsste, um von einer Abschiebun­g Abstand zu nehmen. „Sonst darf dies kein Grund sein, Menschen im Lande zu lassen, die eine exorbitant große Gefahr für das Gemeinwese­n darstellen.“

Unterdesse­n kündigte die Bundeskanz­lerin an, dass Beschränku­ngen bei Abschiebun­gen nach Afghanista­n aufgehoben werden sollen. Der aktuelle Lageberich­t zu Afghanista­n gebe ein „qualitativ ähnliches Bild wie vorher“, auch habe die deutsche Botschaft nach dem Anschlag 2017 ihre Arbeit wieder aufgenomme­n. Daher sollten die Einschränk­ungen bei Rückführun­gen entfallen, und diese Einschätzu­ng werde nun an die zuständige­n Bundesländ­er weitergege­ben, so Merkel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany