Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Nachbarn machen mobil gegen Einbrecher

Wieder einmal hat es an der Azalienstr­aße einen versuchten Einbruch gegeben. Nun denken die Anwohner an eine Bürgerwehr.

- VON SIMON JANSSEN

REUSCHENBE­RG Seine Kinder lässt er nicht mehr im Garten spielen, das Haus hat er „für ein Vermögen“sichern lassen – jetzt spielt der Familienva­ter, der seit 2009 an der Azalienstr­aße wohnt, sogar mit dem Gedanken, Neuss zu verlassen. Und zwar aus Angst – vor allem um seine Familie. „Wir fühlen uns allein gelassen“, sagt der Anwohner unserer Redaktion, der zu seinem persönlich­en Schutz nicht namentlich genannt wird. Er ist der Hauptbetro­ffene der Einbruch-serie an der Azalienstr­aße, die sich bereits über mehrere Monate beziehungs­weise Jahre hinzieht. Viermal schlichen sich bereits Einbrecher auf sein Grundstück. Im Oktober 2017 gelang es ihnen sogar, binnen einer Woche zweimal in das Haus des Familienva­ters einzudring­en. Die Beute bestand aus Schmuck. „Wir waren im Urlaub in Abu Dhabi und konnten nicht zurückkomm­en, als die Polizei uns anrief“, erinnert er sich.

Am vergangene­n Freitag war es dann wieder so weit. Erneut versuchten Unbekannte, durch die Balkontür in sein Haus zu kommen. Ließen sich auch vom mittlerwei­le gut ausgeleuch­teten Garten-bereich nicht abschrecke­n. Wie Polizeispr­echerin Daniela Dässel auf Nachfrage mitteilte, versuchten die Täter, die Terrassent­ür aufzuhebel­n. Diesmal blieb es beim Versuch. Doch die Angst steigt weiter. Auch in der Nachbarsch­aft. Einbrüche übers Garagen-dach, ein gestohlene­s Auto, Hubschraub­er-suche nach den geflüchtet­en Tätern: Die Liste der unerfreuli­chen Ereignisse an der Azalienstr­aße ließe sich fortführen.

Der jüngste Einbruchve­rsuch am Freitag ist für die Anwohner der Azalienstr­aße nun der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Wie der Stadtveror­dnete Carsten Thiel (UWG), der selbst in der betroffene­n Straße wohnt, mitteilt, wollen sich die Anwohner nun in einer WhatsApp-gruppe zusammensc­hließen, um sich bei verdächtig­en Beobachtun­gen warnen zu können. Bewohner der benachbart­en Geranienst­raße machen dies bereits. Auch ein Nachbarsch­aftstreff zum Thema soll es geben. „Wir überlegen auch, eine Bürgerwehr zu gründen und selbst Streife zu laufen. Irgendwas müssen wir machen“, so der Stadtveror­dnete, dessen Nachbarin sich vor wenigen Wochen ob der angespannt­en Sicherheit­slage einen Hund angeschaff­t hat – einen großen Cane Corso. „Man wird zunehmend unsicherer, bei jedem kleinen Geräusch schreckt man auf“, sagt sie unserer Redaktion.

Nach Angaben von Daniela Dässel werden in den nächsten Tagen Prävention­steams die Azalienstr­aße aufsuchen – bestehend aus Beamten des Kriminalko­mmissariat­s Prävention und Opferschut­z sowie des Bezirksdie­nstes. „Sie werden Hinweise erfragen und auch auf das Beratungsa­ngebot der Polizei hinweisen“, so Dässel.

Was gleich mehrere Anwohnern verdächtig vorkommt, ist die Hohe Frequenz der Schrotthän­dler, die mehrmals am Tag langsam durch die Straße fahren. „Sie standen bereits unangemeld­et auf unserem Grundstück. Als wir uns beschwert haben, wurde meine Frau beleidigt“, sagt ein Anwohner. Carsten Thiel spielt nun mit dem Gedanken, einen Antrag zu stellen, um die Azalienstr­aße in eine Anliegerst­raße umwandeln zu lassen.„ich würde mir zudem wünschen, dass die Polizei häufiger Fahrzeuge kontrollie­rt.“

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