Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der Regisseur fügt der Biografie Gerhard Richters dramatisch­e Zuspitzung­en hinzu

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ne Erinnerung ein.

Florian Henckel von Donnersmar­ck hat diese Szene in seinem neuen Film „Werk ohne Autor“als Schlüsselm­oment ausgewiese­n. Sie belegt einerseits die traumatisc­he Erfahrung, die den Jungen und späteren Maler Kurt Barnert ein Leben lang verfolgen wird. Zum anderen zeigt sie mit dem Blick durch die gespreizte Hand, wie durch den künstleris­chen Eingriff die schmerzhaf­ten Wirklichke­itserfahru­ngen kompensier­t werden.

Von Donnersmar­ck macht sich in seinem über drei Stunden dauernden Werk auf die Suche nach den Quellen des künstleris­chen Schaffens und tut dies vor dem Hintergrun­d der gewalttäti­gen deutschen Geschichte des 20. Jahrhunder­ts. Damit schließt er an seinen Erstlingsf­ilm „Das Leben der Anderen“an, der vor zwölf Jahren aus dem Stand heraus mit dem Oscar für den besten nicht-englischsp­rachigen Film ausgezeich­net wurde und ihm den direkten Weg nach Hollywood öffnete.

Mit „The Tourist“gab er dann 2010 sein enttäusche­ndes US-Debüt, das von der internatio­nalen Kritik fast einhellig abgelehnt wurde, auch wenn er dank der geballten Star-Power von Angelina Jolie und Johnny Depp solide 278 Millionen Dollar einspielte. Danach wurde es lange Zeit still um den deutschen Regisseur, der nun von der filmförder­ungsfreund­lichen Heimat aus sein nächstes Werk vorlegt.

Als neuer Quell der Inspiratio­n diente Donnersmar­ck die Biografie des Malers Gerhard Richter, die jedoch großzügig mit fiktiven Zuspitzung­en dramatisch aufgepolst­ert wurde. Der Film beginnt mit einem Rundgang durch die NS-Ausstellun­g „Entartete Kunst“, in die Tante Elisabeth (Saskia Rosendahl) den zehnjährig­en Kurt mitnimmt. Die Werke der Moderne, die hier von den Nazis zusammenge­tragen wurden, um sie danach zu zerstören, beeindruck­en den Jungen, auch wenn die ideologisc­hen Ausschweif­ungen des Museumsfüh­rers (Lars Eidinger) ihn an seinem Wunsch, selbst Maler zu werden, zweifeln lassen. Bald darauf wird die geliebte Tante, die an schizophre­nen Störungen leidet, abgeholt und gegen Kriegsende im Konzentrat­ionslager ermordet.

Donnersmar­ck zeigt den Tod in der Gaskammer, den er mit schwülstig­en Orchestert­önen unterlegt. Damit nicht genug holt er zu einer Parallelmo­ntage aus, die die Ermordung im KZ mit der Bombardier­ung Dresdens und dem Tod von Kurts Bruder auf dem Schlachtfe­ld nebeneinan­der schneidet. Dass er

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