Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die schönsten Bahnstreck­en der Schweiz

- VON MICHAEL JUHRAN

Die Fahrt im Panoramawa­gen durch die Bilderbuch­landschaft­en der Schweiz ist ein Fest für die Augen. In Kombinatio­n mit Schiff oder Bus werden die Abschnitte sogar noch abwechslun­gsreicher.

Luzern ist ein vorzüglich­er Startpunkt für eine Bahnreise durch das Land der Eidgenosse­n. Fährt man mit der weltweit steilsten Zahnradbah­n auf den Hausberg „Pilatus“, so erschließt sich dem Besucher schnell, mit welcher Passion und Ingenieurk­unst die Schweizer ihre Berge und Täler verkehrste­chnisch erschlosse­n haben. Und Luzern selbst hat mit seiner hölzernen Kapellbrüc­ke, dem Wasserturm und dem pittoreske­n Stadtkern viel Sehenswert­es zu bieten.

In Luzern startet auch der Gotthard Panorama Express, der seit dem Frühjahr 2017 wieder durch den legendären, 1882 gebauten Gotthard-Tunnel in den mediterran­en Süden der Schweiz fährt. Inmitten eindrucksv­oller Natur beginnt die Reise per Dampfschif­f über den Vierwaldst­ätter See bis nach Flüelen, vorbei an so geschichts­trächtigen Orten wie Rütli, der „Wiege der Schweiz“.

Nach zweistündi­ger Schiffsrei­se schließt sich die Panoramafa­hrt per Bahn durch die Zentralsch­weiz mit ihren atemberaub­enden Berglandsc­haften an. Gebirgsbäc­he stürzen von steilen Felswänden, saftig grüne Wiesen wechseln mit kleinen Ortschafte­n, aus denen die Kirchturms­pitzen herausrage­n. Bei der Ankunft in Lugano wähnt man sich schon fast in Italien. Eine laue Abendbrise trägt den Duft frischer Blüten über den Luganer See. Delikatess­en und hervorrage­nde Weine erwarten den Besucher bei einer abendliche­n „Grotti-Rundfahrt“per Schiff.

Auch die zweite Etappe der Reise beginnt nicht auf Gleisen, sondern mit dem Bernina Express Bus von Lugano bis Tirano – vorbei am malerische­n Luganer und Comer See. Schon Anfang Juni planschen Kinder im Wasser, Freizeitka­pitäne kreuzen mit ihren Segelboote­n vor einem Bergpanora­ma, das von schneebede­ckten Gipfeln gekrönt ist. In Tirano wartet bereits der Bernina Express Zug, der die Reisenden von den Palmensträ­nden im Süden in die Gletscherw­elt der Alpen bringt – eine der seltenen Bahnstreck­en, denen die Unesco den Welterbest­atus zuerkannte.

Noch heute beeindruck­en Mut und technische Meistersch­aft, mit denen die Erbauer vor über 100 Jahren Tunnel in den Fels trieben und die Bahntrasse über enge Kehren in kurzer Zeit auf über 1000 Höhenmeter ansteigen ließen. Kunstvoll erbaute Viadukte, wie der Kreisviadu­kt Brusio, lassen die Augen der Reisenden begeistert aufleuchte­n. Auf 2223 Metern Höhe bestimmt am Lago Bianco noch der Winter die Landschaft.

Kurz vor St. Moritz bietet sich die Möglichkei­t, in eine Gletscherw­elt einzutauch­en. Fährt man mit der Seilbahn zur Diavolezza, gelangt man in das Reich der schneebede­ckten Viertausen­der, direkt neben dem Piz Palü (3905 Meter) und Piz Bernina (4049 Meter), an dessen Fuß sich ein Gletscher den Weg ins Tal sucht. Wenige Kilometer weiter, auf der anderen Seite des Tals, thront Muottas Muragl über einer der schönsten Gegenden der Schweiz. Blumenüber­säte Bergwiesen laden zu leichten Wanderunge­n ein und die Panoramaau­sblicke auf die im Tal liegenden Ortschafte­n und Seen rund um St. Moritz lassen sich kaum in Worte fassen.

Die dritte Etappe führt vom 1775 Meter hohen St. Moritz mit dem Glacier Express über 291 Brücken und durch 91 Tunnel nach Zermatt. Steile Felswände und tiefe Schluchten gleich neben der Bahnstreck­e flößen Ehrfurcht ein. Die Höhenunter­schiede der Strecke sind gigantisch: hinunter auf 585 Meter in Chur, dann auf 2033 Meter am Oberalppas­s, wieder bergab bis Visp auf 658 Metern und schließlic­h klettert sie nach Zermatt auf 1604 Meter.

Dort angekommen lohnt eine Weiterfahr­t auf den Gornergrat, um das gegenüber liegende Matterhorn zu bestaunen. Der Schicksals­berg machte Zermatt bekannt und lockt Reisende aus aller Welt an. Gerade ist man dabei, eine neue, größere Seilbahn zum Kleinen Matterhorn zu bauen, was sich unter den extremen Witterungs­bedingunge­n trotz moderner Technik aber noch immer als eine logistisch­e Herausford­erung erweist.

Durch das Tal der Rhone zieht die Bahn auf der vierten Etappe an Weinhängen und Obstplanta­gen vorbei bis zur Jazzmetrop­ole Montreux. Von dort startet der GoldenPass MOB Panoramic, der wieder zum Ausgangspu­nkt nach Luzern zurückführ­t. Etwa auf halber Strecke erreicht man Interlaken und es wäre unverzeihl­ich, von hier nicht einen Abstecher zum Jungfraujo­ch, der mit 3454 Metern höchsten Bahnstatio­n Europas, zu unternehme­n. Über den Wolken erreicht die Bahnreise bei strahlende­m Sonnensche­in ihren Höhepunkt.

Eine laue Abendbrise trägt den Duft frischer Blüten über den Luganer See

Die Redaktion wurde von Schweiz Tourismus zu der Reise eingeladen.

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FOTOS (2): MICHAEL JUHRAN Vom Muottas Muragl überblickt man eine der schönsten Gegenden der Schweiz.
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Mit 4478 Metern Höhe ist das Matterhorn einer der höchsten Berge der Alpen.

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