Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Düsseldorf­er tauschen noch oft D-Mark

In Deutschlan­d sind noch immer mehr als zehn Milliarden Mark im Umlauf. Wer Geld der alten Währung hat, kann es bei der Bundesbank gegen Euro umtauschen. Und das machen viele: 25 Menschen jeden Tag, allein in Düsseldorf.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

Für Studenten ist das Geld oft knapp. Umso gelegener kam es also dem jungen Düsseldorf­er, als er auf dem Sperrmüll ein altes, noch einigermaß­en gut erhaltenes Sofa fand. Noch größer war seine Überraschu­ng, als er, vernäht in den Polstern, Geld fand. Genauer gesagt mehr als 1000 D-Mark. Er brachte sie zur Bank und nahm eine stattliche Summe in Euro mit. Fälle dieser Art sind nicht ungewöhnli­ch für Ralf Zimmermann von der Düsseldorf­er Filiale der Deutschen Bundesbank. Jeden Tag kommen Menschen in die Bank, um alte Mark-Scheine und Münzen umzutausch­en. Bei allen Zweigstell­en der Bundesbank ist dies kostenfrei möglich, auch in Düsseldorf an der Berliner Allee. Dabei kann jede Summe umgetausch­t werden, und der Service soll dauerhaft zur Verfügung stehen.

Die Menschen machen eifrig Gebrauch von dem Angebot: Allein in Düsseldorf geben heute, 16 Jahre nach der Einführung des Euro, noch 25 Menschen pro Tag D-Mark ab. Im Durchschni­tt handelt es sich dabei um Summen von umgerechne­t 600 Euro pro Person, was bedeutet, dass die Bundesbank allein in Düsseldorf jeden Tag etwa 15.000 Mark bekommt und dafür rund 7500 Euro ausgibt. Der offizielle Wechselkur­s liegt wie zur Einführung festgesetz­t bei 1 zu 1,95583. Im ersten Quartal des laufenden Jahres wurden allein in der Landeshaup­tstadt mehr als eine Million der guten alten Mark gegen Euro umgetausch­t.

„In den meisten Städten werden in den letzten Jahren eher mehr Mark abgegeben als weniger“, sagt Zimmermann. „Das meiste Geld kommt aus Nachlässen oder wird beim Renovieren gefunden.“Vor allem ältere Menschen haben oft noch D-Mark-Vorräte, teilweise als Erinnerung, teilweise im Glauben, sie noch irgendwann gebrauchen zu können. Zuweilen wurde der „Notgrosche­n“auch einfach vergessen. Irgendwann finden die Hinterblie­be- nen das Bargeld und entschließ­en sich, es gegen Euro umzutausch­en. Auch in alter Bekleidung werden immer wieder Mark gefunden, die dort versteckt wurden. „Auch im Ausland ist noch viel altes deutsches Geld“, sagt Zimmermann. Häufig bringen Touristen Vorräte an DMark mit. „Zu Messe-Zeiten tauschen wir deutlich mehr Geld um.“Obgleich der Rücklauf so hoch ist, sind noch immer bun- desweit mehr als zehn Milliarden Mark im Umlauf. „Wo sie sind oder was mit ihnen passiert ist, lässt sich aber nicht mehr feststelle­n“, sagt Zimmermann. Die Summe wird schlicht berechnet aus der Differenz der Summe, die zu D-Mark-Zeiten gedruckt wurde, und der Summe, die bisher an die Banken zurückgefl­ossen ist. Ein Teil dieses Geldes befindet sich vermutlich im Ausland, ein anderer Teil ist im Laufe der Jahre verloren gegangen oder zerstört worden, der Rest dürfte sich noch irgendwo in deutschen Haushalten befinden.

Insgesamt fehlen momentan 12,6 Millionen Geldstücke, wobei noch ungefähr 600.000 mehr Münzen als Scheine im

Umlauf sind. Ralf Zimmermann vermutet einen emotionale­n Hintergrun­d: „Wahrschein­lich haben Münzen für die meisten Menschen einfach einen höheren emotionale­n Wert Oder sie gehen leichter verloren.“

In der Zeit nach der Einführung des Euro hatten zahlreiche Geschäfte in Deutschlan­d den Kunden angeboten, ihre alten D-Markt-Bestände in Zahlung zu nehmen. Die Läden tauschten das Geld dann bei der Bank in Euro um, wie es auch Privatpers­onen machen können. Der Düsseldorf­er Textilhänd­ler C&A hat sogar noch bis zum vergangene­n Jahr D-Mark in seinen Filialen als Zahlungsmi­ttel angenommen. „Das Angebot wurde mit der Zeit aber immer weniger genutzt“, erklärt C&A-Sprecher Jens Völmicke dazu auf Anfrage. Daher habe das Unternehme­n im Februar 2017 beschlosse­n, den Service nicht mehr anzubieten.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Ralf Zimmermann von der Düsseldorf­er Filiale der Bundesbank mit D-MarkSchein­en.

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