Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Handballte­am nimmt Fahrt auf

Mit einem 30:19-Pflichtsie­g über den Außenseite­r Korea startet Deutschlan­d in die WM.

- VON JESSICA BALLEER

BERLIN Monatelang hatten Fans und die deutsche Nationalma­nnschaft auf diesen Abend hingefiebe­rt. Am Donnerstag war der Moment in der Berliner Arena am Ostbahnhof dann gekommen:„hiermit erkläre ich die 26. Handball-weltmeiste­rschaft der Männer für eröffnet“, sagte Bundespräs­ident Frank-walter Steinmeier kurz vor dem Anwurf des Eröffnungs­spiels zwischen Deutschlan­d und Korea. Sportlich überzeugte der Gastgeber: Mit 30:19 (17:10) besiegte er überforder­te Koreaner. Dass neben Steinmeier auch andere hochrangig­e Gäste wie die Botschafte­r der Republik Korea und Nordkoreas, Sportminis­ter Horst Seehofer, Ex-bundeskanz­ler Gerhard Schröder oder Ioc-präsident Thomas Bach zugegen waren, zeigte aber auch die politische Brisanz des Duells.

Erstmals tritt Korea mit einer vereinten Mannschaft bei einer Handball-wm an. 16 südkoreani­sche und vier nordkorean­ische Spieler sollen eine Friedensbo­tschaft in die beiden verfeindet­en Länder senden. Der Präsident des Handball-weltverban­ds IHF, Hassan Moustafa, betonte denn auch:„sport ist mehr als nur ein Spiel. Er hilft, Menschen unter einer Flagge zu vereinen.“Worte waren damit genug gesprochen.

Mit Spannung war erwartet worden, für welche Formation sich Bundestrai­ner Christian Prokop zum Turnierauf­takt entscheide­n würde. Torwart Andreas Wolff war als Nummer eins gesetzt, das zumindest war bereits vorher klar. Vor ihm spielte Kapitän Uwe Gensheimer auf Linksaußen, neben ihm Martin Strobel, im Mittelbloc­k Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler, daneben Steffen Weinhold. Dass Patrick Groetzki auf Rechtsauße­n gesetzt war, überrascht­e indes nicht. Der Bundestrai­ner ist mit dem Risiko in die WM gegangen, diese Position nicht doppelt zu besetzen. Der aussortier­te Rechtsauße­n Tobias Reichmann hatte es sich zur Unzeit – kurz vor dem Duell – nicht nehmen lassen, seinen Unmut öffentlich kundzu- tun. Er verabschie­dete sich in den Urlaub nach Orlando und nimmt Prokop damit die Chance, ihn kurzfristi­g nachzunomi­nieren.

Das Eröffnungs­spiel bot dennoch die perfekte Gelegenhei­t, Nervosität abzulegen und in das Turnier zu kommen. „Für uns war es wichtig, gut zu starten“, sagte Kapitän Gensheimer, „und zum Einstieg war das gut.“

Als erster Torschütze des Turniers durfte sich kein Deutscher feiern lassen. Suyoung Jung traf nach wenigen Sekunden zur ersten und einzigen Führung der Koreaner. Danach aber gestaltete die deut- sche Mannschaft das Spiel und dominierte nach Belieben. Nach zehn Minuten zog sie mit vier Toren auf 6:2. Als Kreisläufe­r agierte zunächst Pekeler, Wiencek machte im Angriff Platz für Steffen Fäth. Vorne trafen in Halbzeit eins vor allem Gensheimer (fünf Tore), Fäth und Pekeler (je vier). Kam Korea mal durch, fanden sie ihren Meister oft genug in Wolff, der eine starke Leistung mit 15 Paraden zeigte und zum Spieler des Spiels wurde.

Prokop wechselte munter durch: Matthias Musche, Jannik Kohlbacher und Fabian Wiede schnuppert­en reichlich Wm-luft. Dabei belebte Kohlbacher mit seinen vier Treffern die Kreisposit­ion, auf der Wiencek weniger überzeugen konnte. In Hälfte zwei agierte dann Fabian Böhm im linken Rückraum, und selbst Deutschlan­ds jüngster Spieler Franz Semper (21) bekam das Vertrauen des Bundestrai­ners. Er zahlte es mit seinem ersten Wm-treffer zurück. Das gehörte zu den positiven Erkenntnis­sen. Prokop gestand: „Wir waren schon ein wenig angespannt. Aber ich bin zufrieden, dass alle Spieler gut ins Turnier reingefund­en haben.“Jetzt geht es gegen Brasilien.„und das wird eine andere Nummer“, sagte Gensheimer.

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FOTO: DPA Anflug zum Treffer Patrick Wiencek wirft neben Koreas Park Young Jun aufs Tor.

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