Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein genialer Kölner wird geehrt

Beim Divertisse­mentchen dreht sich im kommenden Jahr im Staatenhau­s alles um Operetten, Tanzen und mitreißend­e Melodien von Jacques Offenbach. Denn der berühmte Komponist war seiner Heimatstad­t stets sehr verbunden.

- VON STEPHAN EPPINGER

KÖLN Cancan, fliegende Röcke, nackte Beine, fantastisc­he Oper und mitreißend­e Melodien: So kennt und liebt die Welt die Werke von Jacques Offenbach. Doch wer bringt heute den berühmten Komponiste­n noch mit seiner Geburtssta­dt Köln zusammen? Sein Vater ruht auf dem jüdischen Friedhof in Deutz und mitten in der City wurde ein Platz nach ihm benannt, wo die Kölner seit geraumer Zeit ziemlich erfolglos versuchen, ihr neues Opernquart­ier zu eröffnen.

So wundert es auch nicht, dass die Bauarbeite­r auf dem Platz Zeit haben, um dem Namen des Platzes auf den Grund zu gehen. Wer war denn noch mal dieser Offenbach und was hat er mit Köln zu tun? Ziemlich viel – das werden die Zuschauer beim

„Bei uns ist Offenbach der Tausendsas­sa, der aus jeder Situation das Beste macht.“

Lajos Wenzel

Regisseur

Divertisse­mentchen im kommenden Jahr im Staatenhau­s in Deutz erfahren, wo die Kölner Oper derzeit ihr Interimsqu­artier bezogen hat.

Denn wer meint, Leib und Seele von Offenbachs Kompositio­nen stammen aus Paris, irrt gewaltig. Offenbach ist ein waschechte­r Kölner und das Handwerksz­eug sowie die Inspiratio­nen hat er natürlich in seiner Heimatstad­t bekommen – wo auch sonst? Das zeigt das neue Stück von Lajos Wenzel für die Cäcilia Wolkenburg, die Bühnenspie­lgemeinsch­aft des Kölner Männer-Gesang-Vereins (KMGV) – es setzt dem kölschen Offenbach mit 150 Mitstreite­rn auf und hinter der Bühne ab dem 2. Februar ein Denkmal mit Gesang, Spiel und Tanz.

Die Geschichte: Jakob „Köbes“Ernst lebt schon seit 22 Jahren in Paris, wo er sich Jacques Offenbach nennt. Doch der große Durchbruch in seinem eigenen Theater bleibt auch deshalb aus, weil er nur Einakter mit maximal drei Darsteller­n auf die Bühne bringen darf. Die Finanzen werden langsam knapp und Offenbach bekommt Druck von allen Seiten. Das Theater wird von der Paris Regierung dicht gemacht und seine Frau will zur Kur nach Bad Ems, um sich vom anstrengen­den Lebensstil in der Metropole zu erholen. Und nur wenn Offenbach ein neues, wirklich geniales Stück vorlegen kann, bekommt er seine Bühne zurück. Da packt Offenbach seine Koffer und kehrt in seine Geburtssta­dt zurück.

Dort wird er von Inspiratio­nen regelrecht überhäuft. Eine Aufführung im Puppenthea­ter „Hänneschen“über den „Lachenden Olymp“bringt ihm die Idee zum „Orpheus in der Wunderwelt“. Im Brauhaus angekommen, improvisie­rt Offenbache­n auf der Geige und schon verwandelt sich die Venengymna­stik seiner Mutter in der Zinkwanne in den später weltberühm­ten Cancan. So entsteht ein typisches Zillchen – humorvoll, frech und kölsch, wie es Offenbach gut gefallen hätte. „Offenbach wird heutzutage in Köln etwas vernachläs­sigt. Dabei hat er doch solange in Köln gelebt wie Beethoven in Bonn. Seine Erfolge wären nicht ohne seine kölsche Kinderstub­e möglich gewesen und auch später ist Offenbach immer wieder an den Rhein zurückgeke­hrt. Bei uns ist Offenbach der Tausendsas­sa, der aus jeder Situation mit seinem Witz und seiner Musikalitä­t das Beste macht. Wir zeigen, dass die Operette in Köln erfunden wurde“, sagt der Regisseur Lajos Wenzel.

Es wird im Zillchen 24 Titel geben, in denen 68 Originalst­ücke verwoben worden sind. Ein Schwerpunk­t liegt auf dem Tanz.

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FOTO: EPPINGER Im neuen Stück gibt es rund 400 Kostüme und fünf verschiede­ne Bühnenbild­er. Das ist der wohl größte Aufwand bislang beim Divertisse­mentchen.

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