Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Beste Freunde?

US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un feiern ihr Treffen als großen Erfolg. Der Jubel ist leider etwas verfrüht.

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scheitert sind. Dann hätte er sich den Applaus der Welt redlich verdient. Und vielleicht sogar den Friedensno­belpreis.

Aber so weit sind wir noch lange nicht. Zieht man jenseits der schulterkl­opfenden Gesten eine Bilanz des Gipfels von Singapur, dann fällt diese leider ernüchtern­d aus. Die von Trump als „sehr umfassend“gelobte Abschlusse­rklärung enthält reichlich heiße Luft. Das gilt vor allem für die Passagen zur atomaren Abrüstung, die sogar deutlich hinter entspreche­nde Dokumente zurückfall­en, die Korea bereits 1992 unterzeich­net hatte. Die ursprüngli­che Forderung der Amerikaner nach einer „vollständi­gen, überprüfba­ren und unumkehrba­ren“Zerstörung des nordkorean­ischen Nuklearars­enals taucht überhaupt nicht mehr auf. Wir erinnern uns: Diese Zusage zu erreichen, war das erklärte Ziel Donald Trumps bei diesem Gipfel, der große Deal, den er Kim unbedingt entreißen wollte.

Doch wie es aussieht, hat in Singapur vor allem Kim einen guten Deal gemacht. Er hat alles bekommen, was er wollte: einen Fototermin mit dem mächtigste­n Politiker der Welt und obendrein eine Einladung ins Weiße Haus – nach dieser Anerkennun­g hatten schon Kims Vater und Großvater gelechzt. Gleichzeit­ig bekommt der Diktator einen Fuß in die Tür für eine Abschwächu­ng der scharfen Sanktionen gegen sein Land. Und dies alles ohne jede konkrete Gegenleist­ung.

Trump, der in Singapur wie berauscht wirkte von der Begeisteru­ng über sich selbst, überrascht­e dann auch noch das verbündete Südkorea mit der Ankündigun­g, die USA würden die gemeinsame­n Militärman­över ein-

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