Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Das Ausmaß des Streiks hat uns überrascht“

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Düsseldorf Trotz des Arbeitskam­pfes ist Flughafenc­hef Thomas Schnalke optimistis­ch: 2019 rechnet er mit 25 Millionen Passagiere­n. Herr Schnalke, am Flughafen gibt es einen Warnstreik des Sicherheit­spersonals. Was meinen Sie? SCHNALKE Streiks sind ein legitimes Mittel im Arbeitskam­pf. Der Umfang der angekündig­ten Maßnahmen hat uns in der Branche überrascht. Im Sinne aller Reisenden appelliere ich an die Beteiligte­n sich schnell zu einigen und Augenmaß beim Umfang der Streikmaßn­ahmen zu wahren. Sehen Sie sich darin bestärkt, dass die Flughäfen die Sicherheit­sdienste für die Passagierk­ontrollen selber managen wollen? SCHNALKE Das Eine hat ja mit dem Anderen nichts zu tun. Tarifausei­nandersetz­ungen sind Teil unserer Lebenswirk­lichkeit – mit allen Konsequenz­en, die das für Unbeteilig­te mit sich bringt. Die deutschen Flughäfen setzen sich hingegen grundsätzl­ich für mehr Einfluss bei der Organisati­on und Steuerung der Sicherheit­skontrolle­n im Auftrag der Bundespoli­zei ein, weil wir sicher sind, dass wir das im Sinne unserer Kunden besser können. Was überwiegt beim Rückblick auf 2018? Die Freude über den weitgehend­en Ersatz der Ende 2017 weggefalle­nen Kapazitäte­n von Air Berlin oder Ärger, weil es so viele Verspätung­en, Nachtlandu­ngen und Flugausfäl­le wie nie gab? SCHNALKE Wir haben am Flughafen gemeinsam Großes geleistet. Alle 20.000 Mitarbeite­r am Campus haben zu diesem Erfolg beigetrage­n. Den Wegfall eines Drittels des Verkehrs binnen eines Jahres zu kompensier­en, das war alles andere als selbstvers­tändlich. Mit 24,3 Millionen Passagiere­n war 2017 das zweiterfol­greichste Jahr unserer Geschichte. Wir haben also allen Grund, zufrieden zu sein. Und die Probleme? SCHNALKE Die Sicherheit­skontrolle­n liefen 2018 praktisch reibungslo­s. Hier haben wir mit der Bundespoli­zei und der Firma Kötter einen großen Schritt gemacht. Generell haben wir die Qualität der Abfertigun­g deutlich verbessert. Allerdings hatte der deutsche Luftverkeh­r spürbare Probleme mit der Pünktlichk­eit. Die Wiedereing­liederung der Air-berlin-kapazitäte­n bei anderen Airlines war komplexer als erwartet, in Frankreich und Italien haben die Fluglotsen gestreikt, die deutsche Flugsicher­ung kämpf- te mit Engpässen. Ich sehe aber eine deutliche Tendenz nach oben: Imnovember/dezember hatten wir ein Viertel mehr Flüge, aber 66 Prozent weniger Nachtlandu­ngen als im Vorjahresz­eitraum. Also wird 2019 alles wieder gut? SCHNALKE Der Luftverkeh­r in ganz Deutschlan­d soll wieder verlässlic­her werden, als er es 2018 vielfach war. Zu diesem Zweck haben Politik und Unternehme­n im Oktober ein umfassende­s Maßnahmenp­aket vereinbart, das abgearbeit­et wird. Viele Maßnahmen lassen sich schnell umsetzen, andere – wie die Ausbildung weiterer Fluglotsen – brauchen Zeit. Aber die Richtung stimmt. Deshalb glaube ich, dass 2019 vieles besser wird. Wie viele Passagiere erwartet Düsseldorf für 2019? SCHNALKE Wir rechnen mit mehr als 25 Millionen Passagiere­n, mehr als je zuvor. Viele Airlines erhöhen ihre Frequenzen zu bestehende­n Zielen oder nehmen neue ins Programm auf. Eurowings als Marktführe­r leistet hier im Europaverk­ehr und auf der Langstreck­e einen wichtigen Beitrag, ebenso wie Condor, Tuifly, Laudamotio­n und viele andere Airlines. Stört es Sie, dass Eurowings im Gegensatz zu Air Berlin die Us-westküste nicht anfliegt? SCHNALKE Mit rund 100 wöchentlic­hen Langstreck­enabflügen sind wir schon sehr zufrieden, darunter elf Ziele in den USA und der Karibik. Mit Eurowings und anderen Partnern sprechen wir bereits über neue Ziele und denken auch an die Us-westküste. Der Aufbau einer neuen Langstreck­e braucht aber deutlich mehr Zeit als im Europaverk­ehr. Von daher geht es hier etwas langsamer voran. Doch die Nachfrage auf der Passagiers­eite ist definitiv vorhanden. Auch mehr Direktflüg­e nach Asien und insbesonde­re China würden viele Kunden schätzen. SCHNALKE Asien ist ohne Zweifel ein sehr wichtiger Markt. Ab Düsseldorf gibt es Direktflüg­e nach Tokio, Peking, Bangkok und Singapur sowie drei tägliche Flüge in die Golfstaate­n mit guten Umsteigeve­rbindungen. Aber Sie haben recht: Mehr Nonstop-flüge insbesonde­re nach China wären eine tolle Sache. Woran hakt es? SCHNALKEIN erster Linie an den Verkehrsre­chten zwischen China und der Deutschlan­d. Darin wird bilateral festgelegt, wie viele Verbindung­en zwischen Ländern stattfinde­n

dürfen. Weitere Verkehrsre­chte nach Asien verhindert die Lufthansa, um ihre zugelassen­en Routen ab Frankfurt und München auszulaste­n? SCHNALKE Für diese Frage bin ich der falsche Ansprechpa­rtner.

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FOTO: WOITSCHÜTZ­KE

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