Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Gag-Parade mit Melissa McCarthy
„How To Party With Mom“ist Sommerunterhaltung mit vielen Klischees.
(dpa) Keine Frage, es könnte eine kluge und zeitgemäße Version dieses Stoffs geben: Im Zentrum von „How To Party With Mom“steht eine Frau, die wegen einer Scheidung noch einmal durchstartet und die lernt, dass sie ihren eigenen Bedürfnissen viel mehr Raum geben darf. Doch leider ist die neue Komödie mit Melissa McCarthy nicht dieser selbstsichere Film.
Da setzt Regisseur Ben Falcone zum Beispiel von Anfang an auf schrille Ideen. Gleich in der ersten Szene steigt McCarthy als Deanne aus dem Auto, um ihre Tochter zum letzten College-Jahr zu verabschieden und sie sieht dabei sicher nicht aus wie die echte Mutter einer Zwanzigjährigen. Ihre Brille ist comichaft groß, die Haare sind tou- piert und den blass-pinkfarbenen Pullover würden mittelmäßige Bekleidungsverkäufer ohne zu zögern als „pfiffig“bezeichnen. Sofort geht es zur Sache. Mutter und Vater umarmen ihre Tochter zum Abschied, Deanne steigt mit ihrem Mann ins Auto und er lässt die Bombe platzen: „Ich will die Scheidung“.
Deanne berät sich mit ihrer Freundin und erkennt schnell, dass sie es immer bereut hat, ihr Studium nicht abgeschlossen zu haben. Also schreibt sie sich für ein letztes Semester an der Uni ihrer Tochter ein und erlebt alles, was zum US-Collegeleben in Filmen dazugehört. Egal, ob zickige Klassenkameradinnen, laute Hauspartys mit HaschischKüchlein oder eine düster-verspleente Zimmergenossin: Alles wird pflichtschuldig abgearbeitet, alles hat man so schon besser gese- hen und vieles fühlt sich eher nach Internet-Sketchclip als nach einem zusammenhängenden Film an.
Interessant wird „How to Party with Mom“trotzdem an einigen Stellen, nämlich immer dann, wenn der Film sich traut, über diese Klischees hinauszugehen. Deanne hat keinen überdramatisierten Streit mit ihrer Tochter; wie immer bei McCarthy werden auch plumpe Gags über ihr Gewicht ausgelassen. Und die schönste Idee des Films ist die „Steht ihr zu“-Attitüde, mit der Deanne eine Affäre mit einem gut aussehenden und deutlich jüngeren Kommilitonen haben darf. Leider werden all diese halbguten Drehbucheinfälle, die aus Deanne und ihrer Familie lebensnahe Charaktere machen könnten, aber dadurch begraben, dass alle Beteiligten zu Beginn so überzeichnet werden.
Und so reiht sich „How to Party with Mom“mühelos in die Reihe bisheriger Filme von Melissa McCarthy ein: Stets geht es etwas zu derbe um Alltagsfrauen in ungewöhnlichen Situationen. Hohe Filmkunst ist das nicht, aber leichte Sommerunterhaltung, die auch auf einem kleinen Screen im Urlaubsflieger niemanden stört. Zudem sind die Filme ein lukratives Geschäft: Die Produktionskosten liegen um die 30 Millionen Dollar, das Kinoeinspiel allein in Nordamerika ist doppelt so hoch. How To Party With Mom, USA 2018 – Regie:Ben Falcone, mit Melissa McCarthy, Maya Rudolph, 105 Min.