Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Im Dschungel der Langeweile

Weder große Namen noch große Erwartunge­n. Der Tv-show im australisc­hen Busch droht die zweiwöchig­e Ereignislo­sigkeit. Doch ein paar Faktoren machen Hoffnung.

- VON SEBASTIAN DALKOWSKI

DÜSSELDORF Der prominente­ste Teilnehmer von „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ist keine Person, sondern eine Stimme. Tommi Piper, der deutsche Synchronsp­recher von Alf, gehört zu den zwölf Kandidaten, die am Freitag in den australisc­hen Dschungel ziehen, um den Nachfolger vonvorjahr­esgewinner­in Jenny Frankhause­r zu finden. RTL überträgt täglich, zur Eröffnung am Freitag ab 21.15 Uhr. Das Finale läuft am 26. Januar.

Neben Piper lässt sich das Etikett „Star“mit einiger Mühe nur Sybille Rauch anheften, der nach ihren Auftritten bei „Eis am Stiel“eine mehrjährig­e Karriere als Erotik- und Pornodarst­ellerin gelang. Die größte Leistung des Schlagersä­ngers Peter Orloff war es, 1971 mit dem Song „Ein Mädchen für immer“auf Platz 16 der deutschen Charts zu landen. An Doreen Dietel erinnert man sich höchstens vage als Nebendarst­ellerin mittelgute­r Tv-serien und -Filme der Nuller Jahre, Felix van Deventer steht dem Vernehmen nach bei „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“vor der Kamera. Ein bisschen hip wollte RTL auch sein und holte sich eine Podcasteri­n ins Camp. Leila Lowfire quatscht offen über Sex. Immerhin reist auch eine Olympiasie­gerin an. Sandra Kiriasis gewann 2006 Gold im Zweierbob.

Knapp die Hälfte der Dschungel-liegen füllt RTL mit Reality-tv-teilnehmer­n, also Menschen, deren einzige öffentlich­e Leistung darin besteht, es mal irgendwann mehrere Wochen vor einer Kamera ausgehalte­n zu haben. Bastian Yotta wanderte halbwegs erfolgreic­h in die USA aus und später nackt durch die Sendung „Adam sucht Eva“. Chris Töpperwien schaffte es ebenfalls nach Amerika, gründete dort ein Currywurst-franchise und landete in einer Auswandere­r-sendung. Domenico de Cicco gewann beinahe das Herz der Bacheloret­te. Evelyn Burdecki hingegen wurde gleich in der ersten Folge vom Bachelor aussortier­t, schlachtet­e danach aber einen angebliche­n Flirt mit Leonardo Dicaprio so geschickt aus, dass sie nicht völlig in Vergessenh­eit geriet. Gisele Oppermann erhielt als sogenannte Heul-kandidatin bei „Germany‘s Next Topmodel“ihre 15 Sekunden Ruhm, doch der reicht ihr als einziger Teilnehme- rin nicht einmal zu einem eigenen Wikipedia-eintrag.

Der Mangel großer Namen lässt nicht unbedingt hoffen, dass die 13. Staffel die Langeweile der vergangene­n Jahre beenden wird. Zu routiniert sind die Kandidaten mittlerwei­le, sie selbst haben die Sendung seit Jahren im TV verfolgen können. Viele von ihnen tingeln hauptberuf­lich durch C-prominente­n-shows. Die Prüfungen sind im Normalfall nicht einmal Variatione­n, sondern Wiederholu­ngen aus denvorjahr­en.

Doch drei Faktoren könnten trotzdem dafür sorgen, dass die Sendung wieder das Einschalte­n lohnt.

Der Gewinn

Immer wieder schraubt RTL ein wenig am Regelwerk, um Konflikte und damit Unterhaltu­ng zu erzeugen. In diesem Jahr bekommt der Gewinner nicht nur seine vertraglic­h vereinbart­e Gage, sondern zusätzlich 100.000 Euro. Wer früher zu D-mark-zeiten die Spielshow mit Ulla Kock am Brink gesehen hat, der weiß, dass schon die Jagd nach der Hälfte dieser Summe unterhalts­am sein kann. Für die meisten Dschungelb­ewohner dürfte es eine Menge Geld sein und deutlich über dem Betrag liegen, den sie für die Teilnahme erhalten.

Der Promi-mangel

Dass es an großen Namen mangelt, könnte auch zum Vorteil werden. Niemand kann sich auf seine Bekannthei­t verlassen, jeder kann sich noch einmal neu erfinden. Zu den Highlights der Dschungelc­amp-historie gehören die zwei Staffeln, in denen die zuvor eher unterpromi­nenten Model-show-absolvente­n Sarah Knappik und Larissa Marolt mit großem Gezicke und überrasche­nden Weisheiten tagelang Gesprächst­hema waren.

Bestehende Konflikte

Bastian Yotta und Chris Töpperwien haben sich bereits im Vorfeld öffentlich angegiftet. Da beiden kein Mangel an Testostero­n nachgesagt wird, dürfte niemand von ihnen zügig einen Rückzieher machen. Außerdem fanden Domenico de Cicco und Evelyn Burdecki einst in der Sendung „Bachelor in Paradise“zusammen. Dass de Cicco kurz zuvor ein Kind mit einer anderen Frau gezeugt hatte, erfuhr Burdecki erst später. Davon erholte sich das junge Glück nicht mehr. Die Trennung gilt als nicht aufgearbei­tet. Nach Ablauf der zweiwochen sollte bei den Zuschauern jedenfalls mehr in Erinnerung sein vom Dschungelc­amp 2019 als jene Enthüllung, die RTL in dieser Woche selbst in Umlauf brachte. Der Wasserfall, unter dem die Promis duschen, wurde künstlich angelegt. Und wird nachts ausgeschal­tet.

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FOTO: RTL/SHIRAZI Aufgebroch­en, um zu siegen. Oben (v.l.): Peter Orloff, Tommi Piper, Sibylle Rauch, Gisele Oppermann, Doreen Dietel, Chris Töpperwien. Unten (v.l.): Domenico de Cicco, Leila Lowfire, Bastian Yotta, Felix van Deventer, Evelyn Burdecki, Sandra Kiriasis.

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