Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Pfleger bekommen eigene Kammer
Die neue Interessenvertretung orientiert sich am Vorbild der IHK.
DÜSSELDORF (qua/tor) NRW-GEsundheitsminister Karl-josef Laumann (CDU) bringt die Gründung einer landesweiten Kammer für die knapp 200.000 Pflegefachkräfte in NRW auf den Weg. Ähnlich wie Industrie- und Handelskammern soll die Pflegekammer hoheitliche Aufgaben übernehmen und sich über Zwangsbeiträge der Mitglieder finanzieren.„wir planen bis zur Sommerpause einen entsprechenden Gesetzentwurf“, kündigte Laumann am Mittwoch an. Mit der Gründung sei 2021 zu rechnen.
Die Kammer soll berufliche Standards definieren, Fortbildungsangebote sichern und auch Prüfungen abnehmen dürfen. Die Mitgliedschaft soll für alle examinierten Pflegekräfte verbindlich werden. Als denkbaren monatlichen Zwangsbeitrag nannte Laumann fünf Euro. „Die Kammer wird die Macht der Pflegekräfte stärken“, sagte er. In der deutschen Gesundheitspolitik werde zu oft über Pflege gesprochen, ohne dass die Pflege mit am Tisch sitze. Das sei nach Gründung der Kammer nicht mehr möglich.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprach sich gegenüber unserer Redaktion auch für eine solche Kammer auf Bundesebene aus: „Pflege braucht eine gute Interessenvertretung. Kammern können dafür eine Lösung sein.“Deutlicher wurde der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Andreaswesterfellhaus: „Ich hoffe sehr, dass die Gründung einer Pflegekammer nun auch in Nordrhein-westfalen die letzten Dämme für eine Bundespflegekammer bricht.“
Ähnliche Pflegekammern gibt es bereits in Rheinland-pfalz, Schleswig-holstein und in Niedersachsen. Bayern hat sich für das Modell eines Pflegerings entschieden, bei dem die Mitgliedschaft freiwillig ist. Im Gegenzug hat diese Interessenvertretung deutlich weniger Befugnisse.
Laut Laumann sind die schlechten Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte auch dem Umstand geschuldet, dass der Berufszweig „grottenschlecht organisiert“sei. In einer repräsentativen Umfrage unter den Nrw-pflegern hatten sich zuvor 79 Prozent der Befragten für die Gründung einer solchen Interessenvertretung ausgesprochen.