Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ein genialer Kölner wird geehrt
Beim Divertissementchen dreht sich im kommenden Jahr im Staatenhaus alles um Operetten, Tanzen und mitreißende Melodien von Jacques Offenbach. Denn der berühmte Komponist war seiner Heimatstadt stets sehr verbunden.
KÖLN Cancan, fliegende Röcke, nackte Beine, fantastische Oper und mitreißende Melodien: So kennt und liebt die Welt die Werke von Jacques Offenbach. Doch wer bringt heute den berühmten Komponisten noch mit seiner Geburtsstadt Köln zusammen? Sein Vater ruht auf dem jüdischen Friedhof in Deutz und mitten in der City wurde ein Platz nach ihm benannt, wo die Kölner seit geraumer Zeit ziemlich erfolglos versuchen, ihr neues Opernquartier zu eröffnen.
So wundert es auch nicht, dass die Bauarbeiter auf dem Platz Zeit haben, um dem Namen des Platzes auf den Grund zu gehen. Wer war denn noch mal dieser Offenbach und was hat er mit Köln zu tun? Ziemlich viel – das werden die Zuschauer beim
„Bei uns ist Offenbach der Tausendsassa, der aus jeder Situation das Beste macht.“
Lajos Wenzel
Regisseur
Divertissementchen im kommenden Jahr im Staatenhaus in Deutz erfahren, wo die Kölner Oper derzeit ihr Interimsquartier bezogen hat.
Denn wer meint, Leib und Seele von Offenbachs Kompositionen stammen aus Paris, irrt gewaltig. Offenbach ist ein waschechter Kölner und das Handwerkszeug sowie die Inspirationen hat er natürlich in seiner Heimatstadt bekommen – wo auch sonst? Das zeigt das neue Stück von Lajos Wenzel für die Cäcilia Wolkenburg, die Bühnenspielgemeinschaft des Kölner Männer-Gesang-Vereins (KMGV) – es setzt dem kölschen Offenbach mit 150 Mitstreitern auf und hinter der Bühne ab dem 2. Februar ein Denkmal mit Gesang, Spiel und Tanz.
Die Geschichte: Jakob „Köbes“Ernst lebt schon seit 22 Jahren in Paris, wo er sich Jacques Offenbach nennt. Doch der große Durchbruch in seinem eigenen Theater bleibt auch deshalb aus, weil er nur Einakter mit maximal drei Darstellern auf die Bühne bringen darf. Die Finanzen werden langsam knapp und Offenbach bekommt Druck von allen Seiten. Das Theater wird von der Paris Regierung dicht gemacht und seine Frau will zur Kur nach Bad Ems, um sich vom anstrengenden Lebensstil in der Metropole zu erholen. Und nur wenn Offenbach ein neues, wirklich geniales Stück vorlegen kann, bekommt er seine Bühne zurück. Da packt Offenbach seine Koffer und kehrt in seine Geburtsstadt zurück.
Dort wird er von Inspirationen regelrecht überhäuft. Eine Aufführung im Puppentheater „Hänneschen“über den „Lachenden Olymp“bringt ihm die Idee zum „Orpheus in der Wunderwelt“. Im Brauhaus angekommen, improvisiert Offenbachen auf der Geige und schon verwandelt sich die Venengymnastik seiner Mutter in der Zinkwanne in den später weltberühmten Cancan. So entsteht ein typisches Zillchen – humorvoll, frech und kölsch, wie es Offenbach gut gefallen hätte. „Offenbach wird heutzutage in Köln etwas vernachlässigt. Dabei hat er doch solange in Köln gelebt wie Beethoven in Bonn. Seine Erfolge wären nicht ohne seine kölsche Kinderstube möglich gewesen und auch später ist Offenbach immer wieder an den Rhein zurückgekehrt. Bei uns ist Offenbach der Tausendsassa, der aus jeder Situation mit seinem Witz und seiner Musikalität das Beste macht. Wir zeigen, dass die Operette in Köln erfunden wurde“, sagt der Regisseur Lajos Wenzel.
Es wird im Zillchen 24 Titel geben, in denen 68 Originalstücke verwoben worden sind. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Tanz.