Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Junge Generation führt Tradition fort
Der Grenadierzug Mer fenge net heem hat sich im Zuge der Wiederbelebung des Neusser Schützenfestes in der Nachkriegszeit aus einer Reihe von selbstständigen Handwerksmeistern am 10. Juli 1948 gegründet. Gleich im ersten Jahr beteiligte man sich mit einer Großfackel, und Überlieferungen berichten, dass die Kameraden bis in die frühen Morgenstunden am Bauplatz blieben und dann direkt in ihren Betrieb gingen, um den Gesellen ihre Aufgaben zuzuteilen. Ähnliches vermuten die heutigen Mitglieder des Traditionszugs auch von den Versammlungen, jedenfalls entsprang daraus der Name „Mer fenge net heem“– Wir finden nicht nach Hause.
So manchem Jungspund passiert das heute zu den Kirmestagen auch noch – zumindest findet er nach den Partyabenden spät nach Hause, womit dann auch das rechtzeitige Antreten am nächsten Morgen hinfällig ist. Oberleutnant Kevin Wieland weiß dies dann entsprechend zu sanktionieren, auch wenn die heutige Generation nicht mehr so stark auf Protokoll und Etikette pocht wie die Zuggründer. Wer kein Stehkragenhemd zum Frack tragen wollte, durfte nicht mitmarschieren. Künstliche Blumen waren verpönt, stattdessen sorgte Matthias Kallen mit der Schere noch für akkurates Zylindergrün. Hierarchien wurden streng eingehalten, für die aufwendig zelebrierte Krönung des Zugkönigs wurden Ausschüsse für Essen und Wein gebildet.
Das alte Zugsilber ist heute als eine von mehreren Leihgaben des Zugs im Schützenmuseum zu sehen, die neue Königskette wird nun unmittelbar nach dem Schießen und ohne großes Zeremoniell dem neuen Träger überreicht. „Wir pflegen heute eher das Motto: So viel Spaß wie möglich, so viel Disziplin wie nötig“, sagt Kevin Wieland. Der 28-Jährige stammt wie ein großer Teil der 20 aktiven Mitglieder aus zwei Schützenzügen aus Grimlinghausen, die nun die Tradition von Mer fenge net heem fortführen. Zwar gleicht das heutige Zugleben kaum den Ansprüchen der Gründergeneration, aber sie bewahren ein verdienstvolles Erbe, denn einige Mitglieder hatten das Neusser Schützenwesen in der Vergangenheit maßgeblich mitgeprägt.