Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gag-Parade mit Melissa McCarthy

„How To Party With Mom“ist Sommerunte­rhaltung mit vielen Klischees.

- VON CHRISTIAN FAHRENBACH

(dpa) Keine Frage, es könnte eine kluge und zeitgemäße Version dieses Stoffs geben: Im Zentrum von „How To Party With Mom“steht eine Frau, die wegen einer Scheidung noch einmal durchstart­et und die lernt, dass sie ihren eigenen Bedürfniss­en viel mehr Raum geben darf. Doch leider ist die neue Komödie mit Melissa McCarthy nicht dieser selbstsich­ere Film.

Da setzt Regisseur Ben Falcone zum Beispiel von Anfang an auf schrille Ideen. Gleich in der ersten Szene steigt McCarthy als Deanne aus dem Auto, um ihre Tochter zum letzten College-Jahr zu verabschie­den und sie sieht dabei sicher nicht aus wie die echte Mutter einer Zwanzigjäh­rigen. Ihre Brille ist comichaft groß, die Haare sind tou- piert und den blass-pinkfarben­en Pullover würden mittelmäßi­ge Bekleidung­sverkäufer ohne zu zögern als „pfiffig“bezeichnen. Sofort geht es zur Sache. Mutter und Vater umarmen ihre Tochter zum Abschied, Deanne steigt mit ihrem Mann ins Auto und er lässt die Bombe platzen: „Ich will die Scheidung“.

Deanne berät sich mit ihrer Freundin und erkennt schnell, dass sie es immer bereut hat, ihr Studium nicht abgeschlos­sen zu haben. Also schreibt sie sich für ein letztes Semester an der Uni ihrer Tochter ein und erlebt alles, was zum US-Collegeleb­en in Filmen dazugehört. Egal, ob zickige Klassenkam­eradinnen, laute Hauspartys mit HaschischK­üchlein oder eine düster-verspleent­e Zimmergeno­ssin: Alles wird pflichtsch­uldig abgearbeit­et, alles hat man so schon besser gese- hen und vieles fühlt sich eher nach Internet-Sketchclip als nach einem zusammenhä­ngenden Film an.

Interessan­t wird „How to Party with Mom“trotzdem an einigen Stellen, nämlich immer dann, wenn der Film sich traut, über diese Klischees hinauszuge­hen. Deanne hat keinen überdramat­isierten Streit mit ihrer Tochter; wie immer bei McCarthy werden auch plumpe Gags über ihr Gewicht ausgelasse­n. Und die schönste Idee des Films ist die „Steht ihr zu“-Attitüde, mit der Deanne eine Affäre mit einem gut aussehende­n und deutlich jüngeren Kommiliton­en haben darf. Leider werden all diese halbguten Drehbuchei­nfälle, die aus Deanne und ihrer Familie lebensnahe Charaktere machen könnten, aber dadurch begraben, dass alle Beteiligte­n zu Beginn so überzeichn­et werden.

Und so reiht sich „How to Party with Mom“mühelos in die Reihe bisheriger Filme von Melissa McCarthy ein: Stets geht es etwas zu derbe um Alltagsfra­uen in ungewöhnli­chen Situatione­n. Hohe Filmkunst ist das nicht, aber leichte Sommerunte­rhaltung, die auch auf einem kleinen Screen im Urlaubsfli­eger niemanden stört. Zudem sind die Filme ein lukratives Geschäft: Die Produktion­skosten liegen um die 30 Millionen Dollar, das Kinoeinspi­el allein in Nordamerik­a ist doppelt so hoch. How To Party With Mom, USA 2018 – Regie:Ben Falcone, mit Melissa McCarthy, Maya Rudolph, 105 Min.

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FOTO: DPA Melissa McCarthy (M.) mit Molly Gordon (l.).

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