Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Chirurgie der nächsten Generation
Im Elisabeth-Krankenhaus Rheydt werden durch den Einsatz des da Vinci-Systems besonders schonende Eingriffe möglich.
Minimal-invasive Eingriffe, bei denen Instrumente und Kamera durch winzige Schnitte in den Körper des Patienten eingeführt werden, sind heute in der Chirurgie an der Tagesordnung. Sie haben große Vorteile: Die kleinen Schnitte heilen schneller, die Patienten erholen sich rascher. Es gibt aber auch Nachteile. Unter anderem waren die Instrumente, die der Chirurg bei der OP einführt, bislang starr. „In schwer erreichbaren Regionen des Körpers wie dem kleinen Becken war es schwierig zu agieren“, erklärt Prof. Dr. Olaf Horstmann, Chefarzt der Allgemein-, Viszeral- und Endokrinen Chirurgie am Elisabethkrankenhaus. Minimal-invasive Eingriffe blieben die Ausnahme. Doch das hat jetzt ein Ende: da Vinci ist da! Das da Vinci-System wird als verlängerte Hand des Chirurgen eingesetzt. Es verfügt über vier Arme, von denen ei- ner die Kamera hält, die anderen drei die OP-Instrumente. Der Chirurg sitzt neben dem Patienten, sieht die Kamerabilder und lenkt die Maschinenarme, die über eine höhere Beweglichkeit verfügen als die menschliche Hand. „Das DreiD-Bild ist sehr stabil, das System ermöglicht eine extrem präzise und exakte Arbeit“, erklärt der Chirurg. Weil immer in genau der richtigen Gewebeschicht gearbeitet werden kann, werden kaum Gefäße verletzt und es fließt praktisch kein Blut. „Bei bestimmten Eingriffen, etwa bei Enddarmkrebs, wurden bisher nur ungefähr ein Viertel der Operationen minimal-invasiv durchgeführt“, sagt Horstmann. Durch da Vinci wird sich das ändern. Und das bedeutet für die Patienten, dass sie sich schneller wieder erholen, sogar schneller als bei einem konventionell minimal-invasiven Eingriff. „Man vermutet, dass es am geringeren Gewebetrauma liegt“, sagt der Chefarzt. Bevor die Entscheidung zur Anschaffung des da Vinci-Systems fiel, hatte sich Horstmann den Einsatz im Inund Ausland angesehen. „Das System hat mich wirklich überzeugt“, stellt er fest. „Die jetzige vierte Generation ist ein Schritt auf dem Weg in die Zukunft der Chirurgie.“
Billig ist dieser Schritt nicht. Die Anschaffung des 1,5 Millionen Euro teuren Geräts, das zudem noch hohe Wartungskosten hat, wurde zum größten Teil durch eine hohe Spende eines dankbaren, weil vom Darmkrebs geheilten Patienten ermöglicht. „Da Vinci ist ein Service für unsere Patienten“, sagt Horstmann. Die Patienten profitieren von einer rascheren Heilung, der Chirurg von einer angenehmeren Arbeitshaltung, die ein entspannteres und damit auf Dauer konzentrierteres Arbeiten ermöglicht. Die Mediziner, die mit da Vinci arbeiten, werden aufwendig geschult: Erst werden Eingriffe simuliert, dann folgen beaufsichtigte OPs. Erst wenn die Chirurgen die Technik hundertprozentig beherrschen, endet das Trainingsprogramm. „Ich bin mir sicher, dass da Vinci ein großer Zugewinn für uns ist, so dass wir mit noch mehr Präzision gegen den Darmkrebs vorgehen können“, sagt Horstmann. Elisabeth-Krankenhaus Rheydt, Allgemein-, Viszeral- und Endokrine Chirurgie/ Leitung: Prof. Dr. med. Olaf Horstmann