Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Sparjunge sammelt fürs Schützenbiwak
Mit reichlich Mett und guter Musik der Bundesschützenkapelle Neuss startet der Grenadierzug Blaue Blömkes seit den 1970er-Jahren ununterbrochen in die Kirmestage. Getreu dem Motto „Wirst du was, musst du auch etwas geben“sind der Leutnant am Montag und der Feldwebel am Dienstag als Gastgeber für den Biwak sozusagen verpflichtet. Ein Wohnort fernab der Innenstadt zählt dabei auch nicht als Ausrede. „Wir chartern uns immer einen Bus und fahren mit alle Mann, den Familien und Musikern zu ihnen“, erzählt Oberleutnant Thorsten Orth.
Sein Nachname ist eng verbunden mit der Geschichte des vor 70 Jahren gegründeten Grenadierzugs. Sein Opa Heinrich Orth war Mitbegründer und 40 Jahre Zugführer, ehe Vater Peter das Amt 1988 übernahm und 2013 wiederum an ihn weitergab. Dadurch mitüberliefert wurde jedoch nicht die Namensgebung des Schützenzugs. „Blömkes gab es damals schon viele im Regiment, und wahrscheinlich war blau einfach noch übrig geblieben“, so Peter Orths Mutmaßungen. Seine persönlichen Erinnerungen reichen bis in die Kindstage zurück, als er bereits an der Seite der Großfackel am Samstagabend durch die Innenstadt ziehen durfte.
Durch die familiäre Prägung innerhalb des Zuges konnten somit stetig junge Generationen hinzugewonnen werden. Im Jubiläumsjahr ist Hans Brüggen mit 81 Jahren das älteste aktive Mitglied, sein jüngstes Pendant ist 24 Jahre. Lange Traditionen pflegen sie alle miteinander aus Überzeugung. Dazu gehören der Fackelbau und der erwähnte musikalische Biwak, aber auch das Einsammeln von Spargeld. Früher war es in den Neusser Schützenzügen gang und gäbe, dass ein „Sparjunge“in der Nachbarschaft und bei Gästen des Zuglokals Geld einsammelte und auf die Bank brachte, damit von den Zinsen das Schützen- fest bezahlt werden konnte. Mit Kassenbuch und eigenem Stempel suchten sich auch die Blaue Blömkes ihre Sponsoren, um aus dem Ertrag des Spargelds vor allem die Musik für ihr Biwak zu bezahlen. „Früher hat sogar der Wirt des Zuglokals mitgeholfen und bei seinen Gästen das Geld eingesammelt“, erzählt Thorsten Orth. Über 50 Jahre resi- dierten die Blaue Blömkes in den Lobuscher Stuben. Heutzutage macht das niedrige Zinsniveau das Engagement eigentlich überflüssig. Trotzdem ist Thorsten Orth auch in diesem Jahr wieder unterwegs gewesen, um bei ein paar Nachbarn für seinen Zug zu sammeln. Denn auch für sie ist es selbstverständlich, einen Obolus zu geben.