Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sparjunge sammelt fürs Schützenbi­wak

- VON STEFAN REINELT

Mit reichlich Mett und guter Musik der Bundesschü­tzenkapell­e Neuss startet der Grenadierz­ug Blaue Blömkes seit den 1970er-Jahren ununterbro­chen in die Kirmestage. Getreu dem Motto „Wirst du was, musst du auch etwas geben“sind der Leutnant am Montag und der Feldwebel am Dienstag als Gastgeber für den Biwak sozusagen verpflicht­et. Ein Wohnort fernab der Innenstadt zählt dabei auch nicht als Ausrede. „Wir chartern uns immer einen Bus und fahren mit alle Mann, den Familien und Musikern zu ihnen“, erzählt Oberleutna­nt Thorsten Orth.

Sein Nachname ist eng verbunden mit der Geschichte des vor 70 Jahren gegründete­n Grenadierz­ugs. Sein Opa Heinrich Orth war Mitbegründ­er und 40 Jahre Zugführer, ehe Vater Peter das Amt 1988 übernahm und 2013 wiederum an ihn weitergab. Dadurch mitüberlie­fert wurde jedoch nicht die Namensgebu­ng des Schützenzu­gs. „Blömkes gab es damals schon viele im Regiment, und wahrschein­lich war blau einfach noch übrig geblieben“, so Peter Orths Mutmaßunge­n. Seine persönlich­en Erinnerung­en reichen bis in die Kindstage zurück, als er bereits an der Seite der Großfackel am Samstagabe­nd durch die Innenstadt ziehen durfte.

Durch die familiäre Prägung innerhalb des Zuges konnten somit stetig junge Generation­en hinzugewon­nen werden. Im Jubiläumsj­ahr ist Hans Brüggen mit 81 Jahren das älteste aktive Mitglied, sein jüngstes Pendant ist 24 Jahre. Lange Traditione­n pflegen sie alle miteinande­r aus Überzeugun­g. Dazu gehören der Fackelbau und der erwähnte musikalisc­he Biwak, aber auch das Einsammeln von Spargeld. Früher war es in den Neusser Schützenzü­gen gang und gäbe, dass ein „Sparjunge“in der Nachbarsch­aft und bei Gästen des Zuglokals Geld einsammelt­e und auf die Bank brachte, damit von den Zinsen das Schützen- fest bezahlt werden konnte. Mit Kassenbuch und eigenem Stempel suchten sich auch die Blaue Blömkes ihre Sponsoren, um aus dem Ertrag des Spargelds vor allem die Musik für ihr Biwak zu bezahlen. „Früher hat sogar der Wirt des Zuglokals mitgeholfe­n und bei seinen Gästen das Geld eingesamme­lt“, erzählt Thorsten Orth. Über 50 Jahre resi- dierten die Blaue Blömkes in den Lobuscher Stuben. Heutzutage macht das niedrige Zinsniveau das Engagement eigentlich überflüssi­g. Trotzdem ist Thorsten Orth auch in diesem Jahr wieder unterwegs gewesen, um bei ein paar Nachbarn für seinen Zug zu sammeln. Denn auch für sie ist es selbstvers­tändlich, einen Obolus zu geben.

 ?? FOTO: WOI ?? Oberleutna­nt Thorsten Orth und sein Vater Peter zeigen: Die Sparjungen der Blauen Blömkes sammeln seit Jahrzehnte­n erfolgreic­h Spenden ein.
FOTO: WOI Oberleutna­nt Thorsten Orth und sein Vater Peter zeigen: Die Sparjungen der Blauen Blömkes sammeln seit Jahrzehnte­n erfolgreic­h Spenden ein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany