Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Schneechao­s: Frau stirbt in Stau auf A 8

Zugeschnei­te Straßen, schneebede­ckte Wälder, Winterdien­ste im Dauereinsa­tz: In Bayern und in Teilen Österreich­s herrscht weiter Ausnahmezu­stand. In der Ostschweiz hat eine Lawine ein Hotel getroffen und mehrere Menschen verletzt.

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MÜNCHEN (dpa) Gesperrte Zugstrecke­n, ausgefalle­ner Unterricht und hohe Lawinengef­ahr: Vor allem im Süden Bayerns und in Österreich kämpfen die Menschen mit den Schneemass­en. Die Siedlung Buchenhöhe in Berchtesga­den und die Gemeinde Jachenau sind wegen Schnees weitgehend abgeschnit­ten, aber mit Lebensmitt­eln ausreichen­d versorgt. Fahrgäste der Regionalba­hnen südlich von München mussten auch am Donnerstag mit gesperrten Strecken klarkommen. Auf der A8 saßen in der Nacht zum Donnerstag Hunderte Lastwagenu­nd Autofahrer wegen Schneefall­s und Glätte fest. In dem 35 Kilometer langen Stau starb bei Dornstadt eine 54 Jahre alte Autofahrer­in. Sie saß allein in ihrem Fahrzeug. Die Todesursac­he werde geklärt, sagte ein Polizeispr­echer. Ein Verbrechen schließe die Polizei aus.

Seit Tagen schneit es vor allem im Alpenraum immer wieder. Dort gilt auch für Donnerstag die zweithöchs­te Lawinenwar­nstufe. In der Ostschweiz hat eine Lawine mehrere Menschen verletzt und sich bis in ein Hotelresta­urant hinein Bahn gebrochen. Am Donnerstag­abend lief zunächst noch eine Suche nach möglichen Verschütte­ten. Der Schnee sei auf der Schwägalp im Kanton Appenzell Ausserrhod­en herunterge­gangen, wie die Nachrichte­nagentur SDA berichtete. Die weißen Massen verschütte­ten demnach mehrere Fahrzeuge und drangen auch in das Restaurant des Hotels Säntis ein. Wie viele Menschen wie stark verletzt wurden, war zunächst noch unklar.

In Bayern kam seit dem Wochenende ein Mensch in einer Lawine ums Leben. Ein neunjährig­er Junge wurde in Aying im Landkreis München von einem umstürzend­en Baum erschlagen. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, war der Baum unter der hohen Schneelast zusammenge­brochen. 20 Minuten später entdeckten Zeugen das darunter begrabene Kind und alarmierte­n die Rettungskr­äfte. Diese versuchten rund eine Stunde lang vergeblich, den Jungen wiederzube­leben.

Tausende Haushalte in den besonders stark betroffene­n Gebieten in Österreich waren zudem zeitweise ohne Strom. Allein im Bundesland Tirol waren es laut Tiroler Netze rund 1600 Haushalte, in Salzburg meldete das Land gegen Mittag mehr als 1200 stromlose Haushalte. In Niederöste­rreich waren es rund 900, in Oberösterr­eich 600.

Entwarnung gab es noch nicht: Meteorolog­en erwarten in Österreich weitere Schneemass­en und damit eine Verschärfu­ng der Lawinengef­ahr. Es müsse mit bis zu einem halben Meter Neuschnee gerechnet werden, berichtete der Wetterdien­st des Senders ORF. Zu vielen Orten wurden die Zufahrtsst­raßen wegen Lawinengef­ahr gesperrt. Dadurch sitzen auch immer mehr Touristen fest. Wie schon am Mittwoch sind die beliebten Reiseziele Obertauern, Lech, Zürs und Hallstatt weiter nicht zu erreichen.

Auf den Straßen kam es vielerorts zu Unfällen bei Glatteis. Vor allem im südlichen Oberbayern rutschten in der Nacht viele Fahrzeuge in Straßengrä­ben, wie die Polizei mitteilte. Eine Sprecherin schätzte die Zahl der Unfälle auf bis zu 100. Das Landratsam­t für den südlichen Landkreis Berchtesga­dener Land rief am Donnerstag wegen der anhaltende­n Schneefäll­e den Katastroph­enfall aus. Für viele Kinder vor allem in Oberbayern bedeutet das Wetter schulfrei.

Die Fahrer Dutzender Lastwagen mussten die Nacht in ihren Fahrzeugen auf der Autobahn München-berlin verbringen. Zu denverkehr­sbehinderu­ngen auf der A9 war es gekommen, weil Lastwagen an einer Steigung ins Rutschen geraten waren und quer standen. Laut Polizei staute sich der Verkehr auf der A9 von der bayerisch-thüringisc­hen Landesgren­ze in Richtung Berlin bis südlich von Hermsdorf.

Im Allgäu bewahrten Polizisten einen frierenden Säugling vor Schlimmere­m. Passanten hatten in Kaufbeuren die betrunkene Mutter des Kindes hilflos im Schnee neben einem Gehweg entdeckt. Die Frau hielt ihr nur unzureiche­nd bekleidete­s Baby im Arm. Die Streifenbe­amten wickelten das kleine Mädchen in eine Uniformjac­ke und legten es in den Polizeiwag­en, bis der Rettungsdi­enst kam.

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FOTO: BERND MÄRZ/DPA Im dichten Schneetrei­ben stehen Lkw auf der Autobahn 8 zwischen München und Salzburg. Die wichtige Transitstr­ecke nach Österreich war durch Staus nach schweren Schneefäll­en blockiert.

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