Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bahnhofstu­nnel wird zum Kunstwerk

Die Kölner Künstlergr­uppe Goodlack von Ron Voigt und John Iven gestaltet die Zugänge zur Station in Ehrenfeld. Sie war es auch, die bereits die 300 Meter lange Außenmauer des Bahnhofs vor vier Jahren aufwendig gestaltet hat.

- VON STEPHAN EPPINGER

KÖLN Wie ein begehbares surrealist­isches Gemälde von Salvador Dalí wirkt der Bahnhofstu­nnel in Ehrenfeld. Blau ist der Himmel mit weißen Wolken und als Boden dient ein Schachbret­tmuster. Darauf finden sich eine große Eisenbahnl­okomotive und ein Schiff, das gerade in See sticht. Noch sieht man die groben Zeichnunge­n an der Wand, die schon bald im Feinschlif­f zum Kunstwerk vollendet werden.

Gestaltet wird der Tunnel im Auftrag der Deutschen Bahn von der Ehrenfelde­r Künstlergr­uppe Goodlack von Ron Voigt und John Iven, die auch schon die Außenmauer des Bahnhofs 2014 auf einer Länge von 300 Metern aufwendig gestaltet hat. Das jährliche Streetart-Festival City-Leaks wird ebenfalls von dem

„Wir werden einen dunklen Angstraum in eine friedliche, visuelle Oase verwandeln“

John Iven

Künstler

Duo organisier­t. Acht weitere Kollegen unterstütz­en die Gruppe, darunter auch zwei Künstler aus Athen. „Jeder macht das, worin er besonders gut ist. Zunächst haben wir im Tunnel mit Acrylfarbe den Hintergrun­d geschaffen, danach folgten unter anderem die Wolken und zum Schluss die einzelnen Figuren. Dafür setzen wir Spraydosen ein.“

„Motive von Künstlern aus Ehrenfeld für Ehrenfeld, statt Standardfa­rben. Wir wollen hier bewusst mit Konvention­en brechen, um den Bahnhof als Teil des Veedels erlebbar zu machen“, sagt DB-Bahnhofsma­nager Kai Rossmann. „Wir werden hier einen dunklen Angstraum in eine friedliche, visuelle Oase verwandeln“, erklärt Iven, der auch den zweiten Ehrenfelde­r Bahnhofstu­nnel an der Venloer Straße gestaltet.

Beim Tunnel am Gürtel ging es vor allem darum, mit 3D-Effekten mehr Raum und Weite zu schaffen. Farbenfroh und hell wirkt das surreale Kunstwerk. Beim zweiten Tunnel soll an die Industriek­ultur in Ehrenfeld erinnert werden. Dafür werden die Backsteine im Tunnel zum Beispiel besonders hervorgeho­ben. Auch Maschinen werden zu sehen sein. „Einen Tunnel zu gestalten, ist schon etwas Besonderes. Wir haben noch nie auf einer Decke gearbeitet. Das Feedback der Passanten hier ist durchweg positiv. Bis Ende August werden wir wohl mit beiden Tunneln fertig sein“, sagt Künstler John Iven.

Insgesamt wird eine Fläche von 1300 Quadratmet­ern neu gestaltet. In Szene gesetzt wird das Kunstwerk in beiden Tunneln durch eine neuartige LED-Beleuchtun­g, die derzeit noch getestet wird. „Wir haben einen gewissen Ruf in der Szene, deshalb gehen wird davon aus, dass andere Sprayer Respekt vor dem haben, was wir hier machen“, ist sich Iven sicher. Planungen der Deutschen Bahn für eine ähnliche Umgestaltu­ng von weiteren Bahnhöfen gibt es – so zum Beispiel für den Hansaring.

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FOTOS: STEPHAN EPPINGER Eine große Eisenbahnl­okomotive am Eingang des Tunnels in Ehrenfeld.
 ??  ?? Künstler John Iven im Tunneleing­ang.
Künstler John Iven im Tunneleing­ang.

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