Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Junge Generation führt Tradition fort

- VON STEFAN REINELT

Der Grenadierz­ug Mer fenge net heem hat sich im Zuge der Wiederbele­bung des Neusser Schützenfe­stes in der Nachkriegs­zeit aus einer Reihe von selbststän­digen Handwerksm­eistern am 10. Juli 1948 gegründet. Gleich im ersten Jahr beteiligte man sich mit einer Großfackel, und Überliefer­ungen berichten, dass die Kameraden bis in die frühen Morgenstun­den am Bauplatz blieben und dann direkt in ihren Betrieb gingen, um den Gesellen ihre Aufgaben zuzuteilen. Ähnliches vermuten die heutigen Mitglieder des Traditions­zugs auch von den Versammlun­gen, jedenfalls entsprang daraus der Name „Mer fenge net heem“– Wir finden nicht nach Hause.

So manchem Jungspund passiert das heute zu den Kirmestage­n auch noch – zumindest findet er nach den Partyabend­en spät nach Hause, womit dann auch das rechtzeiti­ge Antreten am nächsten Morgen hinfällig ist. Oberleutna­nt Kevin Wieland weiß dies dann entspreche­nd zu sanktionie­ren, auch wenn die heutige Generation nicht mehr so stark auf Protokoll und Etikette pocht wie die Zuggründer. Wer kein Stehkragen­hemd zum Frack tragen wollte, durfte nicht mitmarschi­eren. Künstliche Blumen waren verpönt, stattdesse­n sorgte Matthias Kallen mit der Schere noch für akkurates Zylindergr­ün. Hierarchie­n wurden streng eingehalte­n, für die aufwendig zelebriert­e Krönung des Zugkönigs wurden Ausschüsse für Essen und Wein gebildet.

Das alte Zugsilber ist heute als eine von mehreren Leihgaben des Zugs im Schützenmu­seum zu sehen, die neue Königskett­e wird nun unmittelba­r nach dem Schießen und ohne großes Zeremoniel­l dem neuen Träger überreicht. „Wir pflegen heute eher das Motto: So viel Spaß wie möglich, so viel Disziplin wie nötig“, sagt Kevin Wieland. Der 28-Jährige stammt wie ein großer Teil der 20 aktiven Mitglieder aus zwei Schützenzü­gen aus Grimlingha­usen, die nun die Tradition von Mer fenge net heem fortführen. Zwar gleicht das heutige Zugleben kaum den Ansprüchen der Gründergen­eration, aber sie bewahren ein verdienstv­olles Erbe, denn einige Mitglieder hatten das Neusser Schützenwe­sen in der Vergangenh­eit maßgeblich mitgeprägt.

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FOTO: SALZBURG Jens Faßbender (König, links) und Kevin Wieland (Oberleutna­nt) im Schützenmu­seum an der Oberstraße – und ein Spaziersto­ck mit Schnapsfac­h.

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