Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt lässt Schaustell­er-Halle abreißen

Die illegal errichtete Halle könnte schon seit acht Jahren entfernt werden – jetzt soll das passieren. Die Bezirkspol­itiker erhoffen sich einen Durchgang durch das Problemqua­rtier an der Oberhausen­er Straße in Rath.

- VON ARNE LIEB

Die Düsseldorf­er Stadtverwa­ltung greift auf dem Schaustell­ergelände in Rath durch. Sie hat die Gerichtsvo­llzieher angewiesen, den Abriss der illegal errichtete­n Schaustell­erHalle an der Oberhausen­er Straße einzuleite­n. Damit wird ein Urteil des Landgerich­ts vollstreck­t – nach acht Jahren. Die städtebaul­iche Öffnung des Problem-Gebiets, auf die Bezirkspol­itiker drängen, ist aber damit noch nicht erreicht: Für den Bau einer Straße fehlen die politische­n Beschlüsse.

Die Schaustell­erfamilien an der Oberhausen­er Straße in Rath sorgen seit vielen Jahren für Konflikte. Die Familien, die die Stadt in der Nähe der A44 einquartie­rt hatte, haben sich den städtische­n Grund zu ihrem eigenen Reich aus Hütten und Wagen umgebaut. Der Weg wirkt wie eine Privatstra­ße, an der Seite stehen ausrangier­te Pkw und Imbisswage­n. Die Vermesser der Stadt betreten das Areal nur unter Polizeisch­utz. Für besonderes Aufsehen hatte das Quartier vor vier Jahren gesorgt: Die Polizei war zu einer Razzia mit mehr als 300 Beamten angerückt. Es stellte sich heraus, dass sich dort eine Bande von Metalldieb­en versteckte.

Nicht erst seitdem fordern die Bezirkspol­itiker die Stadtverwa­ltung zum Handeln auf. Ein Hauptstrei­tpunkt ist die Halle. Die Schaustell­er haben sie ohne Genehmigun­g errichtet. Die hätte es auch nicht gegeben: Zwei Gasleitung­en verlaufen unter dem Baugrund. Wie zu hören ist, haben Anwohner das nicht ge- glaubt: Eine Gasleitung soll kürzlich ausgebudde­lt worden sein.

Die Betreiber der Leitungen haben inzwischen mitgeteilt, dass diese nicht mehr gebraucht würden. Damit fällt ein wichtiges Argument für den Abriss weg. Allerdings bleibt das Problem, dass die Halle die Straße quer durch das Areal verhindert, die für mehr Offenheit sorgen soll. Auf dieser Querung bestehen die Bezirkspol­itiker. Auch die Ratsfrakti­on der CDU hatte zuletzt den Druck auf die Verwaltung erhöht. Die CDU-Bundestags­abgeordnet­e Sylvia Pantel hat die Gegend sogar als „No-Go-Area“bezeichnet. Sie lobt, dass nun etwas passieren soll. „Es kann nicht sein, dass alle anderen Bürger eine Baugenehmi­gung brauchen und hier eine illegale Halle stehenblei­bt“, sagt sie.

Die vor anderthalb Jahren gestartete Baudezerne­ntin Cornelia Zuschke hatte den Fall intern neu aufarbeite­n lassen. Der Stadtverwa­ltung war immer wieder Untätigkei­t vorgeworfe­n worden. Zudem hatte sich das Problem gestellt, dass das Gericht ein Ersatzlage­r für die Gegenständ­e aus der Halle gefordert hatte. Eigentlich sollte dafür eine benachbart­e Fläche geräumt werden, dort haben sich aber Aussteiger angesiedel­t, die nicht vertrieben werden sollen. Jetzt sollen die Gegenständ­e in einer städtische­n Lagerhalle einen Platz finden – falls die Eigentümer sie nicht selbst entfernen.

Die Schaustell­er nutzen die Halle als Werkstatt und reparieren dort Fahrzeuge. Sie werfen der Stadt vor, es habe angeblich eine Absprache über den Bau der Halle gegeben – auch wenn diese nicht schriftlic­h vorliege. Der Abriss sei nicht in Ordnung, sagte ein Schaustell­er unserer Redaktion bei einem Ortsbesuch. Eine Mediation mit den Familien war nach Angaben der Stadt gescheiter­t.

Das Amtsgerich­t bestätigt den Eingang des Vollstreck­ungsauftra­gs. Der Gerichtsvo­llzieher wird nun eine Spedition beauftrage­n, anschließe­nd muss die Stadt selbst den Abriss der Halle übernehmen. Zum Zeitplan macht eine Gerichtssp­recherin keine Angaben: Der Gerichtsvo­llzieher wartet auf einen Kostenvors­chuss der Stadt. Die muss selbst in Vorleistun­g gehen. Die Kosten sind noch unklar. Wann der Bau der Straße folgt, ist ebenfalls noch ungewiss.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Das Gelände der Schaustell­er in Düsseldorf-Rath aus der Luft. An der Stelle, wo nun die Halle steht, soll eine Straße das Gelände durchquere­n.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Das Gelände der Schaustell­er in Düsseldorf-Rath aus der Luft. An der Stelle, wo nun die Halle steht, soll eine Straße das Gelände durchquere­n.

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