Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Kohlgraf kehrt als Bischof nach Neuss zurück
Er war Schulpfarrer am „Marienberg“. Jetzt ist er als Bischof von Mainz Ehrengast bei der Parade.
NEUSS (lue-) Er freut sich auf ein Wiedersehen mit Freunden und Bekannten in Neuss. Dafür nimmt sich Peter Kohlgraf (51) Zeit, quartiert sich übers Wochenende als Gast im Pfarrhaus St. Quirin ein. Der Bischof von Mainz hat ein Heimspiel, wenn er als so genannter Einmaliger Ehrengast am Sonntag am Neusser Schützenfest teilnimmt: „Das Fest schweißt die Menschen in der Stadt zusammen. Diese Erfahrung einer großen Gemeinschaft – das ist schon etwas ganz Besonderes.“
Wenn Peter Kohlgraf laut über das Neusser Schützenfest nachdenkt, dann spricht er nicht über ein Ereignis, das er nur vom Hören und Sagen kennt. Er schätzt die Tage der Wonne, wie die Neusser es formulieren, aus eigenem Erleben: „Faszinierend ist wirklich, wie in Neuss die Freude über die Festlichkeiten die ganze Stadt erfasst.“Vier Jahre lang, von 2009 bis 2012, wohnte, lebte und arbeitete Peter Kohlgraf im Schatten von St. Quirin, als Schulseelsorger am Erzbischöflichen Gymnasium Marienberg. In jener Zeit wirkte er auch als Subsidiar im Seelsorgebereich Neuss-Mitte.
An die Neusser, an Neuss und an die Innenstadt mit ihren „schönen Kirchen“erinnert er sich gern zurück: „Ich habe auch heute noch gute Kontakte zu Menschen, die ich in meiner Neusser Zeit kennengelernt habe.“Jetzt kehrt er in die Stadt, die er so sehr mag, als Bischof zurück.
Peter Kohlgraf stammt aus Köln; studierte nach dem Abitur am Dreikönigsgymnasium in Bonn Theologie und wurde 1993 von Kardinal Meisner zum Priester geweiht. Es folgten viele Stationen, die ihm einen Erfahrungsschatz in der Gemeinde- und Schulpraxis brachten. Er war aber auch immer wissenschaftlich tätig, habilitierte 2010 in Müns- ter, wurde dort zum Privatdozenten ernannt; 2013 erhielt er eine Professur an der Katholischen Hochschule Mainz durch den damaligen Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann – zu dessen Nachfolger er im April 2017 ernannt wurde. Kohlgraf gilt als „praktischer Theologe“, der viel ohne Stab und Mitra unterwegs ist, der wie viele Mainzer in den Bus steigt und sein Jahresticket vorweist.
Mit dem Schützenwesen, insbesondere mit den Bruderschaften, verbindet ihn das Bekenntnis zu „Glaube, Sitte, Heimat“. Er versuche diese Werte des Christseins, „in meinem Alltag zu leben und umzusetzen.“In Neuss wird er nun aktiver Teil des Schützenwesens; das Hochamt am Sonntag in St. Quirin leitet er. Parade, Königsmahl und Umzug folgen. Denkt er an Neuss und die Neusser, fallen ihm drei Tugenden ein: „Lebensfroh, treu und im guten Sinne selbstbewusst.“