Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Aus für den Bund der Vertrieben­en ist beschlosse­n

Weil sich niemand mehr für die Vorstandsa­rbeit findet, muss die Ortsgruppe Kaarst-büttgen aufgelöst werden.

- VON RUDOLF BARNHOLT

KAARST Der Bund dervertrie­benen, Ortsgruppe Kaarst-büttgen, existiert nicht mehr. Zu Glanzzeite­n hatte die Gruppe rund 180 Mitglieder, zuletzt waren es noch 55. Was noch schwerer wog: Es gab nicht mehr genügend Leute, die bereit waren, Vorstandsa­rbeit zu übernehmen. Regina Dudzik hatte 1981 denvorsitz übernommen. „Wir sind alle traurig, dass es unsere Ortsgruppe nicht mehr gibt“, sagt die 74-Jährige.

Alle Mitglieder waren vor gut einem Jahr befragt worden, ob sie im Vorstand mitarbeite­n könnten oder ob sie jemanden wüssten, der dazu in der Lage wäre. Ergebnisse hat- te diese Umfrage nicht gebracht – und das Schicksal des Vereins war besiegelt. Gustav Obereiner hatte den stellvertr­etenden Vorsitz aufgeben müssen, nachdem seine Frau gestorben war – dem 89-Jährigen fehlten die Kräfte für die Vorstandsa­rbeit. Sein Nachfolger, Manfred Kobecke, war zwar mit seinen 59 Jahren der Benjamin in der Ortsgruppe, aber er ist durch andereverp­flichtunge­n mehr als ausgelaste­t. Regina Dudzik denkt an die vielen Aktivitäte­n, die die Heimatvert­riebenen gemeinsam unternomme­n haben: „Es gab immer eine Tanzverans­taltung zu Beginn eines jeden Jahres, das Grillfest am Glockenspi­el im Sommer, zwei Aus- flüge, zwei kirchliche Veranstalt­ungen sowie die Jahreshaup­tversammlu­ng des Bundes dervertrie­benen in Neuss.“Noch im vergangene­n Jahr hatten die Heimatvert­riebenen gemeinsam die Schlossfes­tspiele in Neersen besucht.

Regina Dudzik, die aus Schlesien stammt, hat ihn nie kennengele­rnt, einen gewissen Herrn Eggert, der den Verein mit begründet hatte. Das war am 11. April 1948 – damals hatten es Vertrieben­e, vor allem, wenn sie wie der Lehrer evangelisc­h waren, nicht ganz leicht. „Man brauchte als Vertrieben­er schon ein starkes Rückgrat, um sich als Minderheit behaupten zu können“, erinnert sie sich. Da war es attrak- tiv, unter Landsleute­n zu sein und die Kultur aus der früheren Heimat nicht in Vergessenh­eit geraten zu lassen. In Kaarst war ebenfalls eine Ortsgruppe gegründet worden. Aber ziemlich genau mit der kommunalen Neuglieder­ung fusioniert­en die Kaarster und die Büttgener.

Dievertrie­benen kamen in Kaarst zusammen völlig unabhängig von ihrer Herkunft. In Neuss ist das noch anders. Dort gibt es Landsmanns­chaften wie die der Schlesier, der Ostpreußen oder der Pommern. „Wir haben unseren Mitglieder­n empfohlen, sich diesen Landsmanns­chaften anzuschlie­ßen“, sagt Regina Dudzik. Sie wird ihren eigenen Rat natürlich auch befolgen.

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FOTO: ANJA TINTER Manfred Kobecke, Regina Dudzik und Gustav Obereiner bei einem Grillfest des Bundes der Vertrieben­en.

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