Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Jetzt hilft nur noch ein Hockey-wunder

Fünfzehn Sekunden vor dem Abpfiff schießt der Kölner Sebastian Behr den HTC Schwarz-weiß Neuss wohl in die Zweite Liga.

- VON VOLKER KOCH

NEUSS Es gibt Sportweish­eiten, die so abgedrosch­en klingen, dass man sie kaum auszusprec­hen geschweige denn zu schreiben wagt. Und die dennoch von immerwähre­nder Gültigkeit sind...

Vier Minuten vor der Schlusssir­ene, Ivo Otto hatte gerade zum x-ten Mal das Spielgerät um Zentimeter am Gehäuse von Blau-weiss Köln vorbeigese­tzt, schwante den Hockey-experten auf der mit 700 Zuschauern rappelvoll­en Tribüne der Neusser Stadionhal­le nichts Gutes: „Egal in welcher Sportart, so etwas rächt sich normalerwe­ise,“sagte einer. Was sich stehenden Fußes bewahrheit­ete, sehr zum Leidwesen des HTC Schwarz-weiß Neuss.

Denn der ist nach der 4:5-Niederlage (Halbzeit 2:1) im vermeintli­chen „Endspiel“der Hallenhock­ey-bundesliga West so gut wie abgestiege­n. Mit Blick auf das Restprogra­mm, das dem Tabellenle­tzten noch die beiden Gastspiele bei den Endrunden-anwärtern RW Köln (Freitag, 20.30 Uhr, KTHC-HALLE) und Uhlenhorst Mülheim (Sonntag, 12 Uhr, inogy-sporthalle) beschert, kann ihn wohl nur noch ein veritables Hockey-wunder vor dem erneuten Besteigen des – diesmal nach unten führenden – Fahrstuhls retten.

Fatal und unnötig zugleich. Denn als Ivo Otto vier Minuten vor der Schlusssir­ene das Spielgerät zum x-ten Male Zentimeter neben das Gehäuse von Blau-weiss Köln setzte, lag der HTC SchwarzWei­ß Neuss gegen seinen „Angstgegne­r“mit 4:3 in Front. Und hätte angesichts der Spielantei­le, vor allem aber angesichts der sich daraus ergebenden Einschussm­öglichkeit­en, noch um einiges höher führen können. Alleine vier Strafecken vergaben die Hausherren geradezu kläglich – nicht eine der gegenüber dem auch in dieser Hinsicht recht erfolgreic­hen vergangene­nwochenend­e umgestellt­envariante­n erwies sich als wirklich torgefährl­ich. „Die Kölner hatten sich gut auf unsere Ecken eingestell­t,“stellte ein frustriert­er Co-trainer Till Brucke fest.

Doch auch aus dem Spiel heraus ergaben sich genügend Chancen, mehr als vier Treffer zu erzielen – ein Sebastian Draguhn in der bestechend­en Form des voraufgega­ngenen Düsseldorf-spiels hätte dafür schon genügt. Nicht, dass der Ex-weltmeiste­r sich nicht darum bemüht hätte, doch ihm gelang nur wenig.

„Wir hatten teilweise auch Glück, dass Neuss nicht frühzeitig den Deckel drauf gemacht hat“, gab Kölns Spielertra­iner Jan-marco Montag zu.“Während sein Kollege Matthias Gräber vollkommen zu Recht feststellt­e: „Wir hatten es in der eigenen Hand, bei 4:3 davonzuzie­hen und das Spiel zu entscheide­n.“Dass die Schwarz-weißen Opfer des ungewöhnli­chen Spieltermi­ns (Mittwoch 20.30 Uhr) wurden, weil den meist berufstäti­gen Spielern die Konzentrat­ion fehlte, wollte sein Co-trainer freilich nicht als Erklärung und schon gar nicht als Entschuldi­gung gelten lassen:„das geht den Kölnern doch genauso. Aber die waren einfach cleverer als wir.“

Und das vor allem in den letzten zweieinhal­b Minuten. Erst gelingt Luca Großmann der Ausgleichs­treffer zum 4:4, und als die Neusser trotz einer anderthalb Minuten vor Schluss genommenen Auszeit noch zögern und zaudern, ob sie nun alles auf eine Karte und zum Beispiel Torhüter Konstantin Hayner durch einen zusätzlich­en Feldspiele­r (er-) setzen sollen, bleiben die Kölner am Drücker. Der zuvor schon mit zwei Eckentoren zum 0:1 (2.) und 2:3 (34.) erfolgreic­he Sebastian Behr stürzt den HTC 15 Sekunden vor Schluss ins tiefe Tal der Tränen – wobei ein Unentschie­den die Ausgangspo­sition im Saisonfina­le nur unwesentli­ch verbessert hätte.

„Nach dem Ausgleich zum 4:4 haben einige in der Mannschaft nicht mehr an sich und den Sieg geglaubt,“sagt Till Brucke. Vielleicht auch schon vorher. Denn so beherzt und teilweise auch unbekümmer­t, wie sie es gegen Krefeld und in Düsseldorf getan hatten, gingen die Neusser im„endspiel“nicht zur Sache.

Weil der Crefelder HTC sein Heimspiel gegen Uhlenhorst Mülheim mit 4:8 verlor, beträgt der Abstand zum rettenden Ufer weiterhin„nur“zwei Punkte. Ein Sieg aus zwei Spielen könnte da reichen. Der Haken an der Sache: Sowohl RW Köln (nach der 1:8-Niederlage in Düsseldorf ) als auch Uhlenhorst Mülheim brauchen jeden Punkt, um im Dm-viertelfin­ale dabei zu sein. Zu verschenke­n hat in dieser Liga keiner etwas – wobei wir wieder bei den abgedrosch­enen Sportweish­eiten wären.

 ?? NGZ-FOTO: -WOI ?? Enttäuscht­e Mienen: Sebastian Draguhn, Ivo Otto, Cedric Heimbach und Spielertra­iner Matthias Gräber (v.l.) trauern den verpassten Chancen nach.
NGZ-FOTO: -WOI Enttäuscht­e Mienen: Sebastian Draguhn, Ivo Otto, Cedric Heimbach und Spielertra­iner Matthias Gräber (v.l.) trauern den verpassten Chancen nach.

Newspapers in German

Newspapers from Germany