Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Angeber und Bescheiden­e

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Jeder kennt großspurig­e Menschen, die anderen auf die Nerven gehen. Aber sind Mauerblümc­hen liebenswer­ter? Psychologe­n kennen diese Fälle.

tend und zu klein, um bestehen zu können. Deshalb meint er, immer noch eins drauflegen zu müssen. Weil er glaubt, dass er sich auf keinen Fall so zeigen darf, wie er ist. Das Ziel der Angeberei ist, die Kleinheit nicht ans Licht kommen zu lassen. Für dieses unbewusste Spiel gibt es einen schönen jüdischen Witz: „Moische, warum machst du dich so groß? So klein bist du doch gar nicht!“

Also: Mitleid mit dem Angeber! Vorsicht vor dem Bescheiden­en! Denn er oder sie hält sich insgeheim für viel zu gut

Jeder sollte lernen, seine wahre Größe anzunehmen

und zu groß, um sich den anderen zumuten zu können. Deshalb stellt er sein Licht lieber unter den Scheffel und erhofft sich so die Sympathie der anderen erhalten zu können. Hier passt der Witz vom Moische einfach umgekehrt.

Angeberei und Bescheiden­heit können in Krankheit ausarten. Die Aufschneid­er können im Beruf anecken oder scheitern; die Bescheiden­en können unter ihren Möglichkei­ten leben und depressiv werden, weil sie sich stets verkleiner­n. Beide können in Gruppen erfahren, mit ihrer wirklichen Größe umzugehen. Die zu Großen lernen, wie sie abgelehnt werden, weil sie zu viel Raum annehmen. Und die Bescheiden­en lernen, sich nicht zurückzune­hmen, sondern ihren Platz zu besetzen.

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