Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Schlemmertour im Londoner East End
Das hippe Stadtviertel ist ein Schmelztiegel der Kulturen. Geprägt – auch kulinarisch – wurde es von den Einwanderen. Auf einer Food-Tour können Touristen die Probe aufs Exempel machen.
don. Sie erzählt von der Geschichte des Viertels.
Erster Snack-Stopp: die Brick Lane, auch Curry-Meile oder Banglatown genannt. Einwanderer aus Bangladesch und Indien haben an der rund ein Kilometer langen Straße ihre Restaurants. „Arzu“(55 Brick Ln) hat 1986 aufgemacht. Die würzigen Samosas gefüllt mit Lamm oder Spinat (60 Pence) oder die Chicken Tikka Roll (1,50 Pfund) sind derart köstlich, dass einem das süße europäische Frühstück plötzlich wie eine seltsame Geschmacksverirrung vorkommt.
Vier große Wellen von Einwanderern haben das East End geprägt, erklärt O’Neill. Ab 1685 kamen von Ludwig XIV. verfolgte Hugenotten aus Frankreich. Am Ende des 19. Anreise Nonstop-Flüge nach London gibt es von fast allen größeren deutschen Flughäfen. Vom Stansted Airport fährt der Stansted Express direkt bis zur Liverpool Station. Sie liegt unmittelbar im East End. Übernachtung Ein Doppelzimmer in einem einfachen und relativ zentral gelegenenDrei-Sterne-Hotel ist für kaum weniger als 80 Euro pro Nacht zu bekommen. Food-Touren Mehrere Anbieter haben geführte kulinarische Touren in East London im Programm, etwa Free Tours by Foot oder Eating London Tours. Entweder zahlt man einen Pauschalpreis oder für jedes Essen einzeln. Informationen Visit Britain, Tel. 030 3157190 und Anfang des 20. Jahrhunderts siedelten sich rund 100.000 Aschkenasi an, europäische Juden. Im Zuge des Bangladesch-Krieges 1971 flohen dann viele Muslime aus ihrer Heimat. Sie brachten ihre Gewürze und Rezepte vom indischen Subkontinent mit nach London, vor allem in die Brick Lane.
Und die vierte Welle? O’Neill macht eine Pause. „Die Hipster!“Der Osten Londons lockt Individualisten und alle, die das gerne wären. Es gilt, Vintage-Läden, Cafés und Flohmärkte zu entdecken. Die Höhepunkte für shoppenden Touristen sind Spitalfields Market, Brick Lane Market und der Vintage-Markt in der Old Truman Brewery.
Zeit für das zweite Frühstück: Halt bei „Beigel Bake“ (159 Brick Ln). Eine Institution. Auf dem Bürgersteig hat sich eine lange Schlange gebildet. Alle stehen an für die koscheren Bagel, die hier im Akkord über den Tresen gehen. Empfehlung: die Variante mit gesalzenem Rindfleisch, Essiggürkchen und Senf. Hervorragend!
Nun darf es zum Ausgleich gerne etwas Süßes sein. Dafür ist „Dark Sugars Cocoa House“(124-126 Brick Ln) eine gute Anlaufstelle. Dort werden aus hochwertigem westafrikanischen Kakao feine Kreationen aus Schokolade angerichtet, vor allem Pralinen (100 Gramm für sieben Pfund).
Und was ist mit der englischen Küche? Auch die gibt es im East End natürlich. Letzter Halt der Tour ist „Poppie’s Fish &Chips“(6-8 Hanbury St). Den Klassiker gibt es hier traditionell mit Erbsenpüree (Mushy Peas). Obendrauf Salz und etwas Essig, fertig. Kein leichtes Gericht, schon gar nicht als vierter Gang an einem Samstagmittag.
Die Food-Tour ist zu Ende. Zeit, um die Gegend selbstständig zu erkunden. Hinter den eher niedrigen Backsteinhäusern ragen die Wolkenkratzer der Londoner City in den Himmel, die Bankenwelt. O’Neill spitzt die Situation dort so zu: „Es gibt nur Steakhäuser, Lobster-Restaurants und Dom Perignon.“Schrecklich langweilig.