Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Iberische Hochzeit: Ferdinand und Isabella
Jahre nach der Hochzeit am 19. Oktober 1469 verbreitete das Königspaar die Legende, es habe aus Liebe geheiratet. Gegen den Willen von Isabellas Familie soll sich Ferdinand als Eseltreiber verkleidet nach Valladolid geschlichen haben, um seine heimliche Geliebte zu ehelichen. Die Wahrheit dürfte anders ausgesehen haben. Die Hochzeit von Ferdinand II. von Aragon und Isabella I. brachte die Verbindung zwischen den zwei größten Reichen der iberischen Halbinsel: Aragonien und Kastilien. Isabella trug zum Zeitpunkt der Eheschließung den Titel der Fürstin von Asturien, den traditionell die Thronfolger Kastiliens innehatten. Ihr Halbbruder Heinrich IV. blieb noch bis zu seinem Tod Ende 1474 auf dem Thron. Danach wurde Isabella zur Königin ausgerufen, ihr Ehemann wurde zunächst mit der Formel „ihr rechtmäßiger Gemahl“bezeichnet, später dann ebenfalls als König. Eine Salbung oder Krönung des Königspaars hatte auf der iberischen Halbinsel zu dieser Zeit keine Tradition. In Aragonien war Ferdinand schon seit 1466 Mitregent seines Vaters Johann II., nach dessen Tod folgte er ihm 1479 auf den Thron. Damit begann die Zeit der „Katholischen Könige“, ein Titel, den Papst Alexander VI. dem Herrscherpaar insbesondere wegen ihrer Rolle bei der Reconquista, der Verdrängung der muslimischen Herrschaft von der iberischen Halbinsel, verliehen hatte.