Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Julius Maggi und die Würze
Die Ernährung der einfachen Arbeiter in Europa war gegen Ende des 19. Jahrhunderts problematisch. Die meisten ernährten sich einseitig, viele waren unterernährt. Die Lösung glaubte man in den Leguminosen gefunden zu haben. Diese Hülsenfrüchte sollten zur Herstellung von eiweiß-, vitamin- und eisenreichen Nahrungsmitteln dienen. Ein italienischstämmiger Schweizer mit viel Unternehmergeist sah darin seine Chance, dem kriselnden Müllerhandwerk seines Vaters den Rücken zu kehren und sich neue Absatzmärkte zu erschließen: Julius Maggi. Seine Begeisterung für die Tütensuppen aus Hülsenfrüchten war so groß, dass er sogar überlegte, eine seiner Töchter Leguminosa zu nennen. Sozusagen als Nebenprodukt der Experimente erfand Maggi am 8. Juni 1886 seine berühmte Würzsoße. 1887 kam die MaggiWürze auf den Markt, das genaue Rezept hielt Maggi geheim. Nur eines war schon früh bekannt: Obwohl die Würze an das Kraut Liebstöckel erinnert, enthält das Rezept diese Zutat nicht. Trotzdem wurde Liebstöckel wegen der Ähnlichkeit im Volksmund bald „Maggi-Kraut“genannt. Maggi war bekannt dafür, dass er einerseits geschickter Unternehmer war, andererseits viele soziale Errungenschaften unterstützte. Die Arbeiter in seinem Unternehmen profitierten unter anderem von einer Betriebskrankenkasse, einer Begrenzung der Arbeitszeit auf 52,5 Stunden pro Woche und bezahltem Urlaub.