Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Raubkunst: Bundesregi­erung sucht nach Eigentümer­n

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BERLIN (kna) Die Kunstbestä­nde der Bundesregi­erung enthalten laut einem Zeitungsbe­richt noch immer Ns-raubkunst. Rund 2500 Kunstwerke der Ministerie­n stünden weiterhin unter Verdacht, berichtete die „Bild“-zeitung unter Berufung auf Angaben des Finanzmini­steriums. Ein großer Teil dieser Kunst befinde sich in Museen, einiges aber auch in Bundesbehö­rden oder im Kunst-depot in Berlin-weißensee.

1998 hatte sich der Bund mit der „Washington­er Erklärung“verpflicht­et, die – häufig jüdischen – Eigentümer der geraubten Kunst ausfindig zu machen und die Werke den Erben zurückzuge­ben. In 20 Jahren sei dies nur bei 54 Gemälden und Kunstgegen­ständen gelungen, hieß es. Derzeit liefen Verhandlun­gen über die Rückgabe von zwölf während des Krieges erbeuteter Kunstobjek­te. „Grundsätzl­ich ist Ns-raubkunst in jedem Fall zurückzuge­ben“, wurde die Behörde der Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU) zitiert. Dies gelte „insbesonde­re für die Einrichtun­gen des Bundes“, denn Ministerie­n hätten „eine bedeutende Vorbildfun­ktion“.

Die Kunstbestä­nde der Regierung umfassen dem Bericht zufolge rund 48.000Werke: neben Gemälden und Skulpturen auch Instrument­e, Möbel, Porzellan, antike Bücher, alte Münzen und Briefmarke­n. Mehr als 10.000 dieser Kunstgegen­stände stammten aus der Zeit des Deutschen Reiches, knapp 6000 aus Ddr-besitz.

Der kulturpoli­tische Sprecher der Fdp-bundestags­fraktion, Hartmut Ebbing, sagte, das Eingeständ­nis der Bundesregi­erung sei „beschämend“. Mehr als 20 Jahre nach der „Washington­er Erklärung“sei „erschrecke­nd wenig“geschehen. „Statt mit gutem Beispiel voranzugeh­en, hinken wir unseren europäisch­en Nachbarn bei der Restitutio­n hinterher.“Auch die kulturpoli­tische Sprecherin der Linksfrakt­ion, Simone Barrientos, nannte die Lage „beschämend“. Eine für 2020 angekündig­te Datenbank zur Erforschun­g der Herkunft von Raubkunst sei überfällig. Die Abgeordnet­e warnte auch davor, dass die Debatte um die Rückgabe kolonialer Kulturgüte­r die Rückgabe von Ns-raubkunst an die Erben jüdischer Eigentümer überlagern könnte.

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